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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bekam
aber letztlich nur dessen Kapuze zu fassen, bevor ihn die Soldaten zu Boden
warfen.
    Leonhardt starrte mit weit aufgerissenen
Augen auf Robert herab, den Mund geöffnet und die Zunge weit heraushängend,
ganz so, als wolle er dem Pöbel zeigen, was er von ihm hielt.
    Seine Bewegungen wurden zusehends
langsamer, die Beine zuckten nur noch und strampelten nicht mehr.
    »Herr, erbarme dich seiner!«, murmelte
Robert. Beten war alles, was er für seinen Freund noch tun konnte, denn gegen
die Lanzen der Soldaten war selbst seine rohe Kraft machtlos.
    »Holt sofort den Gefangenen vom Galgen!«
    Robert wandte seinen Blick. Hinter ihm kam
Alfred angerannt. »Na wird’s bald, schneidet ihn vom Seil!«, schrie er, so laut
er konnte.
    »Ja, aber …?«, zeigte sich der Henker
verwirrt.
    »Du solltest mich kennen, Henker! Ich
bin’s, Alfred, Leutnant der Stadtwache! Wenn der Gefangene nicht sofort vom
Galgen kommt, hängst du selbst, ehe der Mond scheint!«
    Plötzlich kam Leben in den unentschlossenen
Gesellen. Nur einen Augenblick später war das Seil durchtrennt. Wie ein Sack
Rüben fiel Leonhardt auf die Holzdielen.
    Alfred sank völlig entkräftet auf die Knie,
während Robert auf den Prospektor zustürzte und ihm das Seil vom Hals riss. Bis
auf ein ersticktes Krächzen kam nichts aus ihm heraus, aber immerhin, er lebte
noch.
    Gott sei Dank!
    Derweil hatte sich die feindselige Stimmung
ins Gegenteil verkehrt. Beifall schallte über den Marktplatz, die Menge raste
vor Begeisterung.
    Ein derartiges Spektakel hatte Goslar
bisher nicht erlebt.

Dienstag, der zehnte Oktober
Die Reise geht weiter
     
    Gut vier Wochen nach den aufregenden Ereignissen um Leonhardt zu
Steuben saßen sie alle ein letztes Mal gemütlich beisammen im Hause des
Prospektors.
    Viel musste der Vogt nicht mehr ans Licht
bringen, allzu schwer lastete die Aussage des weiterhin völlig verstörten und
bereitwillig Auskunft gebenden Paul auf Theodor. Durch ein rasches Geständnis
schließlich ersparte sich der alte Mann die Folter und die Bürger Goslars
hatten sogar eine Hinrichtung mehr zu bejubeln, diesmal verlief alles ohne
lästige Störungen.
    Gottfried erholte sich rasch von seinem
brutalen Sturz, zumindest körperlich. Um seine bislang grenzenlose
Selbstherrlichkeit war es indes geschehen, denn der böse Fall brachte ihm nicht
nur den Namen ›Der fliegende Ritter‹ ein, sondern auch wochenlanges Gespött und
Häme. Der Umstand, dass ein Angestellter aus seinem Hause die Peinlichkeiten
nach draußen getragen haben musste, sowie sein angekratztes Ego ließen ihn die
nächsten Wochen und Monate noch weitaus liederlicher zu seinen Bediensteten
sein. Zudem ward er zukünftig außerhalb der Mauern seines Heimes nicht mehr in
Ritter­rüstung zu sehen.
    Alfred wurde in den Rang eines Hauptmannes
befördert, wenn er seinen Posten auch nicht in Goslar bekleiden konnte, da des
Vogtes Sohn bei aller Geringschätzung seines Vaters dennoch sein Amt behielt.
So wurde das nahe gelegene Lutter Wirkungsstätte des frisch gebackenen
Hauptmanns.
    Leonhardt und Adara ließen ihren bislang
wilden Bund von einem Priester legitimieren, zumal ihre Liebe im kommenden
Frühjahr Früchte tragen sollte. Der wieder in allen Ehren ins Amt
zurückberufene Prospektor musste wohl bis an das Ende seines Lebtags ein Tuch
um den Hals tragen, wollte er seine Mitmenschen nicht über Gebühr verschrecken,
doch bis auf die hässliche Fleischwunde und einige fehlende Zehennägel, die
nicht so recht nachwachsen wollten, blieb er von weiteren Nachwirkungen seines
atemberaubenden Abenteuers verschont. Die geldlichen Angelegenheiten verliefen
ganz in Leonhardts Sinne, so wurde nicht nur Theodors Minenanteil sein Eigen,
auch verfügte der Vogt großzügig über Antons Grube. Da es keinen Erben gab,
ging sie als Wiedergutmachung in den Besitz des unschuldig Verurteilten und
beinahe gehängten Prospektors über.
    Robert hatte seine Rüstung wieder an
Gottfried verkauft. Freilich nicht selbst, sondern über einen Mittelsmann und
zu einem Spottpreis, da ihn, gegenüber dem verhinderten Ritter, warum auch
immer, Gewissensbisse plagten. Gottfried nahm das günstige Angebot dankend an,
da seine eigene nach dem Sturz nicht mehr zu gebrauchen war. Das Schwert
allerdings behielt Robert und ebenso das Pferd. Er überließ es seinem Freund
Osman, da ihm seine Elsa als Reittier deutlich angenehmer war.
    Das Geld, das ihnen Adara seinerzeit
gestohlen hatte, zahlte ihnen Leonhardt wieder aus, und wie
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