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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea
Autoren: Jim Butcher
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fort. »Und das werde ich nicht noch einmal dulden.«
    »Warum sagst du mir das jetzt?«, fragte Isana.
    »Weil es mir lieber ist, wenn wir offen miteinander umgehen. Das erspart uns später Zeit.« Er breitete die Hände aus. »Ich hege durchaus Respekt für dich. Mir wäre es lieber, wenn ich mich in den nächsten Monaten deiner Unterstützung erfreuen dürfte. Aber verstehe mich nicht falsch, als Feindin könnte ich mir dich nicht leisten. Da würde ich dich eher töten. Selbst wenn ich zuerst Raucus überwinden müsste.«
    Isana fragte sich, ob Aquitania von ihr erwartete, dass sie sich nun vor Angst winden würde. »Glaubst du wirklich, du wirst mit ihm fertig?«
    »In einem Duell würde einer von uns sterben«, antwortete Aquitania, »und der andere würde nicht gewinnen. Und das Reich auch nicht.«
    »Warum?«, fragte Isana. »Warum erzählst du mir das alles? Ich kann dir keine Legionen anbieten, keine Städte, keine Reichtümer. Warum brauchst du meine Unterstützung?«
    »Weil Raucus, wie er mir erzählt hat, nur deinetwegen nach Süden gezogen ist. Und Phrygia folgt ihm. Fürst und Fürstin Placida haben mir zu verstehen gegeben, dass ich dich, wenn ich klug bin, mit Hochachtung behandeln werde. Die Erbin von Ceres glaubt, du seiest vollkommen ohne Falsch. Und natürlich liebt dich das Volk, eine der ihren, die aufgestiegen ist, den Princeps geheiratet und dem Reich den so dringend benötigten Erben geschenkt hat. Du verfügst über weitaus mehr Macht, als du denkst.«
    Er beugte sich leicht vor. »Aber ein Drittel des Reiches ist tot, Isana. Was übrig ist, muss ebenfalls sterben, falls wir uns weiterhin gegenseitig die Messer in den Rücken rammen.«
    »Wenn du es sagst«, erwiderte Isana steif. »Du hast schließlich mehr Erfahrung mit Verrat.«
    Er seufzte, setzte sich auf einen Feldhocker, breitete die Hände aus und fragte müde: »Was, glaubst du, hätte Septimus sich wohl gewünscht, dass du in dieser Lage tust?«
    Isana betrachtete ihn eine Weile schweigend. Schließlich sagte sie: »Du bist wenigstens nicht so wie deine Gemahlin, Fürst Aquitania.«
    Er lächelte sie eisig an. »Wir haben ein Ziel geteilt, gelegentlich das Bett und einen Namen. Darüber hinaus nur wenig.«
    »Ihr habt die Überzeugung geteilt, dass jedes Mittel recht ist, wenn es der Zweck nur heiligt«, erwiderte Isana.
    Aquitania zog eine Augenbraue hoch. »Es ist leicht, gegen Moral mit Zahlen anzureden – solange die Zahlen klein bleiben. Millionen von Menschen – Menschen, die wir Cives von Alera beschützen sollten – sind tot , Isana. Der Zeitpunkt für schwierige Entscheidungen ist gekommen. Und keine Entscheidung zu treffen könnte geradewegs in die Katastrophe führen.«
    Isana wandte das Gesicht ab und dachte kurz darüber nach. Sie bekam einen bitteren Geschmack im Mund.
    Ja, was hätte Septimus von ihr erwartet?
    »Das Reich braucht einen Anführer, hinter dem es sich versammeln kann«, sagte sie leise. »Ich stelle mich an deine Seite, bis mein Sohn zurückkehrt. Mehr werde ich dir nicht versprechen.«
    Aquitania betrachtete ihr Profil einen Moment lang, ehe er nickte. »Wir verstehen uns. Das ist ein vernünftiger Anfang.« Er runzelte kurz die Stirn. »Darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Gewiss«, antwortete Isana.
    »Glaubst du ehrlich an seine Rückkehr?«
    »Ja.«
    Aquitania legte den Kopf schief und blickte ins Leere. »Ich muss gestehen  … ein Teil von mir wünscht es sich ebenfalls.«
    »Um dich von deiner Verantwortung zu befreien?«
    Aquitania winkte fahrig ab. »Weil er mich an Septimus erinnert. Und im Augenblick braucht das Reich einen neuen Septimus.«
    Isana sah ihn an. »Warum sagst du das?«
    Er deutete auf den Sandtisch. Isana kam hinzu und sah sich die Karte des Reiches an, das im Sand nachgebildet war.
    Ein Viertel, vielleicht mehr, war mit dem Grün des Kroatsch bedeckt.
    »Die Vord wurden vorerst geschlagen«, erklärte Aquitania, »doch sie erholen sich schnell und werden bald wieder da sein. An den Bäumen ganzer Wälder im Kroatsch wachsen junge Vord wie Früchte. Die Königin muss nur auf ihre neue Ernte warten, dann greift sie wieder an, und zwar mit gleicher Stärke wie vorher.«
    »Können wir … die Ernte nicht niederbrennen, sozusagen?«, fragte Isana und betrachtete den Sand stirnrunzelnd.
    »Vielleicht. Wenn wir die Dammwege nach Süden nicht beim Rückzug zerstört hätten.« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem haben wir nicht genug Soldaten, um das gesamte Gebiet
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