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Die Braut des Normannen

Die Braut des Normannen

Titel: Die Braut des Normannen
Autoren: Julie Garwood
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Soldaten, und aus den zwei Stunden täglich, die er den Tauben ursprünglich zugestanden hatte, waren neun geworden.
    Royce war abends erschöpft, aber das hielt ihn nicht davon ab, Nichola von Zeit zu Zeit seine Vorträge zu halten – offenbar war das das einzige Vergnügen, das er sich in diesen Tagen gönnte. Seine Belehrungen drehten sich immer um denselben Punkt: um Nicholas Sicherheit während des Turniers. Abend für Abend versprach er ihr, daß er auf sie aufpassen und sie nie ohne Eskorte lassen würde, und beschwor sie, kein Risiko einzugehen.
    Nichola erinnerte sich nicht daran, was er sonst noch sagte, da sie wie gewöhnlich träumte, wenn er seine Monologe hielt.
    Ihr war klar, daß es Royce lieber gewesen wäre, wenn sie zu Hause bleiben würde, aber der König und seine Gemahlin hatten sie ausdrücklich eingeladen, und diese Aufforderung konnte er nicht ignorieren.
    Nichola beschloß, ihm noch nichts von dem Baby zu erzählen, weil sie ihm damit nur einen Vorwand geliefert hätte, sie beim König zu entschuldigen. Er hätte nur behaupten müssen, daß ihr delikater Zustand eine Reise für sie unmöglich machte.
    Selbstverständlich wollte Nichola alles tun, um ihr Ungeborenes nicht zu gefährden. Sie würde nicht zulassen, daß ihr Mann in halsbrecherischer Geschwindigkeit nach London ritt, und sie würde darauf achten, daß sie sich nicht überanstrengte.
    An einem sonnigen Montagmorgen brachen sie auf. Nichola stand eine Stunde vor Royce auf, um Zeit genug zu haben, ihre morgendliche Übelkeit zu überwinden, ohne daß er etwas merkte.
    Justin ritt mit den anderen jungen Männern am Ende des Zuges, und jedesmal, wenn Nichola sein Lachen hörte, beschlich sie der schreckliche Gedanke, daß er möglicherweise in sein Verderben ritt. Sie zwang sich, an etwas Schönes zu denken, aber dann ertönte wieder Justins Lachen, und sie wurde erneut in tiefste Verzweiflung gestürzt.
    Nach der Mittagsrast war Nichola so müde und erschöpft von dem Ritt und ihren düsteren Phantasien, daß sie kaum noch die Augen offenhalten konnte. Sie bat Royce, sie zu sich auf sein Pferd zu nehmen, und sobald sie vor ihm saß, sank sie in tiefen Schlaf. Sie verschlief den ganzen Nachmittag, und Royce mußte sie aufwecken, als sie am Abend ihr Lager auf einer kleinen Lichtung aufschlugen. Hinter den Bäumen plätscherte ein klarer Bach.
    Nichola überwältige eine Welle der Übelkeit, sobald sie von Royces Hengst abgestiegen war, aber es gelang ihr, den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, herunterzuschlucken. Dann bat sie Royce, ihr ein paar Minuten allein zu gönnen. Royce sah, wie blaß sie war, bevor sie hinter das Gebüsch eilte, und runzelte besorgt die Stirn.
    Er sattelte sein Pferd ab und gab seinem Knappen den Befehl, den Hengst erst trocken zu reiben, ehe er ihm Wasser und Hafer gab.
    Zehn Minuten vergingen, und da Nichola immer noch nicht zurück war, ging Royce ihr nach. Als er die Bäume erreichte, hörte er, daß sie würgte. Justin, der auf ihn zukam, um mit ihm zu reden, vernahm ebenfalls das Geräusch.
    »Deiner Schwester geht es nicht gut«, sagte Royce.
    »Sollten wir nicht besser zu ihr gehen?« meinte Justin erschrocken.
    Royce schüttelte den Kopf. »Laß sie noch ein paar Minuten allein. Wenn sie dann nicht zurückkommt, werde ich nach ihr sehen.«
    Die beiden Männer warteten schweigend.
    »Hat sie etwas Unrechtes gegessen?« fragte Justin schließlich.
    Es war hinter den Büschen still geworden, aber Nichola ließ sich immer noch nicht blicken.
    »Nein«, erwiderte Royce. »Sie ist krank vor Sorge, Justin.«
    »Worum macht sie sich solche Sorgen?«
    »Um dich.«
    Darauf wußte Justin nichts zu sagen.
    Endlich tauchte Nichola auf. Sie runzelte die Stirn, als sie die beiden Männer sah, kniete sich aber am Bachufer nieder, spülte sich den Mund mit dem kalten Wasser aus und benetzte ihr Gesicht.
    »Nichola?« rief Justin. »Bist du wirklich krank vor Sorge um mich?«
    Sie drehte sich zu ihrem Bruder um. »Nein, mir ist aus einem anderen Grund übel.«
    Justin atmete erleichtert auf und half ihr beim Aufstehen.
    »Ich mache mir natürlich Sorgen um dich«, fügte sie hinzu. »Das mußt du verstehen, Justin. Ich bin deine ältere Schwester und werde immer versuchen, dich vor Schaden zu bewahren.« Sie wandte sich an Royce. »Wenn du an diesem Turnier teilnehmen würdest, hätte ich auch Angst um dich. Wenn das bedeutet, daß ich kein Zutrauen zu euren Fähigkeiten habe, dann kann ich nur eines zu
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