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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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Ersteres freue ich mich besonders.«
    Die Seeleute machten die Leinen los, und Kitai ergriff Tavis Hand. »Komm«, sagte sie. »Ehe du dein Frühstück auf deine Rüstung spuckst.«
    Als das Schiff ablegte und mit der Bewegung der Wellen zu schaukeln begann, spürte Tavi den Aufruhr in seinem Magen, und er eilte in seine Kabine, um die Rüstung auszuziehen, sich reichlich Wasser und einen leeren Eimer zu holen. Er war ein schlechter Seemann, und Schiffsreisen waren die reinste Folter für ihn.
    Beim nächsten Rumoren im Bauch dachte Tavi sehnsüchtig an festen Boden unter den Füßen, mochten ihm dort auch noch so viele Attentäter auflauern.
    Zwei Monate auf See.
    Er konnte sich keinen schlimmeren Albtraum vorstellen.
    »Das stinkt zum Himmel«, beschwerte sich Tonnar, der sich fünf Schritte hinter Kestus’ Pferd befand. »Mir erscheint es wie ein böser Traum.«
    Kestus blickte auf das Beil, das an seiner Satteltasche hing. Es wäre schwierig, genug Kraft in einen Wurf zu legen, während er ritt. Andererseits war Tonnars Kopf so weich, dass es möglicherweise keine Rolle spielte. Aber dann müsste er sich um die Leiche des Schwachkopfs kümmern und sich auch noch mit einer Mordanklage herumschlagen.
    Natürlich stand Kestus die ganze verlassene Wildnis südwestlich der Ödnis zur Verfügung, um die Leiche zu verstecken, doch die Angelegenheit wurde durch den neuen Mann noch verzwickter. Er blickte nach hinten zum dritten Mitglied ihrer Streife, dem schlanken, drahtigen Würstchen, der sich Ivarus nannte und genug Verstand hatte, die meiste Zeit den Mund zu halten.
    Einer von Kestus’ wichtigsten Glaubenssätzen lautete, dass man die Dinge schön einfach halten sollte. Daran hielt er sich für gewöhnlich auch, wenn Tonnar zu quasseln begann. Er beachtete ihn nicht.
    »Weißt du eigentlich, was so nah an der Ödnis los ist?«, fuhr Tonnar fort. »Überall gibt es wilde Elementare. Gesetzlose. Seuchen. Hungersnöte.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Und als der alte Gaius diesen Kalare vom Antlitz der Erde getilgt hat, sind die Hälfte der gesunden Männer mit ihm gegangen. Frauen werfen sich Männern für zwei Kupferböcke oder einen Kanten Brot an den Hals. Oder nur, damit sie jemanden haben, von dem sie glauben, er würde ihre Bälger beschützen.«
    Wehmütig belebte Kestus seine Mordgedanken von neuem.
    »Ich habe da mit einem Kerl aus der Nordmark gesprochen«, fuhr Tonnar fort. »Er hat es vier Frauen an einem Tag besorgt.« Das Großmaul schlug mit dem überhängenden Stück der Zügel hart auf den Ast eines Baumes, verteilte Laub in der Luft und traf ungeschickterweise den Hals seines Tieres. Das Pferd bockte, und Tonnar konnte sich kaum im Sattel halten.
    Der Mann schimpfte erbost mit seinem Pferd, trat ihm heftiger als notwendig mit den Hacken in die Flanken und riss an den Zügeln, um es wieder in seine Gewalt zu bringen.
    Kestus fügte seinem Mordansinnen ein Folteransinnen hinzu, denn das könnte sogar Spaß machen, wenn man es richtig anstellte.
    »Und wir sind hier«, fauchte Tonnar und umfasste mit wildem Gefuchtle die stillen Bäume der Umgebung. »Andere Männer verdienen ein Vermögen und leben wie die Fürsten, und Julius führt uns ans Ende der Welt. Hier gibt es nichts zu sehen und nichts zu erbeuten. Keine Frauen.«
    Ivarus, dessen Gesicht fast vollständig unter der Kapuze seines Mantels verborgen war, brach einen daumendicken Ast von einem Baum neben dem Weg ab. Dann ließ er sein Pferd schneller gehen und schloss zu Tonnar auf.
    »Die würden für ein Stück Brot Schlange stehen«, beschwerte sich Tonnar, »aber nein …«
    Ivarus hob ruhig den Ast und zerschmetterte ihn auf Tonnars Kopf. Ohne ein Wort kehrte er an seinen alten Platz in der Reihe zurück.
    »Verfluchte Krähen!«, brüllte Tonnar und griff sich mit einer Hand an den Kopf. »Krähen und verfluchte Elementare, was soll das denn, Mann?«
    Kestus gab sich keine Mühe, sein Grinsen zu verbergen. »Er hält dich eben für einen ausgewachsenen Schwachkopf. Ich übrigens auch.«
    »Wieso?«, protestierte Tonnar. »Nur, weil ich ein bisschen Spaß mit dem einen oder anderen Mädchen haben möchte?«
    »Weil du Menschen ausnutzen willst, die verzweifelt sind und den Tod vor Augen haben«, sagte Kestus. »Und weil du überhaupt nicht nachdenkst. Die Menschen verhungern. Krankheiten breiten sich aus. Und Soldaten werden bezahlt. Was denkst du, wie viele Legionares wurden schon allein wegen der Kleidung, die sie auf dem Leib
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