Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
PROLOG
    Mac: 1 . November, 11 . 18  Uhr

    Tod. Pest. Hunger.
    Sie umzingeln mich, meine Liebhaber, die angsteinflößenden Unseelie-Prinzen.
    Wer hätte gedacht, dass Zerstörung so schön sein kann? Verführerisch. Verzehrend.
    Mein vierter Liebhaber – Krieg? Er streichelt mich zärtlich. Welch Ironie – Liebkosungen von dem, der Chaos bringt, Katastrophen erschafft und Wahnsinn verbreitet – falls er der ist, für den ich ihn halte. Ich kann sein Gesicht nicht sehen, sosehr ich mich auch bemühe. Warum verbirgt er sich?
    Er streichelt meinen Körper mit glühenden Händen. Ich verbrenne. Blasen bilden sich auf meiner Haut; die sexuelle Hitze, die kein menschliches Wesen ertragen kann, bringt meine Knochen zum Schmelzen. Die Lust verschlingt mich. Ich dränge mich ihm entgegen und bettele um mehr – mit staubtrockener Zunge und rissigen Lippen. Er erfüllt mich, stillt meinen Durst. Flüssigkeit strömt auf meine Zunge, tropft von meinen Lippen. Ich zucke und winde mich. Er dringt in mich ein. Ich erhasche flüchtige Blicke auf Haut, Muskeln und jede Menge Tätowierungen. Immer noch sehe ich kein Gesicht. Er macht mir Angst, dieser eine, der sich tarnt.
    In der Ferne brüllt jemand Kommandos. Ich hörevieles, verstehe jedoch nichts. Ich weiß, dass ich in die Hände des Feindes gefallen bin. Und ich weiß zudem, dass ich auch das bald vergessen werde. Als Pri-ya, als Süchtige nach Feensex, werde ich glauben, dass es keinen Ort gibt, an dem ich lieber wäre.
    Wären meine Gedanken zusammenhängend genug, dass ich Sätze bilden könnte, würde ich sagen, dass sich das Leben chronologisch abspult. Dass Menschen geboren werden und in … wie lautet das menschliche Wort? Ich habe mich jeden Tag dafür schick gemacht. Da waren Jungs. Ein ganzer Haufen süßer Jungs. Und ich dachte, dass sich die Welt nur um sie dreht.
    Seine Zunge ist in meinem Mund, und meine Seele geht in Stücke. Hilfe, mach, dass er aufhört, mach, dass er weggeht!
    Schule. Das ist das Wort, nach dem ich suche. Nach der Schule nimmt man einen Job an. Heiratet. Bekommt … was sind sie? Feen können sie nicht haben. Kostbare kleine Geschöpfe. Babys! Hat man Glück, dann lebt man ein gutes, erfülltes Leben und wird alt an der Seite eines Partners, den man liebt. Dann kommen Särge. Glänzend poliertes Holz. Ich weine. Eine Schwester? Schlimm! Die Erinnerung tut weh. Lass sie los!
    Sie sind in meiner Gebärmutter. Sie wollen mein Herz; sie wollen es zerreißen und sich an der Leidenschaft laben, die sie nicht empfinden können. Kalt. Wie kann Feuer so kalt sein?
    Konzentrier dich, Mac. Es ist wichtig. Finde die Wörter. Tief durchatmen. Denk nicht daran, was im Augenblick mit dir geschieht. Sehen. Dienen. Schützen. Andere sind in Gefahr. So viele sind gestorben. Das darf nicht umsonst gewesen sein. Ich denke an Dani. Sie ist im Grunde wie ich – hinter der unflätigen Spracheund dreisten Attitüde einer Pubertierenden, die sich für schrecklich erwachsen hält.
    Ich erlebe einen Orgasmus nach dem anderen. Ich werde zum Orgasmus. Wonne-Schmerz! Durchdringend. Vernebelt mir den Verstand, zerfetzt meine Seele; je mehr sie mich ausfüllen, umso leerer fühle ich mich. Es entgleitet, alles entgleitet mir, aber ehe es sich in Luft auflöst, erlebe ich einen scheußlichen Moment der Klarheit und sehe …
    Das meiste, woran ich in meinem Leben glaubte, haben mir die modernen Medien vermittelt, und ich habe nichts davon in Frage gestellt. Wenn ich nicht wusste, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten sollte, suchte ich in meinem Gedächtnis nach einem Film oder einer Fernsehsendung, in denen Menschen in eine ähnliche Lage geraten waren, und dann tat ich das, was die Schauspieler im Film getan hatten. Wie ein Schwamm saugte ich meine Umgebung auf und wurde zu einer Art Nebenprodukt davon.
    Ich glaube kaum, dass ich jemals den Blick gen Himmel gerichtet und mich gefragt habe, ob es außer uns Menschen noch intelligentes Leben im Universum gibt. Ich weiß, dass ich nie auf den Erdboden geschaut und über meine Sterblichkeit nachgedacht habe. Ich ließ mich vergnügt durch die nach Magnolien duftenden Tage treiben, für alles blind wie ein Maulwurf – außer für Jungs, Mode, Einfluss, Sex. Damals beachtete ich ausschließlich die Dinge, die mir ein gutes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher