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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wird, indem er dessen Amtshandlungen infrage stellt!«
    »Oh, da kennt Ihr den
Vogt aber schlecht! Er ist ein guter Mann, gerecht und weise, das absolute
Gegenteil seines Sohnes. In Goslar geht das Gerücht, dass er ihm den Posten nur
besorgt hat, damit er ihn niemals in seinem Amt als Vogt folgen kann. So hat er
zudem ein Auge auf seinen Filius und kann ihm Einhalt gebieten, wenn der’s denn
zu bunt treibt. Glaubt mir, da hat er keinerlei Scheu, manchmal glaube ich gar,
dass es ihm Freude bereitet, seinen Sohn bloßzustellen, und sei es nur, um
dessen Mutter eins auszuwischen.«
    Osman sprang auf. »Na
los denn, lasst uns unverzüglich den Vogt aufsuchen!«
    Alfred schüttelte den
Kopf. »Wenn das nur so leicht wäre. Er ist ein viel beschäftigter Mann, dessen
Amtsgebiet vom nördlich gelegen Wulferisbuttle an der Oker bis weit in den
Süden nach Brunenla reicht und von Sehuson im Westen bis zur Neustadt unter der
Harzburg im Osten. Im Grunde spricht er im gesamten Harzgebiet Recht, und
glaubt mir, wo die Berge ihre Schätze preisgeben, da gibt es auch viel Gesindel
und ebenso viel zu tun für einen Vogt. So reist er tagein, tagaus von Siedlung
zu Siedlung wie ein Regent von Pfalz zu Pfalz, nie daheim und immer unterwegs.«
    Osman fluchte vor sich
hin, nahmen die Schwierigkeiten denn nie ein Ende? »Das heißt also, er kann
überall sein und niemand wird mit Sicherheit sagen können, wo er sich derzeit
aufhält?«
    Alfred nickte bekümmert.
    »Das ist nicht wahr, ich weiß genau, wo er
heute Abend sein wird!«
    Alle drei Männer schauten zu Adara.
    »Die Tochter seines Sohnes wird heute
getauft, in der Ulrichs-Kapelle. Ich weiß es von einer Freundin, sie ist Zofe
im Hause des Hauptmanns. Zur Taufe seiner Enkelin wird auch der Vogt erwartet«,
sagte Adara und strahlte triumphierend in die Runde.
    »Sollte uns Fortuna tatsächlich einmal hold
sein?« Osman wollte sein Glück noch nicht recht fassen.
    »Hauptsache, wir können mit ihm sprechen,
bevor Leonhardt hängt. Das kann knapp werden!«
    »Nicht nur das, Adara, wir müssen auch erst
einmal zu ihm durchdringen. Der Vogt ist nicht für jeden Dahergelaufenen zu
sprechen, sonst würde er seine Arbeit gar nicht mehr verrichten können«, gab
Alfred zu bedenken.
    »Ach, Unsinn, wir haben schon ganz andere
Dinge vollbracht, nicht wahr, Robert?«
    Robert antwortete nicht, offenbar hing er
seinen eigenen Gedanken nach.
    »Nicht wahr, Robert?«, hakte Osman nach.
    Robert nickte nur.
     
    *
     
    Die Glocken schlugen zum Mittagsgebet. Osman, Adara und Alfred
schliefen, immerhin hatten sie die Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan, nur
Robert konnte nicht zur Ruhe kommen. Er hatte das Bild von Theodor vor seinen
Augen. Konnte dieser liebenswürdige alte Mann zu einer derartigen Schandtat
fähig sein? Er wollte es immer noch nicht wahrhaben.
    Schließlich wurden seine Bedenken zu
übermächtig und er weckte Alfred. Der Leutnant blinzelte ihn aus verquollenen
Augen an.
    »Es tut mir leid, Alfred, doch ich musste
Euch wecken, denn eine Frage lässt mir einfach keine Ruhe …«
    »Dann fragt – ich hoffe nur, dass ich Euch
Klarheit verschaffen kann.«
    »Nun, ich will einfach nicht glauben, dass
ausgerechnet Theodor der Übeltäter sein soll.«
    »Nach allem, was vorgefallen ist, wundert
mich das nicht!«
    »Aber was ist denn vorgefallen?«, fragte
Robert.
    So erzählte ihm Alfred in kurzen, knappen
Worten, worüber die ganze Stadt hinter vorgehaltener Hand tuschelte, und wieder
einmal brach für den armen Riesen mit dem sanften Gemüt eine Welt zusammen.
     
    »Du hast was mit Theodor gehabt … dem Theodor?« Diesmal
hielt sich Robert beim Wecken nicht lange mit Entschuldigungen auf. Hart griff
er Adara an die Schulter und rüttelte sie wach.
    Adara war sofort hellwach. Mit weit
aufgerissenen Augen starrte sie Robert an, gerade so, als erwarte sie, dass er
ihr Gewalt antue.
    »Es ist also tatsächlich wahr, ich seh’s
dir an! Verflucht, wie konntest du nur mit so einem alten Mann …?«
    Durch das Geschrei war Osman wach geworden,
dennoch stellte er sich weiterhin schlafend und hielt seine Augen fest
geschlossen. Bei dieser Unterredung wäre ein Dritter eindeutig einer zu viel.
    Da Alfred draußen Wasser ließ, wähnte sich
Robert allein mit Adara. »Anscheinend trägst ja einzig du allein am Ganzen die
Verantwortung! Nun sprich schon endlich, verdammte Hure!«
    Adara wurde wütend. Was fiel dem
unverschämten Grobian eigentlich ein, ihr Vorhaltungen zu machen, ganz so,
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