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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Knien
rutschend zurücklegten, suchte sich Robert ein Versteck in einem dicht
bewachsenen Busch in unmittelbarer Nähe der Kapelle. Sollten seine Fäuste
benötigt werden, wäre er im Nu an Ort und Stelle.
    Alles war bereitet, nun musste nur noch der
Vogt rechtzeitig eintreffen.
     
    *
     
    »Verdammt noch eins, wir werden’s nie beizeiten schaffen! Na, ich
werd schön was zu hören kriegen, mir klingen jetzt schon die Ohren!«
    »Ich werde einen Boten vorausschicken, Herr
Vogt, Bescheid zu geben, dass wir uns verspäten.«
    Der Vogt winkte ab. »Nein, lasst gut sein,
Lampert, dann kriegt nur der arme Bote den ganzen Ärger meiner Waltraud zu
spüren! Ohne mich kann die Taufe eh nicht beginnen, sollen sie sich halt
gedulden. Und wenn wir erst nach Sonnenuntergang eintreffen, dann soll’s halt
so sein.«
     
    *
     
    Leonhardt starrte nach Westen zum Steinberg. Nicht mehr lang und
die Sonne würde hinter seinen Hängen verschwinden. Und mit dem letzten
Tageslicht wäre auch sein Leben dahin, denn pünktlich zum Sonnenuntergang würde
der Henker seine grausige Pflicht tun. Doch nicht nur der Henker wartete, es
hatten sich bereits einige Schaulustige eingefunden, die den Galgen belagerten,
hauptsächlich Kinder und Alte, die anderen verrichteten noch ihr Tagwerk, ob
nun auf dem Felde oder im Berg. Schon gab es Gerangel um die besten Plätze,
schließlich wollte man eine gute Sicht haben aufs Spektakel.
    Leonhardt dachte an Adara und seine beiden
Gehilfen.
    Hatten sie ihn aufgegeben?
    Und sollte es so sein, konnte er es ihnen
übel nehmen?
    Was sollten sie schon verrichten?
    Leonhardt begann zu beten, er kannte eine
Menge Gebete.
    Ob die Zeit wohl noch für alle reichen würde?

Auf Messers Schneide
     
    »Heilige Mutter, wann kommt er denn endlich? Es hat schon vor
einer geraumen Weile zur Vesper geschlagen, die Kapelle ist zum Bersten voll,
nur der Vogt lässt sich nicht blicken!« Alfred schüttelte den Kopf.
    Osman wagte einen Blick
durch das quadratische Loch im Boden auf das rege Treiben im ebenerdigen
Geschoss. »Und wenn er schon da ist? Woher bist du dir so sicher, dass er noch
fehlt?«
    »Wenn er schon da
wäre, hätte die Tauffeier längst begonnen, immerhin war sie zur Vesper angesetzt!
Außerdem hört man seine Stimme sofort heraus, und seien doppelt so viele
Menschen dort unten. Glaub mir, allein mit seinem Organ hat er so manch einen
Kläger oder Beklagten zur Vernunft gebracht. Diese Stimme vergess ich mein
Lebtag nicht. Er ist nicht da!«
    Adara starrte
unentwegt durch das Ostfenster der Kapelle auf den Vorplatz der Pfalz, gerade
so, als wolle sie den Vogt herbeibeten. Der Schatten, den die Kapelle warf,
wurde immer länger, doch vom Vogt war nach wie vor nichts zu sehen. Als sie ihren
Blick wandte und durchs Westfenster sah, erkannte sie, dass die Sonnenscheibe
bereits zum Rand hin von den Hängen des Steinbergs verdeckt wurde. Nun war es
endgültig um Adara geschehen. Leise begann sie zu schluchzen und die ersten
Tränen flossen.
    »Und wenn wir
versuchen, ihm entgegenzureiten?«, fragte sie verzweifelt.
    »Ich habe keine
Ahnung, von woher er kommt! Er könnte überall und nirgends sein. So er zur
Taufe kommt, treffen wir ihn hier!«
    »Wenn’s dann nicht schon zu spät ist«,
murmelte Osman betrübt und Alfred nickte.
    Plötzlich begann Adara aufgeregt zu winken,
rasch war der Leutnant an ihrer Seite und starrte ebenso wie sie durchs
Ostfenster nach draußen. Weit aus der Ferne näherte sich im rasenden Galopp ein
Reitertross. Noch einige hundert Fuß, dann würden sie den Dom passiert haben.
    »Das muss er sein! Alfred, sag mir, dass
dort der Vogt kommt!«
    Der Leutnant kniff die Augen zusammen. »Den
Vogt kann ich zwar noch nicht ausmachen, sehr wohl allerdings seine Standarte
…«
    Adara knabberte an ihren Fingernägeln und
schickte ein Stoßgebet nach dem anderen gen Himmel.
    »Jetzt seh ich ihn!«, rief Alfred
aufgeregt. »Der große Dicke auf dem Schimmel!«
    Adara stieß einen spitzen Schrei aus.
Sofort schaute Osman hinab ins untere Geschoss. Glücklicherweise hatte niemand
sie gehört, denn auch dort sorgte das Erscheinen des Vogtes und Großvaters des
Patenkindes für Aufregung.
    Auf Höhe des Doms hielten die anderen
Reiter an, nur der Vogt ritt unbeirrt weiter, erst direkt vor der Kapelle riss
er die Zügel zurück und das Pferd kam zum Stehen. Während er schnaufend vom
Gaul stieg, stand bereits eine kleine, rundliche Frau neben ihm, die kurzen,
dicken Arme in die Hüften gestemmt. Ihr
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