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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories
Autoren: Philip K. Dick
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seine Aufmerksamkeit wieder der zusammengefalteten Zeitung zu. Ungerührt begann er erneut zu lesen.
    »Hast du ihn gesehen?« fragte Poole Sarah. »Und auch die Enten?« In diesem Moment verschwanden sowohl die Enten als auch die Parkbank. Nichts blieb von ihnen zurück. Die Löcher im Band waren am Abtastkopf vorbeigelaufen.
    »Ich habe beides gesehen«, nickte Sarah. »Aber sie waren nicht wirklich da, oder? Es erinnerte an…«
    »Du bist auch nicht real«, eröffnete er Sarah. »Du bist ein Stimulus-Faktor auf meinem Realitätsband. Ein Stanzloch, das abgedeckt werden kann. Existierst du auch auf einem anderen Realitätsband oder gar in einer objektiven Realität?« Er wußte es nicht; er konnte es nicht beurteilen. Vielleicht existierte sie auf tausend verschiedenen Realitätsbändern; vielleicht auf allen Bändern, die jemals hergestellt worden waren. »Wenn ich das Band zerschneide«, bemerkte er, »wirst du überall und nirgends sein. Wie alles andere im Universum . Zumindest wie alles, das mir gegenwärtig ist . «
    »Ich bin real«, keuchte Sarah .
    »Ich möchte dich ganz kennenlernen«, erklärte Poole. »Aber dazu muß ich das Band durchschneiden. Wenn nicht heute, dann zu irgendeinem anderen Zeitpunkt; es ist unvermeidbar.« Warum also warten? fragte er sich. Und es besteht immer die Möglichkeit, daß sich Dancemann mit meinem Eigentümer in Verbindung gesetzt hat und man versuchen wird, mich daran zu hindern. Denn schließlich beschädige ich damit ihr Eigentum – und zwar mich.
    »Wenn ich dich so höre, dann wünsche ich mir, ins Büro gefahren zu sein«, sagte Sarah, und ihre Lippen zitterten vor Furcht.
    »Dann geh«, forderte Poole sie auf.
    »Aber ich möchte dich nicht allein lassen.«
    »Mir wird nichts geschehen«, behauptete Poole.
    »Nein, das stimmt nicht. Du wirst an dir herumschneiden und dich damit vielleicht selbst umbringen, weil du herausgefunden hast, daß du nur eine elektrische Ameise und kein menschliches Wesen bist.«
    Nach einer Weile nickte er. »Möglicherweise ist das richtig.« Möglicherweise lief alles darauf hinaus.
    »Und ich kann nichts tun, um dich daran zu hindern«, schluchzte sie.
    »Nein.« Er sah sie an.
    »Aber ich werde trotzdem bleiben«, erklärte Sarah. »Selbst wenn ich dich nicht daran hindern kann. Denn wenn ich dich verlassen würde und du bringst dich tatsächlich um, müßte ich mir für den Rest meines Lebens die Frage stellen, wie hätte sich alles entwickelt, wenn ich geblieben wäre. Du verstehst mich?«
    Er nickte erneut.
    »Also fang an«, forderte Sarah ihn auf.
    Er erhob sich. »Ich werde keine Schmerzen empfinden«, tröstete er sie. »Obwohl es für dich vielleicht so aussehen wird. Doch denke immer daran, daß organische Roboter nur sehr wenige Schmerzschaltungen besitzen. Ich werde die intensivsten…«
    »Erzähl mir nicht weiter davon«, unterbrach sie. »Tu es, wenn du unbedingt mußt; und wenn nicht, dann laß es sein.«
    Unbeholfen – denn er hatte Angst – steckte er seine Hände in die beiden Handschuhe, über die er die Waldos und damit die Mikro-Werkzeuge steuern konnte, und griff nach einem winzigen Messer mit einer scharfen Klinge. »Ich zerschneide jetzt ein Band, das in meiner Brust eingebaut ist«, erklärte er. »Das ist alles.« Seine Hand zitterte, als er das Messer hob und die Blicke starr auf den Vergrößerungsschirm gerichtet hielt.
    In einer Sekunde kann alles vorbei sein, dachte er. Alles. Aber vorher habe ich noch genügend Zeit, die beiden Bandenden wieder zusammenzufügen. Bis zum entscheidenden Augenblick verbleibt mir noch zumindest eine halbe Stunde. Falls ich mir die Sache doch noch anders überlegen sollte.
    Er zerschnitt das Band.
    Sarah sah ihn zitternd an und flüsterte: »Es ist nichts geschehen.«
    »Ich habe noch dreißig oder vierzig Minuten.« Er setzte sich an den Tisch, nachdem er seine Hände aus den Handschuhen herausgezogen hatte. Er bemerkte, daß seine Stimme bebte; zweifellos hatte Sarah dies bemerkt, und er verspürte Zorn über sich selbst, denn er wußte, daß er sie dadurch beunruhigte. »Es tut mir leid«, erklärte er überflüssigerweise, wollte sich bei ihr dafür entschuldigen. »Vielleicht solltest du besser gehen.« Etwas wie Panik erfaßte ihn und zwang ihn dazu, wieder aufzustehen. Reflexartig folgte sie seinem Beispiel, als ob sie ihn imitieren wollte; nervös, mit gerötetem Gesicht trat sie von einem Bein auf das andere. »Verschwinde«, verlangte er barsch. »Geh zurück
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