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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herkömmlicher Logik nicht mehr zu erklären war. Ihr hämmernder Pulsschlag beruhigte sich ein wenig, und auch das Zittern ihrer Hände nahm ab, wenn es auch nicht ganz aufhörte. Hinter ihrer Stirn kreisten die Gedanken, aber immerhin hatte sie sich so weit in der Gewalt, sich ganz langsam in eine geduckte Stellung zu erheben und die Lampe auszuschalten, ehe sie sie herumdrehte und in die Richtung hielt, in der sie in dieser totalen Dunkelheit das innere Schott vermutete. Mit einer entschlossenen Bewegung schaltete sie die Lampe ein.
    Eine Sekunde später wünschte sie sich, es nicht getan zu haben. Sie hatte sich getäuscht. Es gab durchaus Dinge, die schlimmer als alles Vorstellbare waren. Es war ein Alptraum. Der dünne, zitternde Lichtkegel ihrer Lampe riss nur Fetzen aus der Dunkelheit, aber allein das wenige, was sie sah, ließ sie zusammenzucken. Wo vor drei Monaten die fast klinisch saubere Schleusenhalle der Bunkeranlage gewesen war, erstreckte sich jetzt etwas, das als Kulisse eines Horror-Filmes hätten herhalten können. Nur dass es Realität war; eine entsetzliche Realität. Charity unterdrückte ihren Widerwillen, machte einen vorsichtigen Schritt - aber nicht, ohne sich vorher davon zu überzeugen, wohin sie ihren Fuß setzte - und zwang sich, das fürchterliche Bild in allen Einzelheiten aufzunehmen. Grauer Schleim bedeckte den Boden und die Wände. Klumpige Verdickungen klebten überall. Formlose Dinge, die pulsierten und zitterten, als lebten sie. Hier und da krochen kleine, gepanzerte Wesen durch die glitzernde Masse, emsig beschäftigt mit Dingen, die sie nicht verstand und auch gar nicht verstehen wollte, und quer durch die gesamte Halle spannte sich etwas, das wie ein ins Absurde vergrößertes Spinnennetz aussah. Das Spinnentier fiel ihr wieder ein, das sie angegriffen hatte, und ein eisiger Schauer von Furcht lief prickelnd ihren Rücken herab.
    Dieses Netz war entschieden zu groß, um nur das Werk eines einzigen dieser Tiere zu sein. Sie machte einen weiteren Schritt, blieb wieder stehen und drehte sich mit klopfendem Herzen einmal um ihre Achse. Wenigstens sah sie keine Leichen. Die Männer, die hier am Tor auf sie gewartet hatten, mussten noch Zeit gefunden haben, sich in Sicherheit zu bringen, ehe dieses Insektenungeheuer die Schleusenhalle in ein Gruselkabinett verwandelt hatte. Oder waren aufgefressen worden, flüsterte eine Stimme hinter ihrer Stirn. Fast gegen ihren Willen begriff sie, dass manche der zitternden Klumpen, die in das Netz eingesponnen waren, durchaus groß genug waren, einen menschlichen Körper aufzunehmen. Sie zwang sich, den Gedanken nicht zu Ende zu verfolgen, und ging zitternd weiter. Der Lichtstrahl ihrer Lampe tastete wie ein bleicher Geisterfinger durch die Halle. Die Spinne hockte drei Meter über ihrem Kopf in einem Knotenpunkt dieses sonderbaren Netzes, und sie war sehr viel größer als das Tier, das sie angegriffen hatte. Es war auch nicht wirklich eine Spinne - ihr Körper war rund wie eine Kugel, ohne sichtbaren Kopf oder sonstige Extremitäten, sah man von den vielen haarigen Beinen ab, mit denen sie sich an ihrem Netz festklammerte. Ihr Maul war ein dreieckiger Schlitz, in dem spitze Zähne blitzten, und ihre Augen glichen eher denen von Katzen als von Insekten und wirkten sehr wach, erfüllt von einer Intelligenz, die Charity schaudern ließ. Charity hob die Waffe und richtete ihren Lauf auf das braungraue Ungeheuer, aber das Tier machte nicht einmal den Versuch, sie anzugreifen. Es hockte einfach da, blinzelte aus seinen großen, beunruhigend klugen Augen auf sie herab und bewegte dann und wann träge ein Bein. Beinahe lautlos ging Charity weiter, duckte sich unter einem Faden des riesigen Netzes hindurch und näherte sich rückwärts gehend der gegenüberliegenden Wand und dem Tor. Sie hatte nicht vor, den Öffnungsmechanismus des Schotts überhaupt zu betätigen - wenn dort unten noch jemand am Leben war, dann hatten sie die atombombensichere Tür garantiert mit allem verrammelt, was ihnen zur Verfügung stand -, aber es gab eine kleine Tür, nur wenige Schritte entfernt, und neben anderen nützlichen Gegenständen befand sich auch der elektronische Schlüssel zu diesem Notausgang an ihrem Gürtel.
    Die Spinne beobachtete sie, bewegte sich aber immer noch nicht. Charitys Abstand zu ihr wuchs auf fünf, dann auf zehn Meter, und schließlich hatte sie das Tor erreicht. Hinter ihr lag jetzt nur noch der eisige Stahl der zweihundert
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