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Die Bettelmoenche aus Atlantis

Titel: Die Bettelmoenche aus Atlantis
Autoren: Stefan Wolf
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die Uhr. »In einer halben Stunde gibt es Mittagessen. So lange musst du mit deiner Entwicklung noch warten. Aber wie ich dich kenne, ist als Vorspeise ein halbes Pfund Schokolade vorgesehen.«
    »Gute Idee!« Klößchen tat scheinheilig – als wäre er nicht selbst darauf gekommen.
    »Eine schlechte Idee!« Tarzan lachte. »Dass deine Fresssucht die geistige Entwicklung fördert, ist mir noch nicht aufgefallen. In der Hinsicht scheinst du ohnehin ein Spätentwickler zu sein. Aber was dein Gewicht betrifft, bist du glatt vier Jahre weiter.«
    »Ich sorge nur vor, falls mal schlechte Zeiten kommen.« Klößchen klemmte seine Büchertasche unter den Arm.
    Sie verließen die Klasse.
    Gaby und Karl holten ihre Räder und fuhren nach Hause. Bis zu den ersten Häusern am Stadtrand mussten sie ein Stück strampeln, denn die Internatsschule lag außerhalb.
    Eine Landstraße verband Schule und Stadt. Zu Fuß benötigte Tarzan etwa 20 Trablauf-Minuten. Aber mit dem Rad, dem beliebtesten Verkehrsmittel der Kinder, ging es natürlich noch rascher.
    Tarzan und Klößchen liefen in den zweiten Stock des Haupthauses hinauf. Im ADLERNEST, ihrer winzigen Bude, verstreuten sie ihre Schulmappen.
    Klößchens Magen knurrte nochmal wie ein schlecht gelaunter Hofhund, dann erhielt er, der Magen, eine beruhigende Vorspeise. Schokolade, natürlich.

     
    Während Tarzan seinen Judo-Anzug zum Lüften ans geöffnete Fenster hängte, stopfte Klößchen sich die Backen voll. Er kaute andächtig.
    Dass er im Internat wohnte, war eigentlich komisch. Denn auch er stammte aus der nahen Großstadt. Sein Elternhaus stand dort im nobelsten Villenviertel. Und er hätte wie Gaby und Karl jeden Morgen zur Schule fahren können. Aber er zog das Internatsleben vor. Nicht etwa, weil er sich mit seinen Eltern nicht verstanden hätte.Im Gegenteil! Das lief bestens und die Sauerlichs liebten ihren Willi und taten alles für ihn.
    Aber eins konnten sie ihm zu Hause, wo Überfluss herrschte, nicht bieten: eine interessante, abenteuerliche Jugend. Zu Hause hatte Klößchen sich gelangweilt. Hier dagegen, im Internat, war für Unterhaltung gesorgt – besonders, wenn man zu Tarzans Freunden zählte. Dessen Unternehmungslust kannte keine Grenzen. Nur zu oft stieß er auf Ungerechtigkeiten, die ihn fuchsteufelswild machten. Selbstverständlich setzte er sich dann mit voller Kraft ein – und schon steckten er und seine Freunde vom TKKG in den gefährlichsten Abenteuern.
    Im Übrigen war die Internatsschule ein Platz, an dem man es aushalten konnte.
    Was alles zu ihr gehörte: zahlreiche Gebäude, Grünanlagen, Park, Turnhalle, Schwimmbad, Sportplatz und Dienstwohnungen für Lehrer und Erzieher. Das große Gelände wurde von einer – nun schon jahrzehntealten – Mauer umfriedet.
    Vom Fenster der Bude konnte man bis zum fernen Waldrand sehen. Aber im Moment interessierte Klößchen sich mehr für die Düfte, die durchs Fenster hereinkamen.
    »Ich glaube, es gibt Kartoffelpuffer«, meinte er kauend. »Hoffentlich mit Apfelmus.«
    Das war für Tarzan kein Thema.
    »Kommst du nachher mit in die Stadt?«, fragte er.
    »Geht leider nicht. Habe Nachhilfe in Englisch. Es nützt zwar nichts, weil ich mich einfach nicht entschließen kann, Vokabeln zu lernen. Aber es zeigt meinen guten Willen.«
    »Guter Wille wäre, wenn du lernst.«
    »Die Pauker denken ja, ich tue es. Aber in meinem Gehirn bleibt nun mal nichts kleben.« Klößchen grinste.Er gefiel sich so, wie er war: als geborenes Faultier.
    Als sie zum Mittagessen in den großen Speisesaal kamen, hatten sich schon die meisten der 500 Schüler versammelt.
    Was das Essen betraf, hatte Klößchen richtig geschnuppert. Es gab goldgelb und braun gebratene Kartoffelpuffer, von denen er immerhin sieben vertilgte.
    Dann war er so müde, dass er – wie er meinte – während der Nachhilfestunde sicherlich angenehm schlafen werde.
    Während er sich seufzend trollte, holte Tarzan sein Rennrad aus dem Fahrradkeller. Es war ein Prachtstück. Gekauft hatte er es von selbst verdientem Geld. Darauf war er stolz. Wie er auch wusste, dass selbst verdientes Geld mehr Freude macht als solches, das man geschenkt bekommt.
    Diese Erfahrung hatte er frühzeitig machen müssen, denn er war Halbwaise. Sein Vater, ein Diplom-Ingenieur, war schon vor Jahren tödlich verunglückt. Seitdem arbeitete Tarzans Mutter als Buchhalterin, aber ihr Einkommen war begrenzt. Dennoch schickte sie ihren einzigen Sohn auf eine der besten Internatsschulen. Das
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