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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stone hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er ihr auch noch in den anderen Arm schießen würde, wenn sie versuchte, ihn anzugreifen oder zu fliehen. »Eine Fünfzig-Prozent-Chance reicht mir«, fuhr Stone fort. »Ist mehr, als wir draußen haben, oder?« »Und die anderen? Becker und... und die, die jetzt unten beim Schiff auf uns warten?« fragte Charity. »Sie bringen sie um, Stone.« »Das haben sie schon längst selbst getan«, antwortete Stone zornig. »Was glauben Sie, wie weit Sie mit ihrem lächerlichen Raumschiff kommen, ehe die Fremden Sie abschießen?« Er schüttelte heftig den Kopf und deutete befehlend auf die Tanks. »Fangen Sie an, Captain.« Die stählernen Zahnreihen berührten sich. Es geschah vollkommen lautlos. Nur die flackernden Warnlampen über der Tür erloschen wieder. Charity schloss mit einem kaum hörbaren Seufzer die Augen. Gefangen, dachte sie. Nein, schlimmer - sie waren lebendig begraben. »Fangen Sie an!« sagte Stone noch einmal. »Und wenn ich es nicht tue?« Charity lächelte. »Sie können mich nicht zwingen, Stone. Erschießen Sie mich, wenn es Ihnen Spaß macht. Das geht schneller.« Stone lächelte kalt, und Charity begriff, dass er auf diese Antwort gewartet hatte. »Vielleicht kann ich das wirklich nicht«, sagte er. »Aber Sie werden es tun, Captain - entweder jetzt oder in ein paar Tagen, wenn sie halb verrückt vor Hunger und Durst sind.« Er hob befehlend die Waffe. »Los!« Wahrscheinlich hatte er sogar recht, dachte Charity. Es war aus, so oder so. Trotzdem dauerte es noch lange, ehe sie sich umdrehte und zögernd auf den ersten der sechs riesigen Hibernationstanks zuging. Hatte ihr der Anblick beim ersten Mal nur Unbehagen eingeflößt, so erfüllte er sie jetzt mit nackter Angst. Der Tank war gewaltig, und trotz seiner unbestreitbaren technischen Eleganz hatte er etwas Düsteres an sich. Alles in ihr krampfte sich bei dem bloßen Gedanken zusammen, sich in dieses Ding legen zu sollen. »Fangen Sie an«, sagte Stone noch einmal. »Und keine Tricks. Ich passe genau auf. dass sie beide Apparate gleich programmieren. Und dann werfe ich eine Münze, um zu entscheiden, in welchem Sie Platz nehmen dürfen, Captain.« Charity ballte hilflos die Fäuste. Stones Wahnsinn hatte Methode. Er war verrückt, aber nicht dumm. Unsicher machte sie sich an die Aufgabe, das elektronische Herz des Kälteschlaftanks zu programmieren, sehr langsam und von nichts als der fast panischen Furcht erfüllt, einen Fehler zu begehen. Eine entsetzliche Vision stieg vor ihrem inneren Auge auf: Sie sah sich selbst, hilflos in einen der gewaltigen Stahlsärge eingesperrt, bei vollem Bewusstsein, aber sterbend, durch irgendeinen dummen Programmierfehler, ein Zittern ihrer Hände, einen qualvollen, tage, vielleicht wochenlangen Tod sterbend. Sie verscheuchte die Vision. »Wie lange wollen Sie schlafen, Lieutenant?« fragte sie. »So lange es geht«, antwortete Stone. »Stellen Sie die maximale Laufzeit ein.«  Charity sah auf. »Das können hundert Jahre sein«, sagte sie vorsichtig. Oder tausend.Diese Anlagen waren so gut wie unzerstörbar. Aber das sprach sie nicht aus.
    »Um so besser«, sagte Stone. »Los! Tun Sie, was ich gesagt habe.« Sie gehorchte. Als sie fertig war, winkte Stone sie zurück, warf einen kurzen, aber sehr aufmerksamen Blick auf die Kontrollen am Kopfende des Tanks und deutete auf den Stahlsarg daneben. »Jetzt den.« Sie brauchte zehn Minuten, um auch den zweiten Computer zu programmieren, und Stone wiederholte die Prozedur - er scheuchte sie zurück und betrachtete das komplizierte Schaltpult. Dann ging er zwischen den Tanks hin und her, offensichtlich, um die beiden Anlagen zu vergleichen. Verdammter Narr, dachte Charity. »Scheint in Ordnung zu sein«, sagte Stone schließlich. »Jetzt fragt sich nur noch, was Sie wirklich getan haben, Captain.« Er lächelte flüchtig. »Nicht, dass Sie mich für einen kompletten Idioten halten, Laird. Ich bin ziemlich sicher, dass Sie das Ding so programmieren können, dass ich nie wieder aufwache. Haben Sie es getan?« »Ich bin kein Mörder«, antwortete Charity. »Ich weiß.« Stone deutete mit einer Geste auf den Tank, den sie als erstes eingeschaltet hatte. »Nach Ihnen, Captain.« Charity zögerte. Sie hatte Angst. Schreckliche Angst. Aber schließlich setzte sie sich doch in Bewegung. Langsam trat sie auf den gewaltigen Stahlzylinder zu, berührte die rote Taste an seinem Kopfende und trat zurück,
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