Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
Bestechung und räuberischer Erpressung im Gefängnis.
    “Wie sehen denn Ihre Pläne für die nächste Zeit aus?”, erkundigte sich Lane bei Simon. Sie meinte seine geschäftlichen Pläne, aber er erzählte ihr von der Reise nach China, die Jia und er demnächst unternehmen würden, um seine Eltern zu besuchen. Er zeigte Lane zwei Spielsteine eines Mahjong-Spiels, das seit Generationen seiner Familie gehörte. Er musste sie zurückbringen, weil das Spiel sonst nicht komplett war. Lane war sich nicht sicher, welche Bedeutung diese Steine für ihn hatten, aber das war auch nicht wichtig. Sie konnte sehen, wie glücklich er war. In diesem Augenblick beschloss sie, nach der Pause nicht in den Gerichtssaal zurückzukehren. Sie wollte nach Hause.
    Als Lane versuchte, zwei große Einkaufstüten vom Beifahrersitz aus dem Auto zu zerren, geschah ein schreckliches Unglück: Sie zerriss das Armband an ihrem Handgelenk. Es blieb am Türgriff hängen, wurde wie eine Schleuder gedehnt und flog ein paar Meter weit über den Parkplatz.
    Im ersten Moment konnte sie sich nicht rühren. Dieses Armband hielt ihr Leben zusammen! Sie stellte die Einkäufe ab und jagte ihrem Talisman hinterher. Zum Glück war er grün. So würde sie ihn auf dem grauen Beton leichter entdecken. Ihr Vater hatte ihr das Band geschenkt, als er erfahren hatte, dass er womöglich nicht lange genug leben würde, um sie heranwachsen zu sehen. Er wollte sie wissen lassen, dass sie es auch allein schaffen konnte. Er hatte ihr geraten, an dem Band zu zupfen, wenn sie sich überfordert fühlte oder wenn sie Angst hatte. Es würde sie immer daran erinnern, wie stark und unverwüstlich sie war.
    Aus irgendeinem Grund hatte Lane niemandem erzählt, wie sie zu diesem Talisman gekommen war, nicht einmal Darwin oder Rick. Und jetzt hatte sie ihn verloren. Gerade, als sie tief seufzte, entdeckte sie etwas Grünes neben dem Auto ihres Nachbarn. Lane kniete sich hin, um das Band aufzuheben, obwohl sie wusste, dass es nicht mehr zu retten war. Als sie den kaputten Talisman in ihrer Hand anstarrte, begann sie langsam zu begreifen. Vielleicht hatte der Glücksbringer seinen Zweck erfüllt. Sie stand jetzt auf eigenen Füßen, und es ging ihr gut. Womöglich war das die Art ihres Vaters, sie daran zu erinnern.
    Sie stopfte das Band als Andenken in ihre Jackentasche. Sie hatte so viele Brücken überschritten, um dort hinzugelangen, wo sie heute stand. In der Vergangenheit war sie wiederholt auf die Probe gestellt worden. Manchmal hatte sie den Test bestanden, manchmal war sie durchgefallen, aber sie war immer noch hier. Mit jeder Prüfung war sie stärker geworden und vielleicht auch ein bisschen weiser.
    Kurz darauf hatte sie die Einkäufe wieder eingesammelt und schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Ruhige Musik empfing sie – und ein gewaltiges Durcheinander. Ihr Wohnzimmer sah aus, als hätte jemand die ganze Nacht über eine Pokerparty darin veranstaltet. Rick lag schlafend auf ihrem edlen weißen Sofa, eine Dose Bier in der Hand und nur mit einer olivgrünen Boxershorts bekleidet. Was ihm ziemlich gut stand, obwohl sie das im Moment nur ungern zugab. Noch schlimmer, seine freie Hand hatte er in die Shorts geschoben, so wie Männer es oft taten – aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen, die nur sie allein kannten.
    Lane weigerte sich, sich von dem Kribbeln in ihrem Bauch ablenken zu lassen. Offenbar hatte er mit Pizza und Bier auf ihrem edlen Couchtisch gepicknickt, auch wenn sie sich den Grund dafür nicht erklären konnte. Der Flachbildfernseher und der bequeme Sessel standen doch in dem großen Raum am Ende des Flures. Die Maus hatte ihr eigenes Picknick auf einem Tuch aus ägyptischer Baumwolle gehalten, das auf dem Teppich ausgebreitet lag. Mickey saß auf seinen Hinterbeinen und knabberte an einem Stück Pfadfinderkeks mit Erdnussbutter. Offensichtlich hatte Rick das Tier nach diesen Dingern süchtig gemacht.
    Mit großen Augen setzte Mickey den Leckerbissen ab und blinzelte Lane wachsam an. Er schien sich zu fragen, ob sie ihm womöglich die Schnurrhaare abschneiden wollte.
    Lane schüttelte ungläubig den Kopf. Seit wann fütterte Rick die Maus in ihrem Wohnzimmer? Die beiden hatten bereits den Rest der Wohnung in Beschlag genommen und hinterließen überall ein einziges Chaos. Konnten sie nicht wenigstens das Wohnzimmer mit ihren Picknicks und Nickerchen verschonen?
    Blinzelnd öffnete Rick die Augen, als hätte er sie gehört. “Du bist zurück? Hey, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher