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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories
Autoren: Philip K. Dick
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Berechnungen würde sich diese Unterbrechung kurz nach Mitternacht bemerkbar machen.
    »Reparierst du dich?« fragte Sarah schüchtern.
    »Ich befreie mich«, erklärte Poole. Später würde er noch einige andere Versuche anstellen. Aber zunächst mußte er seine Theorie überprüfen; wenn ein leeres, ungelochtes Band keine Stimuli bedeutete, dann würde das Fehlen des Bandes…
    »Dieser Gesichtsausdruck…« bemerkte Sarah. Sie begann ihren Mantel anzuziehen, griff nach ihrer Handtasche und rollte ein Video - Magazin zusammen. »Ich werde jetzt gehen; ich habe schon gemerkt, was du davon hältst, mich hier getroffen zu haben.«
    »Bleib«, forderte er sie auf. »Wir können uns zusammen die Abenteuer von Kapitän Kirk ansehen.« Er zog sein Hemd wieder an. »Erinnerst du dich noch, daß es früher – so vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren – noch zwei Dutzend Fernsehkanäle gegeben hat? Damals, bevor die Regierung die unabhängigen Sender geschlossen hat?«
    Sie nickte.
    »Wie hätte es wohl ausgesehen,« fuhr er fort, »wenn dieses Fernsehgerät alle Kanäle zur gleichen Zeit auf den Bildschirm projiziert hätte? Ob es dann noch möglich wäre, aus dem Durcheinander etwas zu erkennen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Vielleicht hätten wir es lernen können. Lernen zu selektieren; selbständig nur das aufzufassen, was wir sehen wollen und das zu ignorieren, was uns nicht gefällt. Stell dir die Möglichkeiten vor, die wir hätten, wenn unser Gehirn in der Lage wäre, zwanzig Bilder auf einmal zu verarbeiten; stell dir die Menge der Informationen vor, die man dann in einer begrenzten Zeitspanne in sich aufnehmen könnte. Ich frage mich, ob das Gehirn, das menschliche Gehirn…« Er verstummte. Schließlich sprach er weiter, wie zu sich selbst. »Nein, dem menschlichen Gehirn ist das nicht möglich. Aber rein theoretisch könnte es ein quasi-organisches Gehirn schaffen.«
    »Und so etwas hast du?« fragte Sarah.
    »Ja«, nickte Poole.
    Gemeinsam sahen sie sich Kapitän Kirks Abenteuer bis zum Ende an und gingen dann zu Bett. Aber Poole blieb sitzen, an sein Kopfkissen gelehnt, und rauchte und dachte nach. Neben ihm lag Sarah, wälzte sich ruhelos hin und her und fragte sich, warum er nicht das Licht ausknipste.
    Immerhin war es schon zehn Minuten vor zwölf.
    »Sarah«, sagte er, »ich brauche deine Hilfe. In wenigen Minuten wird etwas sehr Seltsames mit mir geschehen. Es wird nicht lange dauern, aber ich möchte dich bitten, daß du mich sehr aufmerksam beobachtest. Achte darauf, ob ich…« Er fuhr sich durch das Haar. »Ob sich bei mir irgendeine Veränderung zeigt. Ob ich einschlafe oder Unsinn rede oder…« Er wollte sagen: Oder ob ich verschwinde. Doch er verbiß es sich. »Ich glaube nicht, daß ich dir irgendwelchen Schaden zufügen werde, aber ich glaube, es ist eine gute Idee, daß du dich bewaffnest. Hast du deine Pistole bei dir?«
    »In meiner Handtasche.« Sie war hellwach geworden, saß aufrecht im Bett und blickte ihn voller Furcht an, und ihre gerundeten Schultern wirkten bleich und unwirklich im Licht der Nachttischlampe.
    Er holte ihr die Pistole.
    Dann erstarrte das Zimmer in völliger Unbeweglichkeit. Die Farben verblaßten . Die Gegenstände verschwammen, bis sie wie Nebel in den Schatten versanken . Dunkelheit legte sich über den Raum, während die Einrichtung immer durchsichtiger wurde .
    Die letzten Stimuli lassen nach, erkannte Poole. Er blinzelte, versuchte besser zu sehen. Er erkannte Sarah Benton, sah sie neben sich im Bett: eine zweidimensionale Gestalt, die zusammenschrumpfte, an eine Puppe erinnerte und mehr und mehr in Auflösung begriffen war. Wolken aus entmaterialisierender Substanz trieben träge umher, prallten zusammen, teilten sich, prallten erneut zusammen. Und dann verschwanden die letzten Reste an Hitze, Energie und Licht; das Zimmer schloß sich um ihn und fiel in sich zusammen, löste sich aus der Realität. Und von da an gab es nur noch absolute Schwärze, Raum ohne Tiefe, nicht finster, sondern eher erstarrt, unbewegt. Außerdem hörte er nichts mehr.
    Er versuchte etwas zu berühren. Aber er besaß keine Hände, keine Arme mehr. Zusammen mit allen anderen Dingen im Universum war auch sein Körper verschwunden. Er besaß keine Finger, und selbst wenn er noch welche hätte, würde es nichts mehr geben, das sie ergreifen könnten.
    Ich habe also recht gehabt, was die Funktion dieses verdammten Lochstreifens betrifft, sagte er zu sich selbst, benutzte einen nicht-existenten
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