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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai
Autoren: Pierre Boulle
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letzte Erinnerung bedrückte ihn, dann nahm er mit leiserer Stimme seinen Bericht wieder auf:
    »Auch ich habe nachgedacht, Sir. Ich habe so gründlich nachgedacht, wie das in dem Augenblick möglich war, während der Haufen von Soldaten um Joyce und Shears immer dichter wurde und der letztere sicher noch am Leben war, der andere vielleicht noch, trotz des Würgegriffs dieser elenden Kanaille.
    Ich habe nur eine Aktionsmöglichkeit entdeckt, Sir. Meine beiden Partisanen waren immer noch auf ihrem Posten an dem Granatwerfer. Sie konnten genausogut auf den Haufen von Japanern wie auf die Brücke schießen, und das war zum mindesten ebenso angebracht. Ich habe ihnen dies als Ziel angegeben. Dann habe ich noch ein wenig abgewartet. Ich sah, wie die Soldaten die Gefangenen ergriffen und sich anschickten, sie fortzuschleppen. Alle beide waren am Leben. Also das Schlimmste, was passieren konnte. Oberst Nicholson ging hinter ihnen her mit gesenktem Kopf, als wenn er tiefe Betrachtungen anstellte .
    Die Betrachtungen dieses Obersten, Sir…! Schlagartig habe ich einen Entschluß gefaßt, solange dazu noch Zeit war.
    Ich habe den Befehl zum Schießen gegeben. Die Thailänder haben sofort begriffen. Wir hatten sie gut ausgebildet, Sir.
    Das hat ein hübsches Feuerwerk abgegeben. Ein wahrer Hagel von Geschossen! Ich selber habe mir einen Granatwerfer gegriffen. Ich bin ein ausgezeichneter Schütze!«
    »Ein treffsicherer?« unterbrach die Stimme des Obersten Green.
    »Ein treffsicherer, Sir. Die ersten Granaten sind mitten in den Haufen gefallen. Welch ein Glück! Sie sind alle beide zerfetzt worden. Ich habe mich mit dem Fernglas vergewissert. Glauben Sie es mir, glauben Sie es mir wirklich, Sir, auch ich wollte diese Arbeit nicht unvollendet lassen…!
    Alle drei, hätte ich sagen müssen. Auch der Oberst. Nichts ist von ihnen übriggeblieben. Drei Volltreffer. Ein Erfolg!
    Und dann? Und dann, Sir, habe ich meinen ganzen Vorrat an Munition verschießen lassen. Wir hatten nicht gerade wenig davon… Auch unsere Handgranaten. Die Stellung war so gut gewählt! Es war eine richtige Dusche, Sir. Ich war ein wenig überreizt, das gebe ich zu. Das Zeug ist so ziemlich überall niedergegangen, auf den Rest der Kompanie, der vom Lager herbeieilte, auf den entgleisten Zug, von dem aus ein allgemeines Gebrüll aufstieg, und ebenso auf die Brücke. Die beiden Thailänder waren ebenso leidenschaftlich bei der Sache wie ich… Die Japse haben das Feuer erwidert, bald darauf hat sich eine Rauchwolke ausgebreitet, ist bis zu uns heraufgestiegen und hat nach und nach die Brücke und das Tal des Kwai-Flusses verhüllt. Wir waren in einem grauen und stinkenden Nebel eingeschlossen. Wir hatten keine Munition mehr, nichts mehr zu verpulvern. Wir sind geflüchtet.
    Seither habe ich auch über diese plötzliche Handlung nachgedacht, Sir. Ich bin immer noch überzeugt, daß ich gar nichts Besseres hätte tun können, daß ich in meinem Verhalten der einzig möglichen Richtschnur gefolgt bin, daß dies die einzige wirklich vernünftige Handlung war…«
    »Die einzig vernünftige«, gab Oberst Green zu.
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