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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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»Focus«, »Playboy«. Neben dem Burda Verlag arbeitet die Marquard-Gruppe mit »Cosmopolitan«, »Shape« und »Joy« und Condé Nast mit »Vogue«, »Glamour« sowie »Myself«.
    Städte prägen die in ihnen entworfenen und realisierten Magazine, umgekehrt setzen Magazin-Redaktionen die Trends in der Stadt, in der sie erscheinen, aber auch deren Gesellschaft, Geschäfte, Restaurants und deren Lifestyle.
    »Brigitte«, »Schöner Wohnen«, »Essen & Trinken«, der »Stern« geben Hamburg einen ganz speziellen Stil, der sich von dem Münchens stark unterscheidet. Die Isarmetropole ist extrovertierter. Hier spielt es eine große Rolle, was die anderen Leute von einem denken. Nur in einer Münchner Zeitung konnte Anfang der 60er Jahre Hannes Obermaier seine »Leute«-Geschichten unter dem Pseudonym »Hunter« veröffentlichen.
    Es ist zwar richtig, dass die tägliche Aufregung mehr durch die Politik und die Wirtschaft entsteht, durch Fernsehen und Tageszeitung als durch Magazine, aber wie man leben will, wie und mit wem man seine Freizeit gestaltet, wie man wohnt, wo und mit wem man Urlaub macht, ob man seine Wochenenden allein oder zu zweit verbringt und vor allem mit wem man wo gesehen wird – all dies hat mehr mit dem »Pursuit of Happiness« von Thomas Jefferson zu tun als mit dem direkten »struggle for life«, von dem Nachrichtenmagazine berichten.
    1982 war auch das Jahr, in dem das private Fernsehen startete mit einem neuen Programm und mit neuen Themen. Plötzlich gab es mehr »Leute«-Geschichten und auch die Aufnahmetechnik hatte sich verändert. Man sah bei Fußballübertragungen nicht mehr nur das Spielfeld in Totalaufnahme, sondern die Gesichter der einzelnen Spieler, die Dramatik des Zweikampfes und den Freudentaumel um den Torschützen.
    Erst viele Jahre später veröffentlicht der Hanser Verlag in München ein Buch von Georg Franck, »Ökonomie der Aufmerksamkeit«. Das war zehn Jahre, nachdem »Bunte« ein People-Magazin geworden war. Da fand ich eine ziemlich genaue Beschreibung dessen, was wir Tag für Tag in unserer Redaktion trieben: »Was ist angenehmer als die wohlwollende Zuwendung anderer Menschen, was wohliger als ihre teilnehmende Einfühlsamkeit? Was wirkt so inspirierend wie begeisterte Zuhörer, was ist so fesselnd wie das Fesseln ihrer Sinne? Was gibt es Aufregenderes als einen Saal voll gespannter Blicke, was Hinreißenderes als den Beifall, der einem entgegentost? Was schließlich kommt dem Zauber gleich, den die entzückte Zuwendung derer entfacht, von denen wir selber bezaubert sind? – Die Aufmerksamkeit anderer Menschen ist die unwiderstehlichste aller Drogen. Ihr Bezug sticht jedes andere Einkommen aus. Darum steht der Ruhm über der Macht, darum verblasst der Reichtum neben der Prominenz.«
    Ist dies nur ein deutsches, ein nationales Phänomen? Sicher nicht. In der Zwischenzeit sind People-Magazine auch in Italien, in Frankreich, Spanien oder England die erfolgreichsten Zeitschriftenkonzepte. Aber ihr Erfolg in Deutschland hängt damit zusammen, dass die Niederlage im Zweiten Weltkrieg alle tradierten Sozialstrukturen zerstörte oder durcheinanderbrachte. Die alten Eliten in England, in Schweden und in Frankreich konnten sich halten und lebten nach Kriegsende ihren Stil weiter. In Italien gab es immer noch die Aristokratenfamilien, die Colonna, Orsini oder Borghese.
    Die Bundesrepublik aber musste ganz von unten wieder anfangen.
    Als ich in Marburg studierte, musste ich ein Referat im Fach Soziologie über Auf- und Abstiegsprozesse der Sozialschichten in der deutschen Nachkriegsgesellschaft halten. Wer kommt nach oben? Wer ist gescheitert? Dieses Thema spielt die Grundmelodie von »Bunte« – bis heute. Der frühere amerikanische Botschafter Kornblum verriet mir einmal auf die Frage, welches Magazin er in Deutschland am liebsten lese: »›Bunte‹, da weiß ich, wie die deutsche Gesellschaft funktioniert.«
    Meine Zeit bei »Bunte« ging ihrem Ende entgegen. Mein Vater feierte seinen 80. Geburtstag, aber, anders als zu seinem 75., ganz zurückgezogen.
    Wie würde es nach seinem Tod weitergehen? Das war die alles beherrschende Frage. Meine Brüder wurden Anfang 1985 unruhig und bestanden darauf, ich könne nicht Chefredakteur und Verleger in einer Person werden. »Wer soll sich denn um die neuen Objekte kümmern? Also bitte, suche einen neuen Mann für ›Bunte‹, wenn du selber wirklich der zukünftige Verleger werden willst.« Die Resonanz auf meine Entscheidung für Peter
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