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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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wartete auf eine Antwort, und schließlich schüttelte Rick den Kopf.
    “Es tut mir leid.”
    “Was tut dir leid?”
    “Ich wünschte, ich könnte dir helfen.”
    Ned fühlte sich, als hätte er einen Schlag gegen den Solarplexus erhalten. Als sei er mit dem Wagen tatsächlich gegen das Tor gerast und hätte sich dabei überschlagen. Er wollte weinen, aber er würde den Teufel tun. Das durfte nicht geschehen! Gott sollte nicht zulassen, dass solche Dinge passierten.
    “Rick”, sagte er beschwörend. “Wir haben so viel zusammen durchgestanden. Schließ mich jetzt nicht aus! Was kann ich tun, um dir zu helfen?”
    “Du kannst gehen, Ned. Es ist alles in Ordnung. Wirklich.”
    Ricks Stimme klang, als gehörte sie nicht mehr ihm, als käme sie aus einer anderen Dimension. Ned starrte die Waffe an und schien den Blick nicht abwenden zu können. Er wartete darauf, dass Rick noch etwas sagte, aber das tat er nicht.
    Ricks Finger schlossen sich um die Waffe. Sie war das Einzige, was jetzt noch zählte, das Instrument seiner Befreiung.
    “Kannst du damit nicht warten, um einem Freund zu helfen, der ziemlich großen Ärger hat?”, flehte Ned mit krächzender Stimme. “Bist du wirklich fest entschlossen? Bist du wirklich so selbstsüchtig?”
    “Leb wohl, Kumpel.”
    Ned nickte, aber er konnte nichts sagen. “Ja”, war alles, was er herausbrachte.
    Irgendwie schaffte er es mit wackeligen Beinen bis zur Tür. Er verließ das Haus und betete, dass sein Freund wenigstens so lange wartete, bis er außer Hörweite war. Ned würde durchdrehen, wenn er den Schuss hörte. Wenn es sich um jemand anders als Rick gehandelt hätte oder irgendeine andere Situation, dann hätte er ihm die Waffe abgenommen. Aber es gab keine Möglichkeit, seinen besten Freund zu retten. Ihm seinen Willen zu lassen, war das Beste, was er tun konnte. Aber es war verdammt hart.
    Ned rannte den gefurchten Weg hinunter. Hier könnte er sich leicht die Beine brechen. Dabei hatte er am Wochenende ein Heimspiel, und morgen musste er zum Training.
    Fast musste er lachen. War es nicht verrückt, dass er sich Sorgen um seine Knochen machte, während sein ganzes Leben den Bach herunterging? Alles stand auf dem Spiel, seine Karriere und sein guter Ruf …
    Und mein bester Freund hockt da hinten in seiner Hütte mit einer Waffe an seinem Kopf.
    In diesem Moment erinnerte Ned sich mit aller Deutlichkeit daran, wie er versucht hatte, Rick das Schwimmen beizubringen. Sie waren beide sechzehn Jahre alt gewesen. Rick hatte eine panische Angst vor Wasser gehabt. Er hatte Ned nie gesagt, woran das lag, aber es war überaus wichtig, dass er schwimmen lernte, denn sie hatten einen Plan: Sobald sie siebzehn waren, wollten sie die Schule schmeißen, zur Army gehen und echte Helden werden. Welchen besseren Weg gab es, dem Drogensumpf, in dem sie aufgewachsen waren, zu entfliehen? Sie würden die Feinde von Freiheit und Demokratie bekämpfen! Himmel, was für Unschuldslämmer waren sie gewesen!
    Ned schien Ärger magnetisch anzuziehen, und Rick hatte ihm immer aus der Klemme geholfen. Doch in diesem einen Punkt behielt Ned die Oberhand – Rick hatte Angst vor Wasser und war auf seine Hilfe angewiesen. Was für ein Jammer, dass ihr Plan nicht funktioniert hatte! Selbst wenn Rick gut genug schwimmen gelernt hätte, hätte es nichts genützt: Ned war wegen eines Magengeschwürs untauglich, und Rick wäre niemals ohne ihn zur Army gegangen.
    Tränen brannten in seinen Augen, doch aus seinem Mund kam nicht mehr als ein hilfloses Lachen. Rick hatte immer noch eine Heidenangst vor Wasser. Aber niemand konnte an seinem Mut zweifeln, wenn es darum ging, als Polizist in den Straßen von L.A. für Ordnung zu sorgen. Er ging zur Sitte, dem Dezernat, das sich um ausgerissene Jugendliche, Drogen und Prostitution kümmerte. Einmal ließ Rick ein von der Stadt finanziertes Jugendheim auffliegen, in dem die Kids ausgebeutet wurden. Anschließend brachte er die örtlichen Geschäftsleute dazu, in ein neues Heim zu investieren, an das sogar eine Entzugsklinik und eine Berufsschule angeschlossen wurde. Aber niemals war er für sein Engagement öffentlich gelobt worden.
    Stattdessen war er häufig mit seinen Vorgesetzten aneinandergeraten. Schließlich, nachdem er einen Sexskandal aufgedeckt hatte, in den mehrere bekannte Geschäftsleute verstrickt waren, hatte Rick dem LAPD den Rücken gekehrt. Aber das war Jahre her. Jetzt betrieb er eine private Sicherheitsfirma und durfte nicht mehr
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