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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis
Autoren: Stefan Wolf
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JAA-Sekte. Man nimmt an, dass sie – als neue Mitglieder – ins Ausland gebracht wurden und dort zu – ich nenne es – Arbeitssklaven abgerichtet werden. Vor drei Tagen nun ist Uwe Widmann verschwunden, wie ihr sicherlich gehört habt, ein Mitschüler, ein gerade erst 14-jähriger Junge aus der 9a. Auch er hatte Kontakt zu den Bettelmönchen – was die allerdings bestreiten – und äußerte sich verschiedentlich voller Begeisterung über die JAA-Sekte. Wir wissen nichts über sein Schicksal. Die Eltern sind verzweifelt. Die Polizei greift ins Leere. Niemand weiß, welchen Verlockungen Uwe erlegen ist. Mit seinen Eltern – überaus ehrenwerten Leuten – verstand er sich sehr gut. Trotzdem... scheint er sich jetzt in den Fängen der JAA-Sekte zu befinden. Natürlich nicht hier, wo man ihn leicht aufspüren könnte, sondern im JAA-Hauptquartier.«
    »Wo ist das?«, fragte Tarzan.
    »In Tunesien. Dem verhältnismäßig kleinen Land an der afrikanischen Mittelmeerküste. Wer von euch schon mal dort war – es ist ja ein beliebtes Reiseziel –, weiß sicherlich, wie leicht man in Nordafrika einen 14-jährigen Jungen verstecken kann. In Tunesien, wo sich im Laufe der Geschichte viele Völker und Rassen gemischt haben, sehen zahlreiche Einwohner aus wie wir. Wie Europäer.«
    Tarzan, den kein Unrecht kalt ließ, sondern immer auf diePalme brachte, rief: »Aber, verdammt noch mal! Warum forscht die dortige Polizei nicht nach? Warum arbeitet sie nicht mit unserer tüchtigen Kripo zusammen? Ich denke, wir leben im Zeitalter der Völkerverständigung.«
     
    Bäumler verzog schmerzlich das Gesicht. Nicht wegen Tarzans ungezügeltem Temperament, das durchaus auch Flüchehervorbringt, sondern weil er an die Völkerverständigung vielleicht nicht recht glaubte.
    »Tunesien ist Afrika, Tarzan. Da gehen die Uhren ein bisschen anders. Vielleicht ist Chedli Hamouda dort ein angesehener und – großzügiger Mann. » Bäumler hob die Schultern.
    Tarzan begriff sofort. »Ist dieser Chedli Hamouda der ›göttliche Führer‹ der JAA-Sekte?«
    »Das ist er. Und sein Hauptquartier soll wie eine Burg sein. Abgeschirmt und bewacht. Der wird schon wissen warum.«
    Die Vorstellung, ihr Mitschüler Uwe Widmann werde dort in Tunesien zum JAA-Arbeitssklaven zurechtgestutzt, erhitzte die meisten Gemüter.
    Wortmeldungen unterblieben jetzt. Es wurde ein allgemeines Gespräch mit vielen Zwischenrufen.
    Gaby vermerkte, Uwe Widmann sei ein dufter Kamerad, aber immer schon ein bisschen versponnen gewesen.
    Ein anderer rief: »Er hatte es mit der Hypnose. In letzter Zeit las er zig Bücher darüber. Dann wollte er mich hypnotisieren. Aber es hat nicht geklappt!«
    »Nun mal Ruhe!«, gebot Bäumler. »Worauf es mir ankommt, ist, euch vor dieser – und jeder anderen – Jugendsekte zu warnen. Wenn sich die Bettelmönche an euch heranpirschen, sprecht bitte sofort mit euren Eltern darüber. Oder mit uns Lehrern. Und lasst euch von diesen Betrügern – ich meine die Bettelmönche – keinen Floh ins Ohr setzen.«
    »Dagegen bin ich gefeit!«, rief Klößchen. »Mit welcher Verlockung könnten die mir denn kommen?«
    »Mit einer Schachtel Schokolade«, sagte Tarzan, »könnten sie dich nicht nur bis Tunesien, sondern quer durch ganz Afrika locken.«
    Brausendes Gelächter brandete auf. Sogar Bäumler schmunzelte. Klößchens Leidenschaft für Schokolade war nur allzu bekannt.
    Wir lachen, dachte Tarzan, als könnte uns nichts passieren. Na ja, dem TKKG bestimmt nicht. Dafür würde ich meineOhren wetten. Aber andere? Weiß ich, was die denken! Wie es in ihrem Gemüt aussieht!
    Nachdenklich ließ er den Blick durch die Klasse wandern. Er nahm diesen und jenen aufs Korn, fand aber keinen, den er als sektenverdächtig eingestuft hätte. Nein! An der 9b würden sich die Bettelmönche aus Atlantis die Zähne ausbeißen.
    Der arme Uwe, dachte Tarzan. Wie kann der solchen Blödsinn machen! Gaby hat Recht. Er war ein dufter Kamerad. Hoffentlich wird er das wieder, hoffentlich kommt er zurück. Wenn man da helfen könnte! Das wäre etwas für uns vom TKKG! Aber – zum Kuckuck! Wir sind hier. Und Uwe ist vermutlich in Tunesien. Er könnte auch auf dem Mond sein. Für uns kommt’s auf das Gleiche raus.
    Sonst wäre es allerdings nicht das erste Mal gewesen, dass die vier vom TKKG etwas Außerordentliches vollbracht hätten: durch Hartnäckigkeit, Spürsinn und die Bereitschaft, sich helfend für andere einzusetzen – ohne Rücksicht auf die eigene
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