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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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Oberlippe sah er gut aus. Möglicherweise gehörte er sogar zu den Kerlen, die Frauen das Herz brachen. Aber sie glaubte, dass es eher andersherum war. Ärger mit einer Frau könnte sein ruhiges Wesen erklären. Er hatte eine Art, sie mit geneigtem Kopf zu mustern, als wäre er auf der Hut.
    Ginger Sue mochte Rick Bayless, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum. Auch sein Freund, dieser Baseballspieler, gefiel ihr. Manchmal kam er hoch zur Hütte, mit einem Mädchen im Schlepptau. Er war höflich und aufmerksam, und seine Liebenswürdigkeit rührte sie. Aber seinen Geschmack, was Frauen anging, billigte Ginger Sue ganz und gar nicht. Das Mädchen, das er beim letzten Mal mitgebracht hatte, war ein bisschen zu auffällig herausgeputzt gewesen, mit den glänzend lackierten Nägeln und dem glitzernden Schmuck. Sogar am Zeh hatte sie einen Ring mit einem kleinen Edelstein getragen! Ginger Sue fand das zu protzig. Diese Frau war doch nur hinter Mr. Talberts Geld her!
    Sie wischte ein weiteres Mal mit dem Lappen über den Verkaufstresen, als die Glocke über der Tür klingelte. Bayless kam herein, die Zeitung unter den Arm geklemmt. Es war noch nicht einmal neun Uhr, also war er vermutlich heruntergekommen, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Das machte er oft, wenn er in der Hütte übernachtete. Von dort bis zu ihrem Laden ging man nur zwanzig Minuten zu Fuß.
    Als er näher kam, stellte sie fest, dass er unrasiert war und so übernächtigt aussah, als hätte er gestern Abend eine Sauftour gemacht. Sie überlegte, ob er vielleicht um jemanden trauerte, obwohl das vermutlich eine sehr romantische Erklärung war.
Mach es nicht so kompliziert, Süße.
Wahrscheinlich war er einfach nur verkatert.
    “Guten Morgen, Mr. Bayless. Was kann ich für Sie tun?”
    “Ich hole mir nur einen Kaffee aus dem Automaten, danke.”
    Ginger Sue beobachtete ihn, um herauszufinden, ob seine Hände zitterten, als er den Plastikbecher unter den Zapfen hielt. “Möchten Sie ein Zimtbrötchen?”, fragte sie. “Das passt gut zum Kaffee.” Sie hatte gehört, dass Zimt auf Männer sexuell erregend wirkte. Wer weiß? Vielleicht fühlte er sich dadurch besser.
    Als er zu ihr kam, um zu bezahlen, stellte er den Kaffee ab und holte den Geldklipp aus der Tasche. Die Zeitung glitt unter seinem Arm nach unten und fiel auf den Tresen. Während er ihr einen Fünfer hinlegte, drehte Ginger Sue die Zeitung herum und überflog die Schlagzeile:
Spitzensportler tot! Freundin mit in den Tod gerissen?
Das Farbfoto vom Tatort und ein kleineres Bild mit einem bekannten Gesicht fesselten ihre Aufmerksamkeit.
    War das nicht Ned Talbert? Sein Freund, der Baseballstar? “Mr. Bayless, haben Sie das schon gesehen?”
    Sie drehte die Zeitung um, sodass er einen Blick darauf werfen konnte. Er hatte gerade einen Schluck von seinem Kaffee genommen. Jetzt gab er einen merkwürdigen erstickten Laut von sich. Offensichtlich hatte er die Schlagzeile noch nicht gelesen. Schwarzer Kaffee spritzte aus dem Becher, als dieser auf dem Tresen aufschlug.
    “Oh!” Ginger Sue duckte sich hinter dem Tresen und schützte ihr Gesicht mit dem Arm. Als sie sich wieder aufrichtete, rannte Rick Bayless bereits wie ein Verrückter aus dem Laden. Die Glocke klingelte wild, als er die Tür hinter sich zuschlug.
    Ginger Sue begann hastig, den verschütteten Kaffee aufzuwischen, aber die dampfende Flüssigkeit hatte sich bereits überall verteilt. Erst erschreckte dieser Mann sie halb zu Tode und dann diese Bescherung! Der Kaffee hatte bereits einen Stapel mit Fernsehzeitschriften durchweicht, außerdem ein paar Kreditkartenbelege, die sie noch nicht abgeheftet hatte. So ein Benehmen reichte aus, um einem Kunden Hausverbot zu erteilen! Aber im Moment wollte sie einfach nur wissen, was da vor sich ging.

2. KAPITEL
    R icks Magen zog sich vor Furcht zusammen, bis er sich wie ein eiskalter Klumpen anfühlte. Er war nur noch wenige Minuten von Neds Haus in den Pacific Palisades entfernt, und er wusste genau, was er dort finden würde: einen Tatort. So etwas hatte er Millionen Mal gesehen, aber dieses Mal wäre es anders. Die Leiche würde keine leblose Hülle sein, mit der man Mitleid hatte und die anschließend bis zum letzten Detail analysiert wurde. Hier handelte es sich um seinen Freund. Warmherzig, lebendig und menschlich. Ned war wie der lebende, atmende Teil seines Selbst. Aber Rick trug keine Dienstmarke mehr, die ihm die Zuständigkeit über diesen Albtraum übertragen hätte. Anstatt das
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