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Die Bruderschaft der Runen

Titel: Die Bruderschaft der Runen
Autoren: Michael Peinkofer
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rücksichtslosen Usurpatoren den Weg zu ebnen? Ihnen geht es nicht um Freiheit, Ruthven, sondern nur darum, Ihre eigene Macht zu mehren. Es wird Ihnen aber nicht gelingen, denn Sie werden Schottland in nur noch mehr Leid und Chaos stürzen. Die Menschen hier haben genug gelitten. Was sie vor allem brauchen, ist Frieden.«
    »Es wird Frieden geben«, versicherte Malcolm. »Wenn der falsche König erst vom Thron gefegt ist und ich selbst die Krone trage, wird es Frieden geben.«
    »Sie? Sie wollen sich selbst zum König krönen?« Sir Walter lachte freudlos. »Wenigstens weiß ich jetzt, dass Sie wahnsinnig sind.«
    »Ich kann verstehen, dass Sie meine Vision nicht teilen, Scott. Alle großen Persönlichkeiten der Geschichte hatten den Ruf, wahnsinnig zu sein. Alexander der Große, Julius Cäsar, Napoleon …«
    »Wollen Sie sich ernstlich einen Mann zum Vorbild nehmen, den eine blutige Revolution ausgespien und der ganz Europa in einen sinnlosen Krieg gestürzt hat?«
    »Warum nicht? Die Vorsehung hat mich auserwählt, Scott. Mich und niemand anderen. Das Runenschwert, geschmiedet in alter Zeit und von großer Kraft durchdrungen, wird mir die Stärke geben, die dazu nötig ist. Es ist der Schlüssel, mit dem wir die Wende der Zeiten rückgängig machen und die neue Ordnung stürzen werden. Aus der Asche werden wir uns erheben – als die neuen Herren dieses Landes und irgendwann vielleicht der ganzen Welt!«
    »Sie haben den Verstand verloren«, sagte Sir Walter. Es war kein Vorwurf, sondern eine Feststellung, um die Malcolm of Ruthven sich jedoch nicht scherte. Dem fiebrigen Leuchten seiner Augen war zu entnehmen, dass sein Verstand bereits in Abgründe gestürzt war, aus denen es kein Zurück mehr gab.
    Seine Unterredung mit Sir Walter war zu Ende. In einer triumphalen Geste riss er die Arme hoch. »Wir haben gesiegt, meine Brüder!«, schrie er seinen Anhängern entgegen. »Runen und Blut!«
    »Runen und Blut«, echote es reihum. Dann, immer drängender und fordernder: »Runen und Blut!«
    Begleitet vom Chor der Sektierer, kehrte Malcolm of Ruthven zum Opferstein zurück, wo Mary of Egton noch immer lag. Quentin kauerte bei ihr und versuchte sie zu trösten – aber welchen Trost konnte es geben bei dem düsteren Schicksal, das sie erwartete?
    Erneut nahm Malcolm die silberne Maske vors Gesicht. Dann breitete er die Arme aus, und sofort verstummten seine Anhänger. Dellard kam und reichte ihm das Schwert, und Malcolm hob es hoch, sodass jeder der Runenbrüder es sehen konnte. Ein Raunen ging durch die Reihen – voller Ehrfurcht, Bewunderung und unverhohlener Gier.
    »Dies ist das Runenschwert, meine Brüder! Die Klinge, die in alter Zeit geschmiedet wurde und mit der der Verräter Wallace seine Siege errang, ehe sie sich gegen ihn wandte und ihn bestrafte. Der Fluch, der auf der Klinge ruht, ist noch immer wirksam, aber er muss erneuert werden, damit er Schottlands Feinde noch einmal zerschmettern kann. Wie vor fünfhundert Jahren ist es die Nacht des dunklen Mondes, in der wir zusammenkommen, um zu tun, was die Geschichte uns aufgetragen hat – und wie einst muss die Klinge mit dem Blut einer unberührten Frau benetzt werden, damit ihre Kräfte erwachen!«
    »Nein!« Quentin sprang auf. »Du maskierter Bastard wirst ihr nichts antun! Wage es nicht, deine Hand an sie zu legen, sonst werde ich dich …«
    Er verstummte jäh, als ihn der Faustschlag seines Bewachers hart in den Nacken traf. Quentin wurde zu Boden geschmettert, aber er wollte nicht unten bleiben. Seine Verzweiflung und seine Furcht, Mary zu verlieren, verliehen ihm Mut und Kraft, wie er sie nie zuvor gekannt hatte. Unbeugsam rappelte er sich wieder auf und funkelte Malcolm of Ruthven zornig an.
    »Schafft ihn weg!«, befahl dieser unwirsch, und Quentin wurde von seinen Bewachern ergriffen.
    »Nein!«, schrie er, gebärdete sich wie wild in ihrer Umklammerung und streckte seine Hand nach Mary aus, um sie ein letztes Mal zu berühren.
    »Quentin!«, rief sie. Ihr verängstigter Blick suchte den seinen, und sie trafen sich, spendeten einander für einen winzigen Augenblick Frieden und Trost.
    »Es tut mir so Leid, Mary«, beteuerte er. »Hörst du? Es tut mir so Leid!«
    »Das braucht es nicht, Quentin. Du hast alles für mich getan und noch mehr. Ich liebe dich …«
    »Reizend«, höhnte Malcolm of Ruthven. »Du hast also endlich gefunden, was dir gleichkommt, liebste Mary? Leider hat das junge Glück keine Zukunft, denn in wenigen
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