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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst
Autoren: Andreas Acker
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fängt gleich an, und du weißt, wie gerne ich die sehe.
Außerdem habe ich einen riesigen Bierdurst. Und zwar von der übelsten Sorte.«
Um seine Ansicht zu untermauern, trank er einen weiteren Schluck.
    Daniel breitete die Arme in
einer Unschuldsgeste aus, das Bier vergessen in der Hand.
    »Ich sage doch, dass wir nur
so lange hinter dem Typen herfahren, bis wir sicher sein können, dass er nicht
über sie herfällt. Dann fragen wir sie, ob wir sie irgendwo absetzen können, tun
das und fahren anschließend direkt nach Hause. Bis zum Anpfiff ist es noch eine
Dreiviertelstunde. Bis dahin sind wir wieder hier. Versprochen.«
    Thomas legte den Kopf
schief, so dass ihm eine Locke ins Gesicht fiel.
    »In Ordnung. Aber hurtig.«

Kapitel 2
     
    »Vielleicht hätten wir die
Polizei anrufen sollen.«
    Daniel trommelte auf das
Lenkrad ein, während er und Thomas den Geländewagen hundert Meter vor sich
beobachteten. Sie hatten das Stadtgebiet verlassen, und die Verfolgte lief
jetzt auf einem unbefestigten Trampelpfad neben der Straße, der den Bürgersteig
ersetzt hatte. Die Sonne war hinter die Baumwipfel gesunken und ließ die
vereinzelten Wolken rotgolden glühen. Bis zum Freibad war es noch ein guter
Kilometer.
    Der Fahrer im Wagen vor
ihnen hatte seine Vorgehensweise nicht verändert, seit er von Daniel und Thomas
entdeckt worden war. Er hielt wenige Schritte hinter der Frau am Straßenrand,
ließ sie davonziehen, holte wieder auf. Seine Aktivitäten mussten ihn derart in
Beschlag nehmen, dass er seinerseits nicht bemerkte, dass er verfolgt wurde.
Dabei fuhr Daniel teilweise so dicht auf, dass er den roten Kopf des Fahrers in
dessen Rückspiegel erkennen konnte.
    »Was hättest du denen sagen
sollen?« Thomas hatte einen Fuß auf das Armaturenbrett abgelegt und aß aus der
Erdnussdose, die er vom Serviertablett gegriffen hatte, als sie aufgebrochen
waren. Als würde er im Kino sitzen, warf er sich in regelmäßigen Abständen eine
der salzigen Knabbereien in den Mund. »Dass du jemanden dabei beobachtet hast,
der sich beim Autofahren einen runterholt? Das wird die nicht groß
interessieren. Ist schließlich nicht verboten.«
    Daniel ließ seine Brauen
wieder zusammenrücken. Als der Wagen vor ihnen wieder auf die Straße einbog,
folgte er ihm.
    »Man darf während des
Fahrens also essen, trinken, eine CD wechseln, an Frauen und an sich selbst
herumspielen, ohne dass es verboten wäre. Aber wehe dir, du telefonierst am
Steuer. Dann kannst du einpacken.«
    Thomas nickte und warf sich
eine weitere Erdnuss in den Rachen.
    »Jepp, so sieht‘s aus. Ich
finde, alles sollte verboten werden. Davon abgesehen haben die Bullen
wahrscheinlich sowieso alle Hände voll zu tun wegen des Banküberfalls. Hast du
davon gehört?«
    Wie hätte Daniel das nicht
mitbekommen sollen? Die Nachrichten waren schließlich voll davon. Zwei
Unbekannte hatten am Morgen eine Bankfiliale drei Orte weiter überfallen. Dabei
war ein Mann angeschossen worden. Außerdem hatten sie eine Bankmitarbeiterin
als Geisel genommen und waren mit ihr getürmt. Die Polizei hatte mehrfach davor
gewarnt, im Großraum Hochtaunuskreis Anhalter mitzunehmen.
    Der Geländewagen kam am
Straßenrand zum Stehen. Daniel tat es ihm in einiger Entfernung nach.
    »Kann sein. Die werden mit
Volldampf nach den Tätern suchen. Hoffentlich kommt der arme Kerl durch, der
sich eine Kugel eingefangen hat.«
    »Ja, hoffentlich. Soll wohl
ziemlich kritisch aussehen. Auf jeden Fall hätten die Bullen bestimmt keine
Zeit, nach dem Komiker dort vorne zu sehen. Aber hast du die Geisel gesehen?
Was für eine Fackel!«
    Daniel nickte. »Sie haben
ihr Foto im Fernsehen gezeigt. Hübsche Frau.«
    Thomas tat, als hätte er
sich an einer Erdnuss verschluckt. Wie der schlechteste aller Laiendarsteller
hustete er und boxte sich wild auf den Brustkorb.
    »Hübsch? Hast du hübsch
gesagt? Die Alte ist der Hammer! Ich würde sie sofort flachlegen!«
    »Na das überrascht mich aber
wirklich.« Daniels Stimme triefte vor Ironie. »Kannst du mir auch nur eine Frau
unter, sagen wir, achtzig Jahren nennen, die du nicht sofort flachlegen
würdest?«
    Jetzt war es an Thomas, zu
nicken.
    »Ja, kann ich. Deine
Mutter.«
    Daniel lachte. »Du bist
wirklich ein echter Freund, Thomas.«
    »Bin ich. Stell dir mal vor,
dann wäre ich nicht nur mit dir befreundet, sondern auch dein Stiefvater.«
    »Klingt echt
angsteinflößend.«
    »Nicht nur für dich.« Thomas
wurde wieder ernst. »Auf jeden Fall haben die Bullen
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