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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
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dagegen schon. Ich habe dich stets bewundert.«
    Mich bewusst herangezogen. Seit Ostberlin, 1987.
    Belknap fiel das Sprechen schwer. »Du hast mich von Anfang an …«
    »Ich habe dich schon immer richtig eingeschätzt. Und deine Fähigkeiten erkannt. Besser als jeder andere. Gemeinsam waren wir immer unbesiegbar. Es gab nichts, was wir nicht erreichen konnten, sobald ich’s mir vorgenommen hatte. Ich möchte diesen Fall als unseren größten Triumph, nicht nur als unseren letzten bezeichnen.«
    »Du hast mich auf Genesis angesetzt.« Diese schreckliche Erkenntnis tobte in Belknaps Seele wie ein verheerender Wirbelsturm. »Du hast mich ihn aufspüren lassen, weil du wusstest, dass du Genesis allein nie finden würdest.«
    Der Köder. Die Luft war zu einer zähen, erstickenden Masse geworden, so erschien es Belknap. Dieser Erkenntnis folgten weitere, von denen jede einzelne die Grundfesten seines Wesens erschütterte. Die junge Italienerin. Der omanische Prinz. Wie viele andere? Alle in Rineharts Diensten, ohne es zu ahnen. Die Illusion ließ sich nur aufrechterhalten, wenn sie durch Realität untermauert wurde – die Beteiligten durften nichts von der Strategie des Drahtziehers ahnen. Am allerwenigsten Castor.
    Mit einsetzendem Verständnis hatte Belknap das Gefühl, sein Kopf stecke in einem Schraubstock. In Tallinn hatte er die Wahrheit über Lugner, den zum Waffenhändler gewordenen Verräter, entdeckt. Die Pollux-Illusion hatte Schaden erlitten. Daher war eine kleine Veränderung vorgenommen worden, damit der Spürhund auf Genesis’ Fährte blieb: Der Köder war nun Andrea. Jesus!
    Rineharts Plan hatte alles genutzt, was Belknap menschlich machte: seine Zuneigung, Loyalität, Anhänglichkeit.
    Stört dich dein Auge, reiß es aus.
    Während Zorn und Hass Belknap durchpulsten, brachte Rineharts Verrat ihn dazu, sich zu wünschen, er könnte seine Fähigkeit, Zuneigung zu empfinden, ausrotten. Aber nein! Er würde sich nicht in ein Ungeheuer verwandeln: Wäre er ein Mann wie Rinehart geworden, hätte er seiner Nemesis eine Art Sieg zugebilligt.
    »Wie du jetzt vor mir stehst«, sagte Belknap ruhig, »habe ich das Gefühl, dich zum ersten Mal zu sehen.«
    »Und mit solcher Missbilligung im Blick! Bist du böse auf mich?« Rineharts Stimme klang fast gekränkt. Die schwere Pistole in seiner Hand blinkte matt. »Begreifst du nicht, dass die Gruppe Theta keine andere Wahl hatte? Unsere gesamte Existenz stand auf dem Spiel, und unsere eigenen Bemühungen, die Quelle der Bedrohung zu ermitteln, waren natürlich erfolglos.«
    »Du warst der Maulwurf der Gruppe Theta«, sagte Belknap. Er bildete sich ein, Dominosteine zu hören, die in endlos langen, kurvigen Reihen umfielen. »Ein amerikanischer Spitzenagent mit höchster Zugangsstufe, der ihr alle Informationen verschaffen konnte, die die US-Regierung besaß. Und wollte Theta jemanden aufspüren lassen, hast du … was getan? Einen plausiblen Grund erfunden, um daraus ein Cons-Ops-Unternehmen zu machen? Und ich habe immer geglaubt, du hieltest mir den Rücken frei.« Seine zornige Stimme klang gepresst, als stehe er unter gewaltigem Überdruck. »Aber in Wirklichkeit hast du mir ein Messer in den Rücken gerammt. Du bist auf die andere Seite übergelaufen, du gottverdammter Verräter!«
    »Es ist naiv, hier von Seiten zu sprechen. In Wirklichkeit habe ich gehofft, die neuen Establishments zusammenführen zu können. Sie gewissermaßen miteinander zu verschmelzen. Wozu gegeneinander arbeiten? Theta, Consular Operations … Paul und ich waren uns darüber einig, dass in einer rationalen Welt beide wie die Arme eines Körpers hätten zusammenarbeiten sollen.
« Sein Blick streifte den Jungen. »Übrigens will ich dich in dieser Hinsicht nicht belügen. Die wahre Identität von Genesis hätte kein größerer Schock sein können. Nicht nur ein Wunderkind, sondern ein verlorener Sohn. Der Verräter am Frühstückstisch. Der Fremde in deinem Bett. Wer hätte das ahnen können?«
    Der Fremde in deinem Bett. Belknap starrte Rinehart an. Ein Meister der Täuschung. Ein Virtuose der Manipulation. Welche Teile seines eigenen Lebens waren von Rinehart inszeniert worden? Trotzdem durfte er sich nicht durch sein persönliches Drama ablenken lassen. Hier stand zu viel auf dem Spiel. Er sah zu der Pistole hinüber, die er auf das halbmondförmige Tischchen neben der Tür gelegt hatte, und verfluchte sich selbst. Sie lag außer Reichweite, war Rinehart näher als ihm. Er konnte sich
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