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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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warten, und flog mit dem Cives zum Boden.
    Sie landeten auf einem Dammweg, und die ganze Zeit über ließ er sie nicht aus den Augen. Er kam zehn Fuß von ihr entfernt auf und sah sie schweigend an, wobei er eine Hand auf dem Schwert liegen ließ.
    »Nein«, sagte Amara zu ihm. »Ich bin keine Besessene.«
    Der Mann schien sich ein wenig zu entspannen. »Sicherlich verstehst du, dass Sicherheit Vorrang hat.«
    »Gewiss«, antwortete Amara. »Tut mir leid, Herr. Ich sehe wohl, dass du zur placidischen Civitas gehörst, aber ich kann mich nicht an deinen Namen erinnern.«
    Der Civis, der ungefähr in Amaras Alter zu sein schien, doch genauso gut zwanzig Jahre älter sein mochte, wenn er über gute Wasserkräfte verfügte, lächelte sie müde an. Er brauchte dringend eine Rasur. »Bei den Krähen, meine Dame. Ich kann mich selbst kaum noch erinnern. Marius Quintias, zu deinen Diensten.«
    »Quintias«, sagte Amara und verneigte sich leicht. »Ich bin Gräfin Calderonus Amara. Die Menschen in meiner Begleitung sind die Ritter und Cives, die mein Gemahl und ich vor den Vord gerettet haben. Sie sind müde, sie frieren, und sie haben Hunger. Gibt es hier irgendwo in der Nähe eine Zuflucht für sie?«
    »Ja«, antwortete er, während er den Blick schweifen ließ. In seiner Stimme schwang unverkennbarer Stolz mit. »Zumindest für den Augenblick.«
    Zum ersten Mal sah sich Amara ihre Umgebung genauer an.
    An dieser Stelle war eine Schlacht ausgetragen worden, hier auf dem Dammweg unterhalb der Gipfel der Roten Berge. Die Erde war von Elementarkräften aufgewühlt, und man konnte die Spuren Tausender Füße sehen. Schwarze Flecken zeigten an, wo Feuerwirker den Boden versengt hatten. Überall lagen die Reste von Waffen zwischen Pfeilen, zerbrochenen Schilden und gespaltenen Helmen.
    Und toten Vord.
    Es waren Tausende und Abertausende toter Vord. Sie pflasterten den Boden hinter ihr über Hunderte von Schritt weit.
    »Ich würde hier in der Gegend allerdings nicht gern allein spazieren gehen, Gräfin«, sagte Quintias. »Doch wenn ihr mit in unser Lager kommt, könnt ihr wenigstens in Sicherheit schlafen, nachdem ihr die Untersuchung hinter euch gebracht habt.«
    »Welche Untersuchung?«, erkundigte sich Amara.
    »Niemand darf das Lager betreten, bis wir nicht sicher sind, dass er kein Besessener ist oder anderweitig für die Vord tätig ist, Gräfin«, sagte Quintias ohne jeden Groll. »Ungefähr eine Stunde nach der Schlacht sind Besessene aufgetaucht, die seither ständig versuchen, ins Lager einzudringen.«
    »Ich verstehe«, sagte sie leise. »Ich muss unbedingt sofort mit dem Ersten Fürsten sprechen, da ich ihm dringend Bericht erstatten muss.«
    Quintias nickte scharf. »Dann sollten wir uns in Bewegung setzen.«
    Sie hoben ab, und Quintias begleitete sie mit einem Dutzend seiner Ritter. Da sie niedrig und langsam flogen, war es sehr anstrengend. Wenn sie landen würden, wären sie sicherlich erschöpft, und das war vermutlich der Sinn der Übung. Falls sie irgendein falsches Spiel trieben, würden sich zumindest die Flieger kaum mehr daran beteiligen können.
    Es dauerte nicht lange, bis sie das Lager erreicht hatten, ein Lager hinter Palisaden, in dem nicht weniger als neun aleranische Legionen lagen. Ein halbes Dutzend davon stand unter dem Banner von Antillus, was eigentlich, so wusste Amara, ganz und gar unmöglich war.
    Hinter den ordentlichen weißen Zelten der Legion befand sich ein ziviles Lager, in dem Zehntausende, wenn nicht gar Hunderttausende hausten. Legionares in Rüstung einer der placidischen Legionen erwarteten sie am Landeplatz, und Legionsheiler halfen Neuankömmlingen (und überprüften vermutlich auch gleichzeitig, ob es sich um Menschen handelte).
    Quintias winkte Amara mit sich, und sie folgte ihm durch das placidische Lager zu einem Lager hinter der vordersten Palisadenreihe. Dort flatterten die roten und blauen Banner des Ersten Fürsten, und sie ging unwillkürlich schneller, als sie durch das Lager der Kronlegion auf das Kommandozelt zusteuerte. Hier herrschte hektische Betriebsamkeit, Boten und Offiziere kamen und gingen.
    »Ich werde dich beim Ersten Fürsten anmelden«, sagte Quintias und betrat das Zelt. Kurz darauf kam er wieder heraus und winkte sie zu sich. Sie folgte ihm hinein.
    Eine Gruppe Offiziere stand um einen Sandtisch in der Mitte des Raums und unterhielt sich angeregt. »Sehr gut, meine Herren«, sagte eine angenehme Baritonstimme, »wir wissen, was zu tun ist. Machen wir
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