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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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Hotels Michelangelo posierte, sowie an den gemeinsamen Besuch der Palladio-Villa »La Rotonda«.

    Petrarca-Preis 1989 in Lucca, er geht an Jan Skácel. Im Garten der Villa Rossi liest Mario Luzi seine eigenen Gedichte.
    Für viele, die mich nicht kannten, passte da einiges nicht zusammen. Und fremde Gäste, die zur Preisverleihung dazukamen, sprachen hinter vorgehaltener Hand vom »Illustriertenheini«, der sich nach intellektueller Aufwertung sehne. »Der Spiegel« berichtete im Juni 1977 gleich auf fünf Seiten über den Skandal bei der Preisverleihung an Herbert Achternbusch, der im Furor den Scheck für sein Preisgeld zerrissen hatte. Nur für mich war das Nebeneinander von »Bunte« und Petrarca-Preis kein Widerspruch. Aus der Historie der Münzprägung wusste ich, dass jede Münze zwei Seiten hat und auf jeder Seite ein anderes Thema steht. Erst beide zusammen ergeben das Bild der Stadt, des Landes, des Fürsten. Doch erst beide Seiten zusammen ergeben auch eine gültige Münze. Nur weil ich nicht bloß als Verleger Geld verdienen musste, sondern zugleich jemand war, der sich für Tradition und Gegenwart der Künste interessierte, konnte ich letztlich produktiv sein und die Zeichen der Zeit richtig erkennen.
    Heitere drei Tage im Süden, mit Freunden, mit Dichterlesungen und einfühlsamer Betrachtung antiker Bauwerke und Renaissance-Kunst, das war der Petrarca-Preis. Die Exkursion entsprach der Grand Tour, die Zöglinge der englischen Aristokratie im 18. Jahrhundert zur Horizonterweiterung ihrer Bildung nach Italien und Griechenland unternahmen. Fast vierzig Jahre später existiert der Petrarca-Preis immer noch, zusammengehalten durch prägende Freundschaftserlebnisse seiner Teilnehmer.
    Die Polarität zwischen der Welt der Kunst und der Welt der Printmedien habe ich dann aber erst in der schon erwähnten Ausstellung von Kirk Varnedoe – »High and Low« in New York Ende 1990 – vollends verstanden. Hier wurde gezeigt, dass schon der Beginn der modernen Kunst in der Auseinandersetzung mit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris einsetzenden Plakat- und Werbetechnik, der Fotografie und etwas später dem Kino bestand. Auch Motive aus der Werbung fanden Eingang in die Kunstwerke.
    High and Low – für den Titel des Buches »In Medias Res« wählte ich bewusst diese Collage von Pablo Picasso mit dem herausgerissenen Schriftzug »Le Journal«.
    Als ich im Herbst 2010 mein Buch »In Medias Res« publizierte, wählte ich als Titel eine Collage von Picasso, in der ein Papierausschnitt der damals bekannten Zeitung »Le Journal« verwendet wird.
    Dass ich mich in der Spannung zwischen Illustriertenwirklichkeit und subjektivem Kunstempfinden – beim Lesen von Gedichten oder beim Betrachten eines Tafelbildes – bewegte, empfand ich als Inspiration. Kreatives Denken war für mich immer poetisches Denken. Mein sprunghaftes Denken und meine Lust an der Verknüpfung angeblich unvereinbarer Lebensbereiche suchte immer nach Bildern, nach Vergleichen, nach Metaphern. Poesie – das waren die seltenen Stunden der wahren Empfindung, wie Peter Handke eines seiner Bücher nannte. Andere Beispiele für kreatives Denken fand ich in Comics, Graffiti und Collagen.

10 Umzug nach München

Redaktionen sind wie gruppentherapeutische Experimente – immer in Bewegung. Zu Beginn der 80er Jahre spürte man so etwas wie eine Krise in der »Bunte«-Redaktion. Von Charly Schmidt-Polex, unserem Chefreporter, stammte der Satz: »Das Schönste an Offenburg ist die Ausfahrt nach München.« Die Kinder von Manfred Geist, dem stellvertretenden Chefredakteur, wurden in der Schule gehänselt, weil sie kein Badisch sprechen konnten. Der später zu uns gestoßene Franz Josef Wagner, auch Werner Rudi und Mathias Nolte verließen »Bunte«. Letzterer ging zu Ringier nach Zürich.
    Es war nicht leicht, neue Leute zu »Bunte« nach Offenburg zu holen. Mir war klar, dass München als aufstrebende Medienstadt mit Zeitungen, Buchverlagen und gerade entstehenden Privatsendern der richtige Standort für »Bunte« sein würde. Dort arbeiteten von Burda schon die Redaktionen der »freundin«, der »Bild + Funk« und von »meine Familie & ich« unter der Regie des erfolgreichen Verlagsmanagers Karl-Heinz Hiller.
    »Bunte« war in der Zwischenzeit ein großer Umsatzbringer für die zu Burda gehörende Druckerei geworden, und die Gewinne für den Verlag waren bedeutend, allein im Jahre 1979 waren die Anzeigenumsätze von 206 Mio. DM auf über 260 Mio. DM
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