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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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perfekten Rolle, deren Schwung sie wieder auf die Beine kommen ließ, so rasch, dass sie einen hastigen Schritt machen musste, um nicht sofort wieder im Morast zu landen. Sie fuhr herum, drehte sich einmal im Kreis und begann auf den Spalt im Berg zuzulaufen. Die Bewegung war so schnell und fließend, dass sie sie kaum spürte. Ihr Tae-Kwon-Do-Lehrer wäre stolz auf sie gewesen. Aber ihr Tae-Kwon-Do-Lehrer, dachte Charity, war so tot wie die meisten Menschen, und wenn sie nicht verdammt aufpasste, dann würde sie das auch bald sein. Sie rannte los. Sie wurde nicht angegriffen, aber die wenigen Schritte waren die längsten ihres Lebens. Irgendwo über ihr pflügte ein schwarzes Wesen durch den Himmel, und trotz des heftigen Regens war es stickig heiß; ihre Haut brannte, und in der Luft lag ein bitterer, so fremdartiger Geschmack, dass ihr fast übel davon wurde. Völlig erschöpft erreichte sie das Tor, ließ sich gegen den feuchten Stahl sinken und sah sich aufmerksam um. Noch immer machte niemand Anstalten, sie anzugreifen, aber die Nacht war voller Bewegung und Unruhe. Es war, als wäre die Dunkelheit selbst zu entsetzlichem Leben erwacht, überall huschte, krabbelte und kroch es; in das Peitschen des Regens mischten sich sonderbar rasselnde Laute. Feuchtigkeit glänzte auf schwarzem Chitin und regenbogenfarbigen Insektenaugen. Und die Taschenlampe, deren Strahl direkt neben ihr auf den morastigen Boden fiel, bewegte sich noch immer nicht. Charity nahm all ihren Mut zusammen, drehte sich blitzschnell herum und sprang mit einem Satz durch den schmalen Torspalt.
    Die Bewegung rettete ihr das Leben. Ein Ungeheuer mit vielen Beinen und riesigen Zähnen stürzte gegen das Tor, stieß einen ärgerlichen Pfiff aus und begann sonderbar langsam an dem spiegelglatten Panzerstahl herabzugleiten. Ein zweiter, noch schrillerer Pfiff erscholl, als das Wesen den Boden berührte und sich - plötzlich ganz und gar nicht mehr langsam - auf wirbelnden Beinen herumdrehte. Aber so schnell es auch war - Charity war schneller. Sie rollte herum, hob die Smith & Wesson und riss den Abzug durch. Die Waffe stieß einen kurzen, peitschenden Laut und eine unterarmlange Feuerlanze aus, und anderthalb Meter vor Charitys Gesicht spritzte etwas auseinander, das eine unangenehme Ähnlichkeit mit einer vielbeinigen Spinne hatte. Charity unterdrückte den Ekel, den der Anblick in ihr wachrief, sprang auf die Beine und vollführte eine halbe Drehung, die Waffe im Anschlag. Aber es gab nichts, worauf sie schießen konnte - oder wenn, dann sah sie es wenigstens nicht. Die Halle war so dunkel, dass selbst der Lauf ihrer Smith & Wesson in einer Hand aus schwarzer Watte zu verschwinden schien. Für Sekunden erstarrte sie zu vollkommener Bewegungslosigkeit, schloss die Augen und lauschte. Sie vernahm Geräusche, sehr viele und sehr beunruhigende Geräusche, aber keine, die sie identifizieren konnte: ein Rascheln und Schleifen, ein Schaben und Zerren, ein leises Wispern, wie von fremden, bösen Stimmen... Charity versuchte, diejenigen Laute auszusortieren, die nur Produkt ihrer überreizten Nerven waren, aber es gelang ihr nicht.
    Unendlich vorsichtig, um nur kein verräterisches Geräusch zu verursachen, bewegte sie sich rückwärts, ging in die Hocke und tastete mit der linken Hand hinter sich. Ihre Finger glitten über den harten Beton des Hallenbodens, fühlten etwas Weiches - der Anblick des Spinnenungeheuers erschien für einen Moment vor ihren Augen, und wieder fühlte sie Ekel wie eine warme süßliche Woge in ihrer Kehle hochsteigen -, dann Widerstand. Einen Körper. Sie widerstand der Versuchung, sich herumzudrehen, sondern beugte sich nur ein wenig zur Seite und tastete nach der Lampe, während die Waffe in ihrer Hand beständig weitere unruhige Halbkreise durch die Dunkelheit beschrieb und auf alles zielte, was sich darin verbergen mochte. Endlich ertastete sie das kühle Metall der Stablampe. Einen Moment lang verharrte sie noch reglos. Obwohl ihr die Dunkelheit fast den Verstand raubte, hatte sie beinahe noch größere Angst davor, den Lichtstrahl herumzuschwenken und zu sehen, was sich hinter der Wand aus Schwärze verbarg. Andererseits - kein Schrecken konnte so schlimm sein wie der, den ihr ihr eigenes Unterbewusstsein ausmalte. Reiß dich zusammen, du hysterische Ziege! dachte sie wütend. Du wärst längst tot, wenn hier irgend etwas wäre! Das stimmte natürlich nicht - ihre Gegner kamen aus einer Welt, die mit
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