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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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eigentlich wahr, was behauptet wird? Dass du den Ersten Fürsten zum Juris Macto herausgefordert hast?«
    Raucus lachte leise. »Das ist schon eine Weile her, Junge. Und: Ja, es stimmt.«
    Carlus’ matte Augen leuchteten kurz auf. »Ganz bestimmt hast du gewonnen, oder?«
    »So dumm kannst du doch nicht sein, Junge«, meinte Raucus und legte dem jungen Ritter die Hand auf die Schulter. »Gaius Sextus ist der Erste Fürst. Er hätte mir meinen Kopf in den eigenen Schoß gelegt. Und dazu wäre er selbst heute noch in der Lage. Denk nur daran, was mit Kalarus Brencis passiert ist, ja?«
    Carlus wirkte bei dieser Antwort nicht sonderlich erfreut, erwiderte jedoch: »Ja, mein Fürst.«
    »Ruh dich aus, Soldat«, sagte Raucus. »Du hast gute Arbeit geleistet.«
    Endlich kehrte Raucus zu seinem Zelt zurück. So. Pflicht erfüllt. Nun konnte er sich ein paar Stunden Ruhe gönnen. Der Druck auf die Schildmauer hatte in letzter Zeit zugenommen, und im Nachhinein wünschte er sich, er hätte darauf bestanden, dass Crassus seine erste Dienstzeit in der Legion zu Hause bei der Ersten abgeleistet hätte. Die Großen Elementare wussten es, der Junge konnte sich recht nützlich machen. Und Maximus ebenfalls. Offensichtlich hatten die beiden gelernt, miteinander auszukommen und sich nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegenseitig umbringen zu wollen.
    Raucus schnaubte über diesen Gedankengang. In seinen eigenen Ohren klang er schon wie ein alter Mann, den Erschöpfung und Schmerzen plagten und der sich wünschte, jüngere Schultern würden ihm seine Bürden abnehmen. Allerdings würde er mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich eines Tages alt werden.
    Und doch wäre es schön, Hilfe zu haben.
    Es gab einfach so viele dieser Wilden – mochten sie die Krähen holen! Und er kämpfte schon viel zu lange gegen sie. Er stieg die Treppe hinunter, die in die Befestigungsanlagen innerhalb der Schildmauer führte. Dort erwarteten ihn ein geheiztes Zimmer und ein Bett. Doch nach kaum zehn Schritten hörte er aus der Ferne ein Windsausen, den Windstrom eines landenden Ritter Aeris.
    Raucus blieb stehen, und einen Augenblick später rauschte ein Ritter Aeris in Begleitung eines Ritters von der Dritten Aleranischen heran, die die Streifenflüge übernommen hatte. Es war zwar schon dunkel, aber angesichts des Schnees stellte das vor allem in hellen Mondnächten kein größeres Hindernis dar. Doch erst, nachdem der Mann gelandet war, erkannte Raucus das Abzeichen der Ersten Antillanischen auf dem Brustpanzer.
    Der Mann eilte schwer atmend zu Raucus und schlug hastig zum Salut mit der Faust aufs Herz. »Mein Fürst«, keuchte er.
    Raucus salutierte ebenfalls. »Bericht.«
    »Mitteilung von Hauptmann Tyreus, mein Fürst«, sagte der Ritter. »Seine Stellung wird aufs Heftigste angegriffen, und er bittet dringend um Verstärkung. Wir haben noch nie so viele Eismenschen auf einem Fleck gesehen, mein Fürst.«
    Raucus blickte den Mann einen Moment lang an. Dann rief er ohne ein weiteres Wort seine Windelementare, hob in die Luft ab und machte sich nach Westen auf, wo die Stellungen der Ersten Antillanischen entlang der Mauer lagen, hundert Meilen entfernt. Er flog so schnell er konnte.
    Seine Männer brauchten ihn. Der Schlaf musste warten.
    Das gehörte eben auch dazu.
    »Mir ist es gleichgültig, wie dick dein Kopf ist, Hagan!«, sagte Kapitän Demos im Plauderton, den man allerdings trotzdem auf dem ganzen Schiff und im halben Hafen hören konnte. »Du rollst diese Leinen ordentlich auf, oder ich lasse dich auf dem Weg durch die Hatz Entenmuscheln vom Kiel schaben!«
    Gaius Octavian beobachtete, wie der bärbeißige Seemann mit den trüben Augen wieder an die Arbeit ging und seine Aufgabe diesmal zur Zufriedenheit des Kapitäns der Schleiche erfüllte. Die Schiffe waren kurz nach Morgengrauen mit der Flut aus dem Hafen von Werftstadt ausgelaufen. Jetzt am Vormittag sahen der Hafen und das Meer dahinter aus wie ein Wald aus Masten und aufgeblähten Segeln, die auf den Wellen am Horizont schwankten. Hunderte von Schiffen, die größte Flotte, die man in Alera je erlebt hatte, machten sich auf den Weg zum offenen Meer.
    Nur ein einziges Schiff lag noch im Hafen, und zwar die Schleiche . Es sah alt und schäbig aus, doch das traf allenfalls äußerlich zu. Der Kapitän verzichtete einfach auf neue Farbe und neue Takelage. Die Segel waren schmutzig und geflickt, die Leinen dunkel mit Teer verschmiert. Die geschnitzte Bugfigur, die
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