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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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Boenisch blieb auf allen Seiten positiv. Allein Hannelore Kohl, für deren Stiftung ich in München in der Schackstraße ein Abendessen gab, war skeptisch.

    1984 – nach dem Umzug nach München ging der erste Betriebsausflug zünftig mit Blasmusik und einem Musikdampfer auf die Insel Herrenchiemsee.
    Und sie hatte recht. Pepe, wie er von allen genannt wurde, war ein feiner Kerl und ein guter Charakter. Nur mit dem Geldausgeben hatte er keine Probleme. In knapp acht Monaten hatte er die sehr profitable »Bunte« in die roten Zahlen gefahren, und schon im Oktober 1986 verließ er Burda wieder im freundlichen Einvernehmen.
    Zwischenzeitlich war mein Vater gestorben, und wir Brüder waren übereingekommen, das Erbe unter uns aufzuteilen. Ich übernahm den Verlag und sie die Springer-Beteiligung, die Geschäfte in den USA, die Papierfabriken und die österreichischen Vertriebsfirmen.
    Als ich im Mai 2012 meinen Bruder Frieder in seinem strahlenden Museum in Baden-Baden besuchte, sprachen wir darüber, wie richtig die damalige Realteilung war. Wir stimmten darin überein, dass wir drei in unseren Anlagen und Interessen zu verschieden gewesen seien, um zusammenzuarbeiten.
    Für »Bunte« begann nun eine unruhige Zeit. Einen verdienstvollen Routinier, Lothar Strobach, der die »Freizeit Revue« zur Cash Cow gemacht hatte, holte ich als Chefredakteur zu »Bunte«.
    Dann kam Günter Prinz und mit ihm eine Reihe der besten Boulevardjournalisten: der geniale Franz Josef Wagner, der dynamische Hans-Hermann Tiedje und der solide Claus Larass sowie der noch sehr junge Kai Diekmann, dazu Walter Mayer und Norbert Körzdörfer.
    »Bunte« gab sich heißer als die »Bild«-Zeitung. Günter Prinz, der ungekrönte König bei Springer, bediente jetzt die Hebel bei Burdas People-Magazin. 1988 brachte das Magazin eine Geschichte über Thomas Gottschalk, über die sich dieser sehr ärgerte. Mein Freund Willy Bogner rief mich an und fragte, »Hubert, hast du das gelesen? Das ist ›Bild‹ nicht ›Bunte‹«. Gottschalk reagierte auf seine Art. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, ging er im ZDF mit seinem Freund Günther Jauch in die laufende Sendung, hielt das Heft in der Hand und zerriss Artikelseiten. Er beschimpfte mich als Verleger. Zu Recht.
    Was jetzt wie eine Episode klingt, war in Wirklichkeit ein Paradigmenwechsel von Print zu TV. Jahrzehntelang haben die Magazine und die Tageszeitungen die täglichen Gesprächsthemen gesetzt. Das Fernsehen war fast staatsmännisch, sozusagen »von Amts wegen« seriös. Aber jetzt wurden plötzlich Personalstories lanciert, zunächst im ZDF. Natürlich hatte dies damit zu tun, dass unter der neuen Regierung von Helmut Kohl das private Fernsehen Einzug hielt und mit ihm ganz neue Formate gesendet wurden. Mittlerweile zeigen die Fernsehsender täglich eine Talkshow, eine Runde mit »public people«.
    Für »Bunte« waren dies aufregende Jahre. Sie kam erst wieder in ein ruhigeres Fahrwasser, als mit Patricia Riekel 1996 die richtige Chefredakteurin gefunden war.
    In den sechzehn Jahren, in denen sie die Zeitschrift geformt hat, sorgt sie jede Woche für aufregenden Gesprächsstoff.

11 Medien im Umbruch

    Bill Gates lernte ich 1994 kennen. Mit ihm war ein ganz neuer Held geboren. Nicht Film, nicht Musik, nicht Sport, sondern Software wurde zum Motor des Erfolges.

Rückblickend erscheint mir das Jahr 1986 genau als der richtige Moment, die Chefredaktion abzugeben. Denn schon ein Jahr nach der Realteilung wurden die Zeiten unruhiger – nicht im Verlag, sondern in den Druckereien.
    Ich erinnere mich, dass schon Ende der 70er Jahre mich mein Vater einmal über einen Glaskasten der englischen Firma »Crossfield« befragte, ob ich ihm erklären könne, wieso dieses »Kästchen« 560000 DM kostet.
    Es war der erste elektronische Scanner und der Beginn einer völlig neuen Art zu reproduzieren. Dieser Prozess war seit damals weitergegangen und hatte die klassischen Vorstufen des Druckens nach und nach überflüssig gemacht. Keine manuelle Retusche mehr, keine Montage, kein Maschinensatz mehr – all diese Arbeitsplätze wurden prekär. Die Mitarbeiter wussten dies und wurden unruhig. Zum ersten Mal gab es 1988 Demos auf dem Firmengelände in Offenburg.
    Von da an wusste ich, dass die Zeiten Gutenbergs in der Drucktechnik zu Ende gehen. Als dann Rupert Murdoch mit mir für den ostdeutschen Markt eine Boulevardzeitung startete und ich im Januar 1991 bei dem beginnenden Feierabend-Verkehr in der
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