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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen
Autoren: Julie Garwood
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sie jemandem den Tod gebracht, und sie wollte eine solche Erfahrung auch nie wieder machen. Trotzdem wußte sie, daß sie nicht zögern würde, wenn das Leben ihres Mannes von ihrer Entschlossenheit abhing.
    Lieber Himmel, sie war so müde und fühlte sich vollkommen zerschlagen. Sie streckte sich auf der Liege aus und schloß die Augen. Eine werdende Mutter sollte sich nicht solchen Aufregungen aussetzen, dachte sie und nahm sich vor, Royce genau das zu sagen, wenn er es wagte, sie zurechtzuweisen.
    Ein kleiner Trost blieb ihr jedoch – Royce war der einzige, der von ihrer Steinschleuder wußte, und er würde sicher niemandem verraten, daß sie Morgan getötet hatte.
    Als Royce eine Stunde später das Zelt betrat, schlief Nichola tief und fest. Er setzte sich zu ihr und betrachtete lange ihr engelgleiches Gesicht. Er wußte, daß sie den Schlaf brauchte, aber trotzdem mußte er sie wecken. Er strich sanft über ihre Wange.
    »Nichola, wach auf, mein Liebes.«
    Sie eröffnete die Augen und sah ihn an.
    »Ich liebe dich, Nichola.«
    Allmählich klärten sich ihre Gedanken. »Aber ich habe mich in deine Angelegenheiten gemischt. Bist du denn nicht wütend?«
    »Nein.«
    Sie hörte ihm gar nicht zu. »Es tut mir nicht leid. Auch wenn du mich noch so sehr tadelst, ich bereue kein bißchen, was ich getan habe. Ich habe Vertrauen zu dir, Royce, aber Morgans Pfeil hätte dein Herz durchbohren können.«
    »Mein Liebling ...«
    »Warum hast du meine Steinschleuder mitgenommen?« fiel sie ihm ins Wort.
    »Ich dachte, daß du mir beibringen könntest, wie man damit umgeht«, bekannte er.
    »Ich habe ihn getötet, Royce. « Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Royce nahm sie in die Arme, um sie zu beruhigen.
    »Wird sich Baron Guy von seiner Verletzung erholen?«
    »Ja«, antwortete Royce. »Und unser Streit ist beendet. Er hat mich vor Henrys Pfeil beschützt, damit hat er seine Reue für all die niederträchtigen Dinge bewiesen, die er in der Vergangenheit getan hat. Guy wird keine Soldaten mehr ausbilden. Er selbst hat eingestanden, daß er nicht der richtige Mann für eine solche Aufgabe ist.«
    Nichola nickte. »Wieso haben seine Männer angegriffen? Sie mußten doch gewußt haben, daß sie das nicht lebend überstehen würden.«
    »Der König hatte schon vorher ihr Todesurteil ausgesprochen. Sie hatten nichts mehr zu verlieren.« Royce erklärte nicht, warum der König dieses Urteil gefällt hatte. Nichola hatte bereits genügend Aufregungen ausgestanden, und am Abend würde noch einiges auf sie zukommen.
    »Royce, du wirst doch niemandem erzähl en, daß ich Morgan getötet habe. Versprich es mir.«
    »Ich verspreche es.« Er verbiß sich ein Lachen. Nichola hatte offensichtlich den Herold Clayton vollkommen vergessen, der sie aus nächster Nähe hatte beobachten können.
    »Der König wäre außer sich«, flüsterte sie. »Ich wollte den Mann gar nicht töten, aber das wird William nie verstehen. Morgan hat sich in der letzten Sekunde umgedreht, offenbar hatte er seinen Entschluß geändert, aber da war es bereits zu spät. Ich hatte den Stein schon in die Luft geschleudert.«
    »Er hat seinen Entschluß nicht geändert, sondern ein anderes Ziel ins Auge gefaßt.«
    Nichola seufzte. »Ich möchte nach Hause«, wimmerte sie.
    Royce wollte ihr diese Bitte erfüllen. Gleich morgen früh würden sie die Heimreise antreten, aber den heutigen Abend konnte er ihr nicht ersparen.
    Nichola stand an Royces Seite vor der versammelten Menschenschar, während Clayton, der Herold, dessen einzige Pflicht es war, seine Nase in fremder Leute Angelegenheiten zu stecken, wieder einmal das Lied von Lady Nicholas Heldentaten sang. Nichola blieb ganz ruhig, bis sie merkte, daß Clayton neue Verse gedichtet hatte. Sie hörte das Wort »Steinschleuder« und stöhnte verzweifelt. Royce lachte. Jetzt erst wurde seiner Frau bewußt, daß Clayton sie die ganze Zeit beobachtet hatte.
    Nach Claytons Vortrag schritt der König zu Nichola und schloß sie in die Arme, auch Mathilda umarmte sie. Man erklärte Nichola, daß Morgan den König im Visier gehabt hatte und seinen Pfeil auf den Herrscher abfeuern wollte. Nichola begriff erst jetzt in vollem Umfang, was sie getan hatte, sie wurde rot und rückte näher an Royces Seite.
    Die Feierlichkeiten dauerten eine Ewigkeit, und Nichola konnte es kaum erwarten, wieder in ihr Zelt – oder noch besser, nach Hause – zu kommen. Auch Royce freute sich auf zu Hause. Er wollte endlich die schwarze Dame zu
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