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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einem
Wasserfall.
    Vier Ohrenpaare wurden gespitzt und sie
bekamen viel zu Hören. Unglaubliches hatte Paul zu erzählen, und dennoch
zweifelte keiner seiner Zuhörer daran, dass er die Wahrheit und nichts als die
Wahrheit sagte, denn seine Angst vor dem Antichrist war echt. Nie hätte er in
diesem Moment zu lügen gewagt.
    Und als Paul schließlich sein Gewissen
erleichtert hatte, musste sich Robert wieder einmal schmerzlich eingestehen,
dass er über keinerlei Menschenkenntnis verfügte, denn nie hätte er für möglich
gehalten, dass ausgerechnet jener Mann dahintersteckte.

Die Rache des kleinen Mannes
     
    Die Morgensonne schien in des Hauptmanns Amtszimmer und zauberte
die ersten Schatten des Tages an die Wände. Dörrkamp saß auf seinem Stuhl und
starrte ins Leere. Er war immer noch verärgert über die Abfuhr, die ihm Adara
vor genau einem Tag erteilt hatte. Und das vor all seinen Männern, wie stand er
nun da?
    Dörrkamp schüttelte seinen kugelrunden
Kopf. Was denkt diese Schlampe eigentlich, wer sie ist? Wie konnte sie es nur
wagen, mit mir umzuspringen, wie mit einem dahergelaufenen Stallburschen? Weiß
sie verdammt noch mal nicht, wer ich bin?
    Der Gram saß tief in seiner verletzten
Seele. Das würde er ihr heimzahlen, so wahr er der Hauptmann der Stadtwache
ist. Genau in dem Moment, da Dörrkamp finstere Rachepläne schmiedete, flog die
Tür auf und Adara betrat seine Stube, natürlich wie immer unangemeldet.
    »Herr Hauptmann, wir wissen, wer der wahre
Schuldige ist!«
    Dörrkamp meinte zu träumen. Wieder einmal
kam sie bei ihm hereingestürzt, als er gerade an sie dachte, genauso wie am
gestrigen Morgen. Doch diesmal wollte er ihr keinen so freundlichen Empfang
bereiten. »Wie könnt Ihr es wagen, hier hereinzuplatzen, wie es Euch beliebt,
ganz so, als ob’s Eure gute Stube sei?«
    »Aber Herr Hauptmann, habt Ihr mich nicht
verstanden? Leonhardt ist unschuldig, er steht zu Unrecht am Pranger!«
    Innerlich frohlockte Dörrkamp. Nun also
konnte er ihr alles heimzahlen. Und obwohl seine Entrüstung nur gespielt war,
lief sein Kopf dennoch rot an. Vielleicht war es die Erregung darüber, was nun
folgen sollte. »Verdammt noch eins! Sieh zu, dass du aus meinem Zimmer
verschwindest, oder soll ich dich abführen lassen?«
    Adara sah den Hauptmann an, als habe er
soeben gestanden, ihr abspenstiger Vater zu sein. »Aber ich habe doch …«
    Ohne ihr weiter Gehör zu schenken, stürzte
der Hauptmann zur Tür. »Holt gefälligst das keifende Frauen­zimmer aus meiner
Stube!«
    Alfred blickte
überrascht auf. Er hatte bereits seine Männer angewiesen, was nun zu tun sei.
»Aber Herr Hauptmann, sie hat recht. Ich selbst habe gehört, wie Paul, der
Kerkerwächter, den wahren Schuldigen nannte!«
    »Was kann Paul schon
wissen? Wahrscheinlich war der Saufaus wieder völlig betrunken, da sagt man
gern mal was, um sich wichtig zu machen! Leonhardt hat sein Verbrechen
gestanden, also wird Leonhardt auch hängen!«
    »Aber Herr Hauptmann …«, wagten Adara und
Alfred im Gleichklang einen zaghaften Versuch.
    »Nichts aber, der Fall ist gelöst, außerdem
hab ich heut’ Wichtigeres zu tun. Von mir aus werd’ ich mich morgen drum
kümmern!«
    Adara und Alfred schauten sich
verständnislos an. »Aber morgen ist Leonhardt bereits tot!«
    Dörrkamp grinste die beiden an. Was
kümmert’s mich, sollte seine Miene sagen, dann schloss er, ohne ein weiteres
Wort zu verlieren, die Tür zu seiner Stube.
     
    *
     
    »Verdammt soll er sein, der fette Sauhund!« Adara war außer sich.
»Können wir denn gar nichts machen?«
    Robert und Osman saßen am Tisch in
Leonhardts Heim und starrten trübsinnig vor sich hin. Im Kamin prasselte ein
kleines Feuer, denn es war bereits recht frisch an jenem Septembermorgen.
    »Er vertritt die weltliche Macht in dieser
Stadt, sein Wort ist Recht! Selbst die Kirche kann ihm nicht in seine Geschäfte
hineinreden. Glaubt mir, wir sind machtlos!«, erwiderte Alfred – er wirkte
untröstlich.
    »Obwohl«, blitzten seine Augen plötzlich
auf, offenbar hatte er gerade eine Eingebung, »es gibt doch eine Person,
der sogar er Rechenschaft schuldig ist!«
    »Ach, schau an«, kam wieder Leben in Osman.
»Wer ist’s denn?«
    »Der Vogt natürlich!«
    »Aber ist der Vogt
nicht sein Vater?«
    »In der Tat, das ist
er! Und?«
    Adara und Osman
schauten sich ratlos an. War denn der Einwand nicht naheliegend?
    »Nun, Osman
befürchtet«, ergriff Adara das Wort, »dass der Vater nicht seinen Sohn
verunglimpfen
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