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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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aufleuchten. »Die Mütze!« Garabato hob aus einer ovalen Schachtelbehutsam die Torerokappe heraus. Sie war schwarz und trug zwei Quasten. Gallardo setzte sie auf, wobei er darauf achtete, daß der Haarschopf freiblieb. »Den Mantel!« Der Diener reichte ihm den Galamantel aus Seide, der in der Farbe des Kostüms gehalten und ebenso mit Gold und Stickerei überladen war wie jenes. Gallardo legte ihn über eine Schulter und betrachtete sich dann, zufrieden mit all seinen Vorbereitungen, in dem Spiegel. Er machte keinen schlechten Eindruck. »Vorwärts in die Arena!«
    Seine zwei Freunde empfahlen sich schnell, um eine Kutsche zu nehmen und ihm zu folgen. Garabato ergriff ein Bündel roter Tücher, unter deren Fransen sich die Griffe mehrerer Degen abhoben. Als Gallardo durch die Vorhalle des Hotels ging, sah er die Straße von einer zahlreichen und drängenden Menge erfüllt, die auf ihn wartete als hätte er schon einen großen Erfolg zu verzeichnen. Er konnte bereits das Gesumme der Menge, die ihm noch durch die Tür verborgen blieb, vernehmen. Der Wirt und seine ganze Familie eilten ihm mit ausgestreckten Händen entgegen, als ob sie sich für eine lange Reise empfehlen wollten. »Viel Glück!« Auch die Diener vergaßen unter dem Impulse der Begeisterung und der inneren Bewegung die Schranken der Zurückhaltung und streckten ihm die Rechte entgegen. »Viel Glück, Don Juan!« Und er verbeugte sich lächelnd nach allen Seiten, ohne sich viel um die erschreckten Gesichter der Frauen zu kümmern. »Ich danke! Auf Wiedersehen!« Er war ein anderer: seitdem er sich den leuchtenden Mantel umgeworfen hatte, erhellte ein fröhliches Lächeln sein Gesicht, welches, von feinen Schweißperlen benetzt, in seiner Blässedem Antlitz eines Kranken glich. Dennoch lächelte er voller Freude, sich zu zeigen und das Publikum durch seine Erscheinung zu begeistern. Er fand sich sofort mit der instinktiven Leichtigkeit eines Mannes, der einer gewinnenden Geste bedarf, um sich vor der Menge zu zeigen, in seine neue Umgebung hinein. Er schritt würdevoll weiter und sog an der Zigarre, welche er in der linken Hand trug. Er bewegte beim Gehen die Hüften und ging mit der Eitelkeit eines strammen Burschen durch die Menge. »Bitte meine Herren, machen Sie Platz. Ich danke sehr!«
    Als er sich so den Weg durch die schlechtgekleidete und schmutzige Schar, welche vor der Tür des Hotels hin und her drängte, bahnen mußte, da trachtete er so viel als möglich, jede Berührung mit der unreinlichen Umgebung zu vermeiden. Alle diese Leute hatten keinen Duro in der Tasche, um sich eine Karte zu kaufen. Gleichwohl benützten sie die Gelegenheit, dem berühmten Gallardo die Hand zu drücken oder seine Kleider zu berühren.
    Hart am Gehsteig wartete eine Kutsche mit vier Maultieren, deren Geschirr mit Quasten und Schellen aufgeputzt war. Garabato hatte sich mit seinem Bündel bereits auf den Kutschbock geschwungen. Im Innern saßen drei Toreros und hielten ihre Mützen auf den Knien. Ihre bunten Kleider waren ebenso wie das Kostüm Gallardos mit reicher Stickerei, jedoch nur aus Silber, verziert. Gallardo, der, so gut er es unter den Püffen der begeisterten Menge vermochte, alle Hände abwehrte, kam endlich zum Trittbrette der Kutsche. Die Begeisterung all dieser Leute hatte sich in freundschaftlichen Püffen und Zurufen Luft gemacht. »Guten AbendCaballeros!« sagte er zu den Teilnehmern seiner Cuadrilla. Dann setzte er sich neben den Kutschenschlag, so daß ihn alle sehen konnten, und lächelte dem Publikum zu, während er mit einem Kopfnicken für die Rufe einiger zerlumpter Frauen und für den kurzen Applaus der Zeitungsverkäufer dankte.
    Die Kutsche rollte schnell durch die Straßen, welche sie mit dem lustigen Schellengetön der Maultiere erfüllte. Die Menge teilte sich, um das Gespann durchzulassen, aber viele drängten sich an den Wagen, als ob sie sich unter die Räder stürzen wollten. Sie schwenkten Hüte und Stöcke. Eine Welle der Begeisterung erfaßte alle Zuschauer, es war ein Taumel, welcher zu gewissen Stunden die Menge handeln und reden läßt, ohne daß sie eigentlich wußte, warum und wofür. »Hoch unsere wackeren Burschen, es lebe Spanien!« Gerührt über diese Begeisterung und voll Stolz, seinen Namen mit dem seines Vaterlandes vereinigt zu hören, grüßte Gallardo bleich und lächelnd nach allen Seiten. Eine Schar Straßenjungen und zerlumpter Mädchen lief aus Leibeskräften hinten her, als ob sie hofften, am Ende ihres
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