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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tonnen schweren Tür, die diese Bunkeranlage zur sichersten der Welt machte. Langsam, ohne das grässliche Tier (Tier?) auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, schob sie sich am Tor entlang, bis der Stahl glattem, mit Kunststoff beschichtetem Feld und dann wieder eisigem Metall wich. Die Tür. Charity zögerte. Wenn dieses... Wesen dort oben auch nur einen Teil der Intelligenz besaß, den es ihr zubilligte, dann musste es wissen, was die Waffe in ihrer Hand bedeutete. Aber es musste auch ebenso wissen, dass sie entweder die Smith & Wesson oder die Stablampe loslassen musste, um den Impulsgeber vom Gürtel zu lösen und die Tür zu öffnen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Langsam hob sie die Waffe, zielte auf die Stelle genau zwischen den Augen des Insektenungeheuers - und zögerte wieder. Etwas in ihr sträubte sich dagegen, das Tier einfach zu erschießen. Nicht Mitleid oder Skrupel; beides war ihr in den letzten beiden Wochen gründlich und für alle Zeiten ausgetrieben worden. Aber es war ein Gefühl, das sie warnte, das Monster einfach zu erledigen. Und sie hatte gelernt, auf Gefühle zu hören. Langsam senkte sie die Waffe wieder, drehte sich herum, bis sie so stand, dass sie die Spinne und die Tür gleichermaßen im Auge behalten konnte, und versuchte mit der linken Hand den Impulsgeber vom Gürtel zu lösen, ohne dabei die Lampe fallen zu lassen. Es war ein Kunststück, aber es gelang ihr. Zitternd vor Anspannung bewegte sie den kaum zigarettenschachtelgroßen Kasten auf das Panzerschott zu, lauschte auf das kaum hörbare Klicken, mit dem die Magnethalterung einrastete, und drückte mit aller Kraft den einzigen, roten Knopf, der die schwarze Plastik-oberfläche des Impulsgebers unterbrach. Im gleichen Moment bewegte sich die Spinne. Es ging so schnell, dass sie sich vor Charitys Augen in einen wirbelnden Schatten zu verwandeln schien; ein Huschen, dem ihr Blick kaum zu folgen vermochte. Sie drückte ab, aber sie wusste schon im gleichen Moment, dass die Kugel nicht treffen würde. Das Tier war einfach zu schnell. Verzweifelt versuchte sie, der rasenden Bewegung des pelzigen Balles mit der Lampe zu folgen, schoss noch einmal und noch einmal - ohne etwas auszurichten. Dann war das Tier heran, schlug vor ihr einen blitzschnellen Haken nach rechts - und aus dem Netz über Charity löste sich ein gewaltiges Segment und fiel beinahe lautlos auf sie herab. Charity schrie auf, machte einen Schritt zur Seite und stürzte auf den harten Betonboden, als sie sich in das dünne klebrige Gespinst verstrickte.
    Verzweifelt zerrte sie an dem weißen Gespinst, erreichte damit aber nicht mehr, als sich nur noch mehr in dem weitmaschigen Netz zu verheddern. Die einzelnen Fäden waren kaum dicker als ein Haar, aber sie schienen unzerreißbar zu sein, und sie brannten wie Säure, dort, wo sie ihre bloße Haut berührten. Irgendwo hinter und über ihr erscholl ein dünner Pfeifton, gefolgt von einem metallenen Klicken, als die Panzertür aufsprang. Zu spät, dachte sie bitter. Zehn Sekunden zu spät. Verdammt, sie hatte einen Moment lang durchgehalten, hatte sich quer durch die Hölle bis hierher durchgekämpft - und das alles, um zehn verdammte Sekunden zu spät zu kommen! Der Zorn, mit dem sie dieser Gedanke erfüllte, gab ihr noch einmal die Kraft, sich herumzuwälzen und die Hand nach der Waffe auszustrecken. Verzweifelt versuchte sie, das Brennen und Schneiden der ätzenden Fäden auf der Haut zu ignorieren, zog die Knie an den Körper und bewegte sich rhythmisch, um auf die Seite zu rollen und sich so der Smith & Wesson zu nähern. Die Waffe war ihr entglitten, aber sie konnte nicht weit sein, nur ein Stück, vielleicht einen halben Meter, nahe genug, um sie trotz des würgenden Netzes zu - Charity erstarrte, als sie ihre Drehung so weit vollendet hatte, dass sie die Waffe erkennen konnte. Sie lag da, wo sie sie vermutet hatte, sogar noch ein bisschen näher, und die Spinne hockte mit weit ausgebreiteten Beinen darüber!!
    Charity starrte das Ungeheuer an, und die Bestie starrte sie an. Sie war jetzt sicher, sich das spöttische Glitzern in den Augen des gewaltigen Spinnentieres nicht nur einzubilden. Das Monster spielte mit ihr, so wie es die ganze Zeit über nur mit ihr gespielt hatte, ein gnadenloses Katz-und-Maus-Spiel, bei dem der Verlierer von Anfang an festgestanden hatte. Und es war auch jetzt noch nicht zu Ende, dachte Charity düster. Sie war hilflos, bewegungs- und fluchtunfähig
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