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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis
Autoren: Stefan Wolf
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und seine TKKG-Freunde nie.
    Bleibt nur zu sagen: Auch ein Studienrat kann sich irren.

2. Die bestohlene Greisin
    Es klingelte. Pause. Studienrat Bäumler räumte das Feld.
    Die sechste und letzte Stunde war frei. Dennoch – alle blieben in der Klasse und warteten, bis die Tür sich hinter Bäumler geschlossen hatte.
    Tarzan rekelte sich auf seinem Sitz.
    »Also?«, sagte er. »Was nun? Macht Vorschläge!« Jeder wusste, worum es ging.
    Morgen, wie erwähnt, hatte Bäumler Geburtstag. Und bei der 9b war es nunmehr schon Tradition (Brauch), jedem Lehrer etwas zum Geburtstag zu schenken – wobei die beliebten im Allgemeinen etwas besser abschnitten.
    Wertschätzung gestattete einen tieferen Griff in die Klassenkasse.
    Nicht ohne Grund machte Tarzan sich zum Wortführer. Er war Klassensprecher – jetzt schon im zweiten Jahr – und musste die Sache erstmal in Gang bringen.
    Gaby, die – schon seit drei Jahren – die Klassenkasse verwaltete, stand ihm da gleich gesinnt zur Seite.
    Walter Krause sagte: »Er ist immer so ernst. Ich finde, wir sollten ihm was Lustiges schenken. Damit er mal auf andere Gedanken kommt.«
    »Vielleicht ein Witzbuch«, sagte Tarzan verächtlich. »Nächster Vorschlag.«
    »Er raucht Pfeife«, meinte Klößchen. »Wie wäre es mit einem hübschen Tabaksbeutel?«
    »Ich meine«, sagte Tarzan, »wir sollten etwas Nützliches schenken. Etwas, das dem Menschen nützt. Und nichts, was Lungen- und Herzkrankheiten fördert. Wer Tabak qualmt, sollte eigentlich wissen, was er sich damit antut. Na schön, jeder hat seine Schwächen. Aber die auch noch mit einem Geburtstagsgeschenk unterstützen – nein!«
    Karl sagte: »Das finde ich auch!«
    Gaby nickte mehrmals und legte die Hände fest auf ihreFederhaltermappe, als wäre das die Klassenkasse und somit verschlossen.
    Waltraut Peibel war wie Gaby eine externe Schülerin. Auch sie kam jeden Morgen aus der Stadt. Zwar waren alle Klassen – von der 5. bis zur 13. – gemischt, dennoch handelte es sich bei dem Internat um eine reine Jungenschule. Das heißt: Die Mädchen nahmen nur am Unterricht teil und fuhren dann wieder nach Hause.
    Waltraut sagte: »Er ist Reiter.«
    »Stimmt!«, sagte Tarzan. »Das ist sein Hobby.«
    »Aber er hat kein eigenes Pferd, sondern mietet es immer«, schaltete Klößchen sich ein. »Beim Reitklub.«
    »Wollen wir ihm ein Pferd schenken?«, fragte Gaby. Sie sah Tarzan an, nicht ohne ihre nachtschwarzen Wimpern eindrucksvoll zu heben.
    »Wie viel Geld steht für das Geschenk zur Verfügung?« »Na, höchstens 50 Mark«, sagte Gaby.
    »Das wird ein ziemlich kleines Pferd«, meinte Klößchen. Die Klasse wieherte vor Lachen wie zwei Dutzend fröhlicher Gäule.
    »Wie wäre es mit einem aufwändigen Buch«, sagte Karl, »einem Bildband über Pferde. Rassepferde. Reitpferde. Turnierpferde.«
    »Finde ich stark!«, sagte Tarzan. »Der beste Vorschlag bis jetzt. Wollen wir abstimmen?«
    Alle stimmten dafür.
    »Alles klar.« Tarzan räkelte sich abermals. »Wer besorgt das Buch?«
    »Na, wer wohl?«, meinte Klößchen. »Gaby hat die Kasse. Außerdem den richtigen Pferdeverstand. Entschuldige, Gaby! Ich meine: die richtige Tierliebe.Du weißt doch, wie so ein Ross aussehen muss, damit es dem Bäumler gefällt.«
    »Na schön.« Gaby blies gegen ihre Ponyfransen, um den Blick zu erweitern. »Ich mach’s. Aber allein möchte ich die Verantwortung nicht übernehmen. Ich scheue mich zwarnicht. Trotzdem ist es besser, wenn noch jemand mitmacht. Ich finde, der Klassensprecher hat die Verantwortung zu tragen.«
    Das fanden alle anderen auch.
     
    Tarzan sah Gaby an. »Da also mir die künstlerische Mitverantwortung obliegt«, sagte er – so gestelzt wie möglich, »bitte ich um Zusammenkunft zu einer Zeit nach deinerWahl. Allerdings: Es müsste heute sein. Denn morgen hat er Geburtstag.«
    »14.15 Uhr«, sagte Gaby. »Vor der Bärmannschen Buchhandlung in der Fußgängerzone. Okay?«
    Tarzan nickte.
    Damit war alles geregelt. Die Klasse leerte sich im Handumdrehen. Nur die vier Freunde hatten es nicht so eilig.
    Unter irgendeiner Bank knurrte ein Wolf. So jedenfalls hörte es sich an.
    »Was war denn das?«, fragte Gaby erschrocken.
    »Mein Magen.« Klößchens Leidensmiene sagte genug.
    »Er ist so leer – leerer geht’s nicht. Man sollte die Abstände zwischen den Mahlzeiten verkürzen. Andernfalls – fürchte ich – werde ich mich geistig und körperlich nicht in wünschenswerter Weise entwickeln können.«
    Tarzan sah auf
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