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Die BUNTE Story

Die BUNTE Story

Titel: Die BUNTE Story
Autoren: Hubert Burda
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gestiegen. Sie hatte sich zum Flaggschiff des Verlages entwickelt.
    Wie sollte ich dem Senator, dem Erfinder von »Bunte«, nahebringen, dass Offenburg nicht mehr der richtige Platz für eine moderne Zeitschrift sei?

    Mit der Kolumne »Mein Rendezvous« begann die Karriere der Beate Wedekind. Ihre Kolumne war die meistgelesene in Deutschland. Gunter Sachs, fotografiert von Roger Fritz an seinem Lieblingsort St. Tropez
    Da fiel mir ein Trick ein. Ich erzählte ihm von den Schwierigkeiten in der Redaktion und was er von dem Plan halten würde, die Redaktion nach Stuttgart zu verlegen. Seine Worte habe ich bis heute nicht vergessen: »Nein«, sagte er, »bis du in Stuttgart von der Autobahn in die Stadtmitte kommst, kannst du lieber gleich nach München fahren.«
    Ich wusste, dass mein Vater den Fleiß und die Tüchtigkeit der Schwaben sehr schätzte, sie aber nicht für Propheten eines heiteren »Lifestyles« hielt.
    Das Ja des Senators für den Umzug nach München bekam ich prompt. Es war seine Entscheidung, und sie war richtig. Aus »Bunte« wurde dann in München die Großstadt-Illustrierte. Was mit Trempers »Leute«-Geschichten begonnen hatte, mit den »Interviews« – angeregt durch Andy Warhol – fortgesetzt wurde, fand mit der Kolumne »Mein Rendezvous« von Beate Wedekind seinen vorläufigen Abschluss: »Bunte« wurde das vielbeachtete People-Magazin, von dem ich immer geträumt hatte.
    Wie kam Frau Wedekind zu ihrer Kolumne?
    Am 6. Januar 1982 war ich in Zürich, um mit meinem Bruder Frieder den Scheck für die 25-Prozent-Beteiligung am Axel Springer Verlag zu unterschreiben. Am Abend hatte Eliette von Karajan in ihr elegantes Haus in St. Moritz eingeladen – ein kleiner Kreis, bestehend aus dem Ehepaar Agnelli, nahen Freunden und einer Reporterin der französischen Zeitschrift »Jours de France«. Es gab zwei große Gesprächsthemen: Der Dirigent Herbert von Karajan war begeistert vom Vierradantrieb des neuen Audi, den Gianni Agnelli sofort testen wollte. Beide fuhren noch vor dem Abendessen über den verschneiten Julierpass. Das andere Thema betraf die neue CD-Technik von Sony. Karajan meinte, das sei die perfekte Wiedergabe eines Konzerts, und er sei mit Sony übereingekommen, zukünftig alle seine Auftritte in Salzburg auf diese Art produzieren zu lassen. Ich saß neben der Reporterin aus elsässischem Adel, Hélène de Turckheim. Sie erzählte mir, dass sie über diesen Abend in ihrer Zeitschrift eine große Story bringen wird. Ihre Kolumne hieß »Mes Rendezvous«. So eine journalistische Neuerung wollte ich auch in »Bunte« platzieren. »Bunte« sollte mit am Tisch sitzen, exklusive Geschichten aus St. Tropez, Paris, Deauville oder St. Moritz präsentieren.
    Zurück in der Redaktion, erzählte ich von der Idee. Es war eine junge Frau, die erst kürzlich zu »Bunte« nach Offenburg gekommen war, die ihre Hand hob: Beate Wedekind. Sie war nicht nur mutig, sondern schaffte genau, was ich wollte. Die regelmäßige Kolumne »Mein Rendezvous« etablierte sich schnell, und es fanden sich viele, die darin vorkommen wollten.
    An Ostern 1982 gab ich in Offenburg bekannt, dass wir im Herbst des folgenden Jahres nach München umziehen werden – genügend Zeit, dies generalstabsmäßig vorzubereiten. In der deutschen Verlagsgeschichte kannte ich nur einen Umzug, und das war der des »Spiegel« von Hannover nach Hamburg.

    Wir kamen mit 104 Mitarbeitern nach München. 1335 Redaktions-Mitarbeiter arbeiten heute in mittlerweile drei Verlagsgebäuden.
    An einem Sonntagmittag 1983 saß ich auf den gepackten Kisten im gerade fertiggestellten Bürohaus an der Arabellastraße in München-Bogenhausen – nervös, ob alles klappen würde. Für die Produktion hing alles nicht nur davon ab, ob die Redaktion sich eingerichtet und ihre Seiten fertiggestellt hatte, sondern zum ersten Mal musste das Material rechtzeitig nach Offenburg geschafft werden, eine logistische Herkulesarbeit. Die Druckerei war ja jetzt nicht mehr »überm Hof«. Entgegen all meinen Befürchtungen klappte der Neuanfang in München reibungslos. Von 220 »Bunte«-Mitarbeitern war knapp die Hälfte mitgekommen. Heute sind in München 1335 Redakteure tätig, und im Online-Bereich arbeiten über 1000 Mitarbeiter.

Die Arabellastraße 23 hat zwar keinen Symbolcharakter wie das Offenburger Hochhaus, aber ich war froh, dies als Ausgangspunkt für all die anderen Schritte in München zu haben.

Viele neue Titel sind hinzugekommen: die »Elle«, »InStyle«,
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