Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Beschaffung korrumpiert sind.
     
    Die Antwort kam wenige Sekunden später.
     
    Die »Frucht des vergifteten Baums« ist ein juristisches Prinzip. Das von mir vorgelegte Material sollte Ihnen nur Hinweise für Ihre Ermittlungen liefern. Ihre Beweise müssen Sie selbst zusammenstellen.
     
    Aber welches Interesse haben Sie persönlich daran?, tippte Belknap, dann hastete er die Zufahrt entlang weiter.
     
    Mir geht’s darum, einer monströsen Verschwörung ein Ende zu machen. Nur Sie sind imstande, diese Leute zu stoppen.
     
    Ein weiterer Spurt, dann schrieb er: Trotzdem ruft Ihr Name in aller Welt Entsetzen hervor.
     
    Mein Name, ja. Andererseits basiert mein Ruhm darauf, dass ich nicht existiere.
     
    Belknaps Herz begann zu hämmern. Er näherte sich – weiter mit dem aufgeklappten Notebook in den Händen – dem Eingang des Hauptgebäudes. Er spähte durch die Bleiverglasung der Tür. Sie war nicht abgesperrt, und als er die düstere, leere Eingangshalle betrat, roch er Zitronenöl und altes Holz. Und er hörte leise Musik: Bläser, Streicher, eine Orgel, Stimmen – Barockmusik. Er schrieb und sendete eine weitere Frage, dann schlich er lautlos
in Richtung Musik weiter. Die perfekt zusammengefügten Dielen unter den Orientteppichen quietschten und knarrten nicht. Die Tür des kleinen Büros, aus dem die Musik kam, stand halb offen. Durch den Spalt sah er die hohe Rückenlehne eines Ledersessels als Silhouette vor der leuchtenden Fläche eines großen Flachbildschirms.
    Er bildete sich ein, das Hämmern seines Herzens halle durchs ganze Gebäude.
    Tasten klapperten sanft, und nur wenige Sekunden später erschien auf dem Monitor von Belknaps Notebook eine weitere Schriftzeile.
     
    Dem Gemeinwohl kann nur individuell gedient werden. Denn jeder Einzelne ist so kostbar wie alle.
     
    Belknap hatte den Eindruck, seine Nackenhaare sträubten sich. Er war in einem Raum mit Genesis zusammen!
    Aus einer Stereoanlage im Bücherregal erklangen Blockflöten, dann sang ein Mezzosopran traurige geistliche Musik. Bach, entschied Belknap. Eine der Kantaten? Er brachte sie undeutlich mit einem Ostergottesdienst vor vielen Jahren in Verbindung, und kam so auf den Namen: »Matthäuspassion.« Er stellte das Notebook an der Tür auf dem Fußboden ab und zog lautlos seine Pistole.
    Zuletzt sprach der Agent. »Angeblich muss jeder sterben, der Sie sieht.« Seine Waffe zielte auf die hohe Sessellehne. »Diese Hypothese möchte ich auf die Probe stellen.«
    »Das sind Gruselgeschichten«, wehrte Genesis ab. Er hatte keine … Männerstimme. »Ammenmärchen. Dafür sind Sie zu alt.« Der Sitzende wandte sich ihm langsam zu.
    Er war ein Junge. Strohblondes Lockenhaar, rosige Apfelbäckchen. Eine schlanke Gestalt in T-Shirt und Shorts, die Arme und Beine fast unbehaart.
    Ein Junge. Zwölf, dreizehn?
    »Du bist Genesis?« Belknaps Stimme war vor Staunen heiser.
    Der Junge lächelte. »Aber sagen Sie’s nicht meinem Vater. Das ist mein Ernst.«
    »Du bist Genesis.« Diesmal war es eine Feststellung. Der Raum schien sich wie eine Plattform in einem Vergnügungspark langsam zu drehen.
    »Genesis ist mein Avatar, richtig.« Seine Stimme war kein kindlicher Sopran mehr, aber auch noch kein erwachsener Bariton. »Und Sie sind vermutlich Todd Belknap.«
    Der Agent nickte sprachlos. Er merkte, dass ihm vor Staunen der Mund offen stand, und hatte Mühe, gleichmäßig zu atmen.
    »Nennen Sie mich Brandon.«
    Brandon Bancroft. Nicht der Vater. Der Sohn.
    »Möchten Sie ein Sprite?«, fragte der Junge. »Nein? Ich wollte gerade eines trinken.«

Kapitel dreißig
    »Wo soll ich landen?« Andrea hörte die Stimme des Mannes in ihrem Kopfhörer; der Rotorenlärm hätte jede normale Verständigung unmöglich gemacht. »Sie haben die Wahl zwischen mehreren Landeplätzen. Privathaus? Zentrale?«
    »Haus«, entschied Andrea. Sie würde ihrem Cousin dort von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, wo er lebte.
    Der Abwind der Rotorblätter drückte das Gras unter ihnen flach und zerzauste die Zweige der Laubbäume, die den Landeplatz umgaben. Sowie Andrea spürte, dass die Landekufen des Hubschraubers aufgesetzt hatten, sprang sie aus der Maschine, und als der Namenlose davonflog, stürmte sie los, folgte einem Weg unter Bäumen, setzte mit einer Flanke über eine Natursteinmauer, rannte durch ein Wäldchen und erreichte wenig später Paul Bancrofts Haus. Der Geruch nach alten Teppichen und altem Holz war unverändert. Die Tür war offen, und Andrea
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher