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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
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sagte Mr. Smith. Ihm war fast sentimental zumute. »Ich kann Ihnen kaum sagen, wie leid mir das tut. Das müssen Sie mir glauben!«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte Mr. Jones, »denn mir tut’s auch leid.«
    »Ihnen tut’s … leid.« Mr. Smith merkte plötzlich, dass er seit einigen Minuten stark schwitzte, was sonst nicht seine Art war. Der Sonnenschein ließ seine Augen schmerzen, als seien die Pupillen geweitet. Und dazu kam jetzt einsetzender Schwindel.
Lauter Symptome einer für viele Gifte charakteristischen anticholinergischen Reaktion. »Der … der Cappuccino?«, stieß er hervor.
    Mr. Jones nickte. »Halten Sie mich für einen Paragraphenreiter? Mir tut’s ehrlich leid.«
    »Ich nehme nicht an, dass …«
    »Auch dagegen gibt’s kein Mittel. Es handelt sich um ein Derivat des Ciguatera-Gifts.«
    »Das wir letztes Jahr in Kalmückien eingesetzt haben?«
    »Genau.«
    »Ach, du liebe Güte.«
    »Glauben Sie mir, wenn man Sie irgendwie am Leben erhalten könnte, würden Sie sich wünschen, man hätte es nicht getan. Das Gift schädigt das Nervensystem unwiderruflich. Sie wären ein zuckender, spasmodischer Idiot, der künstlich beatmet werden müsste. Wirklich kein Leben.«
    »Nun, dann …« Mr. Smith wurde abwechselnd heiß und kalt, als stehe er in Flammen und sei dann wieder in Eis eingeschlossen. Was Mr. Jones betraf, fiel ihm an seinem Kollegen auf, dass sein Gesicht grau zu werden begann: das erste Anzeichen für eine verbreitete allgemeine Nekrose.
    »Dies ist bizarr intim, nicht wahr?«, sagte Mr. Jones und stützte sich Halt suchend auf die Mauer.
    »Dass wir einander ermorden?«
    »Nun, ja. Nicht das Wort, das ich gewählt hätte, versteht sich.«
    »Wir brauchen einen Thesaurus«, sagte Mr. Smith. »Oder … was ist ein anderes Wort für ›Thesaurus‹?«
    »Vielleicht sind wir beide Opfer eines schlimmen Streichs geworden«, sagte Mr. Jones. »Obwohl ich darin keinen rechten Humor erkennen kann. Die Wahrheit ist, dass … dass ich mich nicht so gut fühle.« Mr. Jones sackte zusammen. Seine Lider begannen unkontrollierbar zu zittern und zu flattern. Seine Gliedmaßen
fingen an, in Kaskaden von Krämpfen zu zappeln und zu zucken.
    Mr. Smith sank wie er auf die Steinplatten. »Mir geht’s nicht anders«, keuchte er. Das Sonnenlicht störte ihn nicht mehr, sodass er sich einen Augenblick lang fragte, ob er sich vielleicht zu erholen beginne. Aber das war nicht der Grund dafür. Das Licht störte ihn nicht mehr, weil er in tiefes Dunkel gehüllt war. Er konnte nichts riechen, nichts fühlen, nichts hören. Überhaupt nichts.
    Er empfand nur noch ein Gefühl von Abwesenheit. Und dann schwand selbst dieses Gefühl.

Kapitel neunundzwanzig
    Belknap hielt einige hundert Meter vor der Zufahrt zur Bancroft-Stiftung am Straßenrand, kletterte über die Grundstücksmauer und machte sich in der ersten Abenddämmerung auf den Weg zur Zentrale der Stiftung. Als er sie entdeckte, kam er sich vor, als sei er im Wald auf einen getarnten Jumbo-Jet gestoßen: Zuerst sah er nichts, und dann stand er vor etwas so Großem, dass er sich fragte, wie er es jemals hatte übersehen können. Sonntags arbeitete in den Büros um diese Zeit längst niemand mehr. Offiziell war das Gebäude zweifellos leer. Aber das durfte er nicht voraussetzen. Und wo steckte Andrea? Würde sie etwa irgendwo auf diesem Gelände gefangen gehalten?
    Etwa dreißig Meter vom Eingang des Büroflügels entfernt kauerte er am Rand der Einfahrt hinter einer alten Linde nieder, sah auf seine Uhr und klappte das Notebook auf, das der Computerwissenschaftler ihm mitgegeben hatte. Indem er sich an Walts Anweisungen hielt, gelangte er in den Chat-Room, einen virtuellen Raum für Gespräche in Echtzeit. Sachs hatte getan, was Belknap verlangt hatte, und Genesis, der damit auf eine Forderung des Senators einzugehen schien, war bereit, im Chat-Room mit ihm zu kommunizieren – allerdings ebenfalls abgeschirmt. Jetzt war die vereinbarte Zeit gekommen. Das geliehene Notebook schien etwas träge zu arbeiten, aber es erfüllte seinen Zweck.
     
    Ihr Verhältnis zu Bancroft hat Fragen a ufgeworfen, tippte Belknap.
     
    Ein leises ping!, denn erschien in dem Kästchen darunter eine Kette von Wörtern.
     
    Wie Sie selbst gesagt haben, Senator, besteht Ihre Aufgabe darin, »die Fäulnis zu identifizieren und auszurotten«. Ich kann Sie nur auf die richtige Fährte setzen.
     
    Belknap schrieb: Ich muss wissen, ob Ihre Informationen durch die Art ihrer
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