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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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uns an die Arbeit.«
    Die Offiziere salutierten mit der Art Genauigkeit und Disziplin, wie man sie in Friedenszeiten niemals antrifft, und sie hörte das laute Schlagen von Fäusten auf die Brustpanzer, ehe sich die Versammlung auflöste.
    »Er wollte dich sofort sehen«, sagte Quintias. »Geh nur weiter.«
    Amara nickte dem Mann dankend zu und trat vor, um mit dem Ersten Fürsten zu sprechen – und blieb vor Schreck abrupt stehen.
    Aquitanius Attis drehte sich zu ihr um und sah sie ruhig und zuversichtlich an. Auf dem Kopf trug er den glänzenden Stahlreif des Ersten Fürsten. Er nickte ihr zu. »Gräfin Amara, willkommen. Wir haben eine Menge zu besprechen.«
    Isana betrat das Kommandozelt des vorläufigen Lagers und war nicht überrascht, als sie es leer vorfand. Nur Fürst Aquitania war anwesend. Der große löwenhafte Fürst stand vor dem Sandtisch und betrachtete ihn, als würde er ein Gedicht lesen, ohne es jedoch zu verstehen.
    »Die Frau deines Bruders ist recht erfinderisch«, sagte er leise. »Sie hat nicht nur die Flucht von dreihundert Rittern und Cives bewerkstelligt, Menschen, die sonst von den Vord versklavt worden wären, und dem Feind außerdem die Möglichkeit genommen, Sklaven zu machen, sondern sie hat auch eine überraschend vollständige Einschätzung abliefern können, wie sich das Kroatsch ausbreitet, und zwar anhand ihrer eigenen Beobachtungen und der Berichte verschiedener Geiseln.«
    »Das Einzige, was mich daran erstaunt, ist die Tatsache, dass sie dieses Wissen mit dir geteilt hat«, erwiderte Isana ruhig.
    Aquitania lächelte, ohne von der Karte aufzuschauen, die in dem Sand vor ihm dargestellt war. »Ehrlich, Isana. Die Zeit für diese armseligen Streitigkeiten ist vorbei.«
    »Armselig«, meinte Isana leise. »Bitte um Verzeihung, Fürst Aquitania. Ich habe bislang fälschlicherweise angenommen, dass der Tod Hunderter von Freunden im Calderon-Tal keine armselige Angelegenheit wäre.«
    Aquitania blickte Isana an und betrachtete sie nachdenklich einen Augenblick lang, wobei die Stahlkrone auf seinem Haupt im Licht der Elementarlampen glänzte. Dann sagte er: »Nehmen wir einmal für einen Augenblick an, die Ereignisse im Calderon-Tal wären anders verlaufen. Die Marat hätten die gesamte Bevölkerung des Tals ausgelöscht, so wie zu Septimus‘ Zeiten. Und ich hätte die Horde aufgehalten und so die Gunst des Senats und verschiedener anderer Parteien errungen.«
    »Und wenn es so gekommen wäre?«, wollte Isana wissen.
    »Dann hätte es Millionen anderer Menschen vielleicht das Leben gerettet«, sagte Aquitania ruhig und hart. »Ein stärkerer Erster Fürst hätte die Rebellion von Kalare verhindert oder sie beendet, ohne gleich ein Viertel des Reiches im Chaos versinken zu lassen, was wiederum zur idealen Brutstätte für diese krähenverfluchten Vord geworden ist.«
    »Und du hast dich für die richtige Person gehalten, die diese Entscheidungen über Tod und Leben treffen darf?«
    »Du hast doch erlebt, wohin uns Gaius‘ ständige Spiele und Ränke geführt haben. Du siehst doch die rauchende Ruine, wo bis vor Kurzem Alera Imperia stand. Du siehst die Verheerungen in Kalare und im Amaranth-Tal. Und du erinnerst dich an die Nacht, in der sie Septimus ermordet haben.« Aquitania verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Warum nicht jemand anderes? Und wenn schon jemand anderes, warum nicht ich?«
    »Weil du nicht der Thronerbe bist«, erwiderte Isana. »Sondern mein Sohn.«
    Aquitania lächelte sie schwach an. »Das Reich liegt am Boden, Isana. Dein Sohn ist nicht hier, um es zu führen. Ich schon.«
    »Er wird zurückkehren«, wandte Isana ein.
    »Vielleicht«, sagte Aquitania. »Aber bis dahin können wir ihn uns zwar theoretisch als Anführer denken, müssen uns jedoch jeden Tag praktisch mit dem drohenden Tod auseinandersetzen.«
    »Wenn er zurückkommt«, fragte Isana, »wirst du seinen Anspruch dann anerkennen? Sein Geburtsrecht? Er ist der Sohn von Septimus, Fürst Aquitania.«
    Aquitanias Miene zuckte, und er betrachtete stirnrunzelnd den Tisch.
    »Wenn er zurückkommt«, sagte er mit einer leichten Betonung auf dem ersten Wort, »dann werden wir weitersehen. Bis zu dem Tag tue ich, was in meinen Augen das Beste für das Reich ist.« Er blickte sie wieder an, diesmal kalt und hart. »Und ich erwarte deine Unterstützung.«
    Isana hob das Kinn und kniff die Augen zusammen.
    »Die Zwietracht im Reich hat uns beinahe alle umgebracht«, fuhr Aquitania mit leiser Stimme
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