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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hinter dem
Rücken nach vorn – rasch, solange Osmans Zauber noch wirkte – und hielt sie
Paul entgegen.
    Gebannt starrte er auf ihre Hand, aus der
ganz offensichtlich Funken und Flammen schlugen, atemlos und unfähig, sich
einfach davonzustehlen. Und dann schrie es, dieses zarte, liebliche Geschöpf,
es schrie mit der Stimme einer Frau als auch mit der eines ausgewachsenen
Mannes. Paul stiegen die Haare zu Berge, als der Dämon, denn um nichts anderes
konnte es sich bei dem Wesen handeln, ihn anfauchte.
    »Hast du immer noch Zweifel, verfluchter
Narr! Ich bin es, der Geist des armen, alten und unschuldigen Anton, der durch
dieses Geschöpf zu seinem Mörder spricht! Ich bin es, der untote Anton, der
sein Recht einfordert! Auge um Auge, Zahn um Zahn, Kopf um Kopf …«
    Das Schlimmste war überstanden, im
Gleichklang hatte Adara gemeinsam mit Robert Antons Anklage seinem Mörder
entgegengeschrien.
    Sie sah, wie sich auf Pauls Hose ein
dunkler Fleck rasend schnell ausbreitete. Beinahe hatte sie in diesem Moment
Mitleid mit dem einfältigen Kerl, ganz sicher jedoch Angst, dass der Schreck
ihm das Leben nahm, bevor er sagen konnte, was sie von ihm wissen wollten.
    »Nun sprich, verdammter Kerl, warum hast du
einen wehrlosen Mann hinterrücks geköpft? Wer hat dich dazu angestiftet? Sag
es, bevor sich der Boden unter dir auftut und Luzifer deine Seele einfordert!«
    Paul überlegte fieberhaft, soweit es ihm,
trotz seiner entsetzlichen Furcht, möglich war. Er hegte keinen Zweifel daran,
dass Antons Geist durch das Mädchen zu ihm sprach, aber offensichtlich war er
dennoch alles andere als allwissend. So versuchte Paul also, Anton nicht noch
wütender zu machen, als er es ohnehin schon war.
    »Niemand hat mich angestiftet, Anton, so
wahr mir Gott helfe! Ich tat nur meine Pflicht, indem ich einen Ausbrecher an
der Flucht hinderte, mehr nicht!«, log Paul und hoffte inständig, dass auch
Geister Lügen nicht von der Wahrheit unterscheiden konnten.
    »Lüg mich nicht an, elender Hurenbock! Ein
Schlag auf den Schädel wär genug gewesen, hättest ihn mir ja nicht gleich
abschlagen müssen!«, keifte Adara und ihre Stimme überschlug sich. »Seit jener
Nacht lebst du in Saus und Braus. Woher nimmt ein Habenichts wie du so viel
Geld, wenn er sich seine feige Tat nicht fürstlich belohnen ließ?«
    Paul brachte kein Wort heraus, sondern
schüttelte nur unentwegt seinen Kopf.
    »Du willst also nichts sagen! Dann soll
Luzifers Eisen die Wahrheit aus dir herauslocken!« Wie aus dem Nichts zauberte
Adara hinter ihrem Rücken den Eisenstab hervor, den ihr Osman durch das Loch
zugesteckt hatte.
    »Steh gefälligst auf, feiger Hund! Soll
doch der Teufel selbst entscheiden, was mit deiner Seele geschieht!«
    Mit zittrigen Knien richtete sich Paul
unbeholfen auf, Adara ging bis auf einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm den
Eisenstab vor die Nase.
    »Dieser Stecken hier ist vom Leibhaftigen
selbst geschmiedet, um die Wahrheit aus verstockten Burschen wie dir
herauszulocken! Ich stelle nun Fragen, und diese Spitze hier wird Klarheit
schaffen!« Adara hielt den Stab in der Linken und in der Rechten den Faden, an
dem der Magnet befestigt war.
    »Luzifers Eisen, ich beschwöre dich, zeige
auf den Mann, der mir, Anton Bergmann, gegen eine fürstliche Belohnung brutal
den Kopf abgeschlagen hat!« Adara ließ den Stab fallen. Nun pendelte er, nur
noch an der Schnur gehalten, zwischen ihnen beiden. Er drehte sich einige Male
im Kreis, bis er plötzlich, wie von Zauberhand gehalten, einhielt, einige Male
ungelenk nach links und rechts ausschlug und schließlich direkt auf Pauls
Brustpanzer wies wie der anklagende Zeigefinger eines Inquisitors.
    Paul stieß erneut einen spitzen Schrei aus.
Ihm wurde schwarz vor Augen, beinahe hätte er das Bewusstsein verloren. »Himmel
Herrgott! Himmel Herrgott noch eins – ich beschwöre dich, steh mir bei in
dieser Not, lass deinen armen Sünder nicht in die Hölle fahren, ich gesteh auch
alles – Himmel Herrgott, ich bitt dich!« Tränen schossen aus Pauls Augen, er
sank zurück auf den Boden, ein einziges Bild des Jammers. Flehentlich reckte er
seine Arme gen Himmel und brabbelte unzusammenhängende Sätze aus der Bibel.
    »Wenn du Vergebung suchst, dann sag mir
augenblicklich, wer dich angestiftet hat zum Mord, und verschweige nichts,
sonst fährst du auf der Stelle in die Hölle ein!«, schrie Adara wie eine Furie.
Da endlich redete Paul, es sprudelte förmlich aus ihm heraus wie aus
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