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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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als
seien sie verlobt? »Ihr Männer macht’s euch immer leicht, eine Frau zu
verdammen und als Hure zu beschimpfen. Ja, wisst ihr denn, wie’s ist, in dieser
Welt zu bestehen, wenn es keinen Menschen gibt, der sich um einen kümmert? Ihr
findet schnell einen Unterhalt, und sei’s als Steineklopfer im Berg, doch was
sollen wir Frauen tun? Ich hab’s versucht, als Magd oder Zofe, doch kein
Eheweib wollte mich in ihrem Haus haben, zu sehr befürchteten sie, dass ich
eine zu große Versuchung für ihren Gemahl wäre.« Jetzt war Adara richtig in
Rage geraten und je mehr ihr das Blut in den Kopf stieg und sie vor Zorn
erröten ließ, desto mehr wich es aus Roberts Schädel. Bleich geworden ließ er
ihre Tirade widerstandslos über sich ergehen. Und sie war noch lange nicht
fertig. »Die jungen Burschen suchen nur Spaß für eine Nacht, so kommt’s, dass
man sich dem erstbesten reifen Mann an den Hals wirft. Theodor war gut zu mir
und er sorgte dafür, dass ich endlich wieder ein Dach über dem Kopf hatte und
ohne knurrenden Magen einschlief.«
    Alfred wollte gerade wieder hereinkommen,
machte jedoch sofort auf der Stelle kehrt, und auch Osman stellte sich
weiterhin schlafend. Ein amüsiertes Grinsen konnte er sich jedoch nicht
verkneifen, zu sehr belustigte ihn das verdutzte Gesicht Roberts, das er zwar
nicht sah, aber dennoch lebhaft vor seinem geistigen Auge hatte.
    »Hast du mit ihm …?«, hörte sich Robert
kleinlaut fragen und bedauerte bereits im selben Moment, seinen Mund aufgemacht
zu haben.
    »Ach, Robert, immer geht’s dir nur um das
Eine! Hast du mit mir, hast du mit ihm …? Aber wenn es dich beruhigt: Er durfte
mir beim Baden zusehen, das war alles!«
    Robert nickte betreten, sein Zorn war
endgültig verraucht.
    »Eines Abends war Leonhardt zu Besuch, da
hab ich ihn kennengelernt. Kurz darauf war ich mit ihm liiert, und seitdem
hasst uns Theodor wie die Pest!«
    Robert schüttelte vorwurfsvoll seinen Kopf.
»Aber das hättest du uns früher sagen sollen!«
    Ja, verdammt noch eins, das hätte sie uns
wirklich früher sagen sollen, dachte sich auch Osman, gab aber keinen Ton von
sich, da es ohnehin nichts mehr geändert hätte.
    »Ich hatte Angst, dass du wütend wirst und
uns im Stich lässt – wie man sehen konnte, war meine Sorge, zumindest zum Teil,
nicht ganz unbegründet!« Sie lächelte ihn verlegen an.
    »Alfred hat etwas von einem Medaillon
erzählt …?«
    »Ach ja, das Medaillon seiner verstorbenen
Frau. Darum gab es einen mächtigen Streit. Ich gab es Theodor in eurer
Gegenwart zurück, als ihr ihm euren Besuch abgestattet habt. Er hat es mir
geschenkt, doch als ich ihn verließ, wollte er es plötzlich wiederhaben. Da ich
mich weigerte, hat er behauptet, ich habe es gestohlen. Die Stadtwache stellte
Leonhardts Haus auf den Kopf, gefunden haben sie freilich nichts, weil ich es
zuvor an anderer Stelle versteckt hatte. So, jetzt weißt du wirklich alles!«
    Robert nickte und hoffte inständig, keine
weiteren bösen Überraschungen mehr mit ihr erleben zu müssen.
    »Fragt sich nur, warum Theodor Anton töten
ließ?«
    »Aber liegt das nicht auf der Hand?«,
erwiderte Adara. »Theodor brauchte für Leonhardts angebliches Verbrechen einen
Minenverkäufer, da Leonhardt nie seine eigene verkauft hätte. So kam es ihm
gerade recht, dass der arglose Anton seine Mine veräußern wollte. Vermutlich war
sogar Theodor selbst der Käufer. So kommt er nun, ohne einen Gulden zu zahlen,
an dessen Eigentum, und einen lästigen Zeugen ist er obendrein noch los.
Vielleicht ist ihm Anton sogar auf die Schliche gekommen!«
    »Aber nun weiß Paul
anstelle von Anton von Theodors Schuld!«, gab sich Robert noch nicht gänzlich
mit Adaras Erklärungen zufrieden.
    »Ich habe mit Alfred
über Paul gesprochen. Der Kerkerwächter ist ein dermaßen verstockter Kerl, er
hätte sich auf der Folter eher die Zunge herausreißen lassen, als auch nur
einen Ton zu sagen, das wusste auch Theodor. Nur mit dem Hexenzauber, den Osman
veranstaltete, konnte man die Wahrheit aus ihm herauslocken.«
    Robert nickte erneut.
So und nicht anders musste es wohl gewesen sein. Also war es Theodor, der
hinter alldem steckte. Fast hatte er ein wenig Verständnis für den alten Mann.
Adara zu lieben, aber auch zu hassen, da lag nicht viel dazwischen, wer wusste
das besser als er.
     
    *
     
    Der Vogt trieb sein Gefolge zur Eile an.
    Die Sonne hatte schon lange ihren Zenit
überschritten, und noch war es weit hin bis nach Goslar. Zum Abend
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