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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai
Autoren: Pierre Boulle
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war eine völlige Aufgabe, Sir. Sie kennen das ja, wenn man aufgibt, nicht wahr, Sir?
    Er hat sich mit der Niederlage abgefunden. Er hat die Lippen bewegt und ein Wort ausgesprochen. Niemand wird erfahren, ob es eine Gotteslästerung oder ein Gebet war… oder vielmehr der ernüchterte und höfliche Ausdruck einer melancholischen Verzweiflung! Joyce war kein Aufrührer, Sir. Er war seinen Vorgesetzten gegenüber immer voller Respekt gewesen. Großer Gott! Das paßt genau dazu, daß Shears und ich es nicht erreichen konnten, daß er nicht jedesmal Haltung annahm, wenn er mit uns sprach! Ich wette, daß er noch einmal >Sir< herausgebracht hat, ehe er die Augen schloß, Sir …! Alles ruhte auf ihm. Es war zu Ende.
    Mehrere Ereignisse sind im gleichen Augenblick eingetreten, mehrere >Tatsachen<, wie Sie sagen, Sir. Sie haben sich in meinem Verstand verwirrt, aber ich habe sie wieder rekonstruiert. Der Zug war nahe. Das Dröhnen der Lokomotive nahm von Sekunde zu Sekunde zu …, war indessen nicht laut genug, um das Gebrüll dieses Irrsinnigen zu übertönen, der mit seiner ganzen schönen, ans Kommandieren gewöhnten Stimme um Hilfe rief…! Da war ich nun, machtlos, Sir… Ich hätte es nicht besser gemacht als er; ich nicht… niemand… Shears vielleicht…? Shears!
    Gerade in dem Augenblick habe ich erneutes Schreien gehört. Es war die Stimme von Shears. Sie hallte im ganzen Tal wider. Die Stimme eines wütenden Irren, Sir. Ich habe nur ein Wort verstehen können: >Stoß zu.< Auch er hatte begriffen, und zwar schneller als ich. Aber das nützte nichts mehr.
    Kurz darauf sah ich einen Mann im Wasser. Er schwamm auf das feindliche Ufer zu. Das war Shears. Auch er hing mit Leib und Seele an der Aktion. Es war eine Irrsinnstat!
    Er war ebenso wie ich nach diesem Morgen verrückt geworden. Er hatte gar keine Aussicht . Fast wäre ich auch noch losgerannt. Ich, der ich doch mehr als zwei Stunden gebraucht hätte, um von meinem Horst herunterzukommen!
    Er hatte nicht die geringste Aussicht. Er schwamm wie ein Tollwütiger, aber er hat mehrere Minuten gebraucht, um hinüberzukommen. Und während eben dieser Zeit, Sir, fuhr der Zug über die Brücke, über die großartige Brücke über den Kwai-Fluß, die von unseren Brüdern erbaut worden ist. Im gleichen Augenblick . im gleichen Augenblick, das fällt mir jetzt ein, stolperte eine Anzahl japanischer Soldaten, von dem Gebrüll herbeigelockt, die Uferböschung hinunter.
    Sie waren es, die Shears in Empfang nahmen, als er aus dem Wasser stieg. Zwei von ihnen hat er erledigt. Mit zwei Dolchstößen, Sir, mir ist keine Einzelheit entgangen. Er wollte nicht lebend gefangengenommen werden, aber er hat einen Schlag mit einem Knüppel über den Kopf bekommen. Er ist hingefallen. Joyce rührte sich nicht mehr.
    Der Oberst erhob sich. Die Soldaten hatten die Leitungen durchgeschnitten. Es war nichts mehr zu machen, Sir.«
    »Man kann immer noch irgend etwas versuchen«, ließ sich die Stimme des Obersten Green vernehmen.
    »Man kann immer noch irgend etwas versuchen, Sir . Dann hat eine Explosion stattgefunden. Der Zug, den anzuhalten niemandem eingefallen war, ist durch die Mine explodiert, die ich hinter der Brücke gerade unter meinem Beobachtungsposten gelegt hatte. Eine Chance! Ich hatte nicht mehr daran gedacht. Die Lokomotive ist entgleist und hat zwei oder drei Waggons mit in den Fluß hinuntergerissen. Einige Soldaten sind ertrunken. Der Verlust an Material war nicht schlecht, aber es waren Schäden, die sich in einigen Tagen beheben lassen, das war das ganze Ergebnis… Immerhin hat das einige Aufregung auf dem gegenüberliegenden Ufer erregt.«
    »Ein ganz nettes Schauspiel trotz allem, möchte ich meinen«, bemerkte tröstend Oberst Green.
    »Ein sehr nettes Schauspiel für diejenigen, die so etwas richtig lieben, Sir… Überdies habe ich mich gefragt, ob ich nicht einige Attraktionen dazu beisteuern könnte.
    Auch ich habe unsere Grundsätze zur Anwendung gebracht, Sir. Ich habe mich in diesem Augenblick wahrhaft geprüft, um herauszubekommen, ob es nicht noch etwas im Sinne unserer Aktion zu unternehmen gäbe.«
    »Es gibt immer noch etwas, das man im Sinne unserer Aktion unternehmen kann«, wiederholte von weit her die Stimme des Obersten Green.
    »Es gibt immer noch etwas, was man unternehmen kann . Das muß wohl wahr sein, da alle Welt es sagt. Das war auch die Devise von Shears. Ich habe mich an sie erinnert.«
    Warden blieb einen Augenblick stumm, denn diese
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