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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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einstmaligen Stalin-Allee, die zur Druckerei in Vogelsdorf im Osten Berlins führte, frage, wie kriegen wir denn jetzt das Material zum Redaktionsschluss um 18.00 Uhr in die 32 km entfernte Druckerei, zeigte einer der englischen Techniker auf die Steckdose und sagte »through this box«.
    Die »Super!«-Zeitung, die im Mai startete, war weltweit die Erste, die direkt vom Computer als Schreibgerät auf den Zylinder ging. Als wir das Abenteuer mit der »Super!«-Zeitung im Sommer 1992 beenden mussten, nahm Helmut Markwort für seinen geplanten »Focus« die technische Umsetzung mit, die die Grundlage für das grafische Erscheinungsbild des Magazins bildete.
    Die »Focus«-Geschichte ist oft erzählt worden. Es war ein noch viel größeres Abenteuer als die »Super!«-Zeitung, doch es gelang. Im Frühjahr 1994 verdienten wir das erste Geld und konnten beginnen, die Investitionen zurückzuzahlen.
    Aber nicht nur die Zeiten änderten sich, auch die Helden. Nicht mehr Andy Warhol oder Mick Jagger, sondern ein junger Amerikaner war der neue Held. Sein Name: Bill Gates. Ich lernte ihn auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos kennen und fuhr im Sommer 1994 nach Kalifornien. Dort blieb ich fast einen Monat in Palo Alto und Cupertino, besuchte Electronic Arts, Intel, Amazon und Microsoft. Die Perspektiven der digitalen Revolution setzten meine unternehmerische Fantasie in Bewegung.
    1995 hatte die Industrie- und Handelskammer in Bonn zu einer Pressekonferenz mit Bill Gates eingeladen. Wir beide wurden gefragt, wie das neue Geschäftsmodell aussähe: »Where will the money come from?«. Gates antwortete, »From Advertising«, und ich meinte vom E-Commerce. Beide hatten wir recht. Nur, das Anzeigengeschäft ging nicht zu Microsoft, sondern zu Google, der Firma, die innerhalb von zehn Jahren zum weltweit größten Verlagsunternehmen aufgestiegen ist. Und der E-Commerce ging nicht zu den Print-Verlagen, sondern zu Amazon, die mit Büchern anfingen und heute der größte Versandhändler der Welt sind.
    Im Jahr 2005 hatte ich eine neue Konferenzform gestartet, DLD. Die erste Konferenz über digitalen Lifestyle und Design in Deutschland. Vier Jahre später, es war die fünfte DLD-Konferenz, erfuhr ich von meiner Frau Maria, zum Nachtessen sei ein junger Mann eingeladen, der auf der Konferenz von allen bewundert werde. Ich war gespannt. Nur der junge Mann fand sich gar nicht in unserem Esszimmer ein, sondern ging gleich ein Stockwerk höher zu meinen Kindern Jacob und Lisa. Die beiden hatten Freunde ihrer Altersgruppe zwischen 16 und 19 Jahren um sich versammelt. Der junge Gast wollte herausfinden, wie diese Teenager ein soziales Netz wie Facebook nutzen, wie sie chatten, welche Fotos sie posten und welche Songs sie untereinander austauschen. Nach den Recherchen bei der recht jungen Zielgruppe verließ er eilends unser Haus, nicht ohne sich vorher noch höflich bei meiner Frau und mir zu verabschieden: Es war Mark Zuckerberg. Dieser Auftritt lehrte mich zwei Dinge: Zuckerberg hatte anscheinend eine Software entwickelt, die von den Unter-zwanzig-Jährigen sofort angenommen wurde. Sie entsprach deren Kommunikationsbedürfnis, neue Freunde kennen zu lernen und sich mit ihnen auszutauschen. Und noch etwas spielt bei den sozialen Netzen eine entscheidende Rolle. Deren Inhalte werden von den »Usern« selbst generiert: die Gesprächsthemen, die Auswahl der Freunde oder Freundinnen, die Selbstdarstellung durch Fotos, Videos oder Texte. Man ist nicht mehr auf einen Vermittler angewiesen. Die »peer group« oder die Beziehungsgruppe bildet sich aus der Kommunikation der »User« heraus und bedarf nicht mehr der Redaktion einer Zeitschrift. Diese umstürzende Innovation, die in den USA damals schon erfolgreich war, wann wird sie in Deutschland einsetzen, fragte ich mich. Welche Folgen wird das für die Medien in Deutschland haben?

    2011 luden wir Stewart Brand auf die DLD-Konferenz nach München ein, der 1968 mit seinem Katalog »Whole Earth Catalogue« das Kultbuch der Hippie-Generation schuf. Wie aus dieser Welt dann die Internet-Start-ups entstanden, war Gegenstand der Diskussion.
    Der Siegeszug von Mark Zuckerbergs »Facebook«, auch in Deutschland, vollzog sich schneller, als die meisten Medienexperten vorhergesagt hatten. »Facebook«, im Februar 2004 gegründet, zählt jetzt international rund eine Milliarde Nutzer, wird seit Mai 2012 an der New Yorker Börse notiert. Auf »Facebook« folgte »Twitter« , das ein ähnliches – wie man im
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