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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories
Autoren: Philip K. Dick
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ins Büro, wo du hingehörst. Wo wir beide hingehören.« Ich werde die beiden Bandenden wieder zusammenkleben, sagte er sich; die Spannung ist einfach unerträglich.
    Er streckte seine Hände aus und wollte nach den Handschuhen greifen, um sie überzustreifen. Seine Finger zitterten noch immer, und als er auf den Vergrößerungsschirm sah, da bemerkte er, daß der Lichtstrahl der fotoelektrischen Zelle nach oben fiel und direkt auf den Abtastkopf deutete; gleichzeitig registrierte er, daß das Bandende im Schlitz des Abtasters verschwand… all das sah er in diesem einen Augenblick und er verstand.
    Es ist zu spät, erkannte er. Es ist vorbeigelaufen. Gott, dachte er, hilf mir. Es hat sich mit größerer Geschwindigkeit vorwärtsbewegt, als ich berechnet hatte. Also wird jetzt…
    Er sah Äpfel und Pflastersteine und Zebras. Er fühlte Wärme, das milde Kratzen von wollener Kleidung; er spürte, wie der Ozean nach ihm griff und stürmischer Nordwind ihm entgegenblies, wie um ihn irgendwohin zu entführen. Sarah war überall, genau wie Dancemann. New York leuchtete in der Nacht, und über ihm hüpften und schossen die Schweber am nächtlichen Himmel und es war Tag und feucht und trocken. Butter zerlief ihm auf der Zunge, während zur gleichen Zeit abscheuliche Gerüche auf ihn eindrangen, begleitet von einem ekelerregenden Geschmack: die bittere Gegenwart von Giften und Limonen und den Halmen des Sommergrases. Er stürzte; er fiel; er lag in den Armen einer Frau und in einem großen weißen Bett, und jemand kreischte ihm schrill irgend etwas ins Ohr – das warnende Getöse eines defekten Aufzuges in irgendeinem der uralten, halbzerstörten Hotels in den Slums. Ich lebe, ich habe gelebt, ich werde niemals leben, sagte er sich, und diese Gedanken wurden begleitet von jedem Wort, von jedem Laut; Insekten summten und brummten, und halb versank er in dem komplexen Gewirr einer homöosthatischen Maschine, die irgendwo in den Laboratorien von Tri-Plan stand.
    Er wollte Sarah etwas sagen. Er öffnete den Mund und wollte Worte heraustoßen – einen Satz aus der gewaltigen Anzahl von Begriffen, die in seinem Bewußtsein strahlend hell glitzerten und ihn mit ihren ungeheuerlichen Bedeutungen versengten.
    Sein Mund brannte. Und er fragte sich, warum.
    Sarah Benton preßte sich eng an die Wand und öffnete ihre Augen und sah, wie eine Rauchwolke aus Pooles halb geöffnetem Mund aufstieg. Dann brach der Roboter zusammen, stützte sich noch einen Moment auf Händen und Knien auf und verkrampfte sich dann langsam zu einem zerstörten, zerknitterten Haufen.
    Sie wußte, daß er »tot« war, auch ohne ihn zu untersuchen.
    Garson Poole hat es sich selbst zuzuschreiben, sagte sie sich. Und er hat keinen Schmerz empfunden; er hat es selbst erwähnt. Oder zumindest nicht sehr viel Schmerz; vielleicht ein klein wenig. Jedenfalls ist jetzt alles vorbei. Ich sollte besser Mr. Dancemann anrufen und ihm mitteilen, was geschehen ist, entschied sie. Noch immer an allen Gliedern zitternd, schritt sie durch das Zimmer und trat vor das Videofon; sie griff nach dem Hörer und wählte Dancemanns Nummer.
    Er hielt mich für einen Stimulus-Faktor auf seinem Realitätsband, kam es ihr in den Sinn. Und er glaubte, ich würde sterben, wenn auch er – oder es – nicht mehr »lebt«. Wie seltsam, dachte sie. Warum hat er sich das nur eingebildet? Er hat doch nie in der realen Welt gelebt, sondern in einer elektronischen Welt, in seiner eigenen. Wie bizarr!
    »Mr. Dancemann«, begann sie, als die Verbindung mit seinem Büro hergestellt war, »Poole existiert nicht mehr. Er hat sich direkt vor meinen Augen selbst zerstört. Sie sollten besser herüberkommen.«
    »Also sind wir ihn endlich los.«
    »Ja, ist das nicht eine Erleichterung für uns alle?«
    »Ich schicke Ihnen ein paar Leute aus der Firma«, versprach Dancemann. Er blickte an ihr vorbei und sah Poole neben dem Küchentisch liegen. »Sie gehen jetzt nach Hause und ruhen sich aus«, befahl er Sarah. »Das ganze muß Ihnen ja schrecklich zugesetzt haben.«
    »Ja«, bestätigte sie. »Ich danke Ihnen, Mr. Dancemann.« Sie legte den Hörer auf und blieb unschlüssig stehen.
    Und dann fiel ihr etwas auf.
    Meine Hände, dachte sie. Sie hielt sie hoch. Warum kann ich durch sie hindurchsehen?
    Und auch die Wände des Zimmers begannen zu verschwimmen.
    Zitternd eilte sie zu dem zerstörten Roboter hinüber und blieb davor stehen, wußte nicht, was sie tun sollte. Durch ihre Beine war der Teppich zu
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