Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen

Titel: Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
Autoren: Annette Blair
Vom Netzwerk:
Eins
     
    SALEM, MASSACHUSETTS
     
    Die drei saßen im Licht eines Sonnenstrahls auf dem Bett unter der Dachschräge. Victoria Cartwright öffnete ein kleines silbernes Schmuckkästchen, holte einen alten Messingschlüssel heraus und las zum ersten Mal, was auf dem vergilbten Anhänger aus Pergament stand. „Öffne den Schrank mit den magischen Kräften, die du in dir trägst, und stelle dich deinem Schicksal.“
    „Magische Kräfte?“, fragte Melody. „Schwingst du dich jetzt auch auf einen Besen, Vic?“
    Vickie zog die Nase kraus. Der Schlüssel kribbelte in ihrer Handfläche. Sie nahm ihn in die andere Hand. Da kribbelte er auch. Sie drückte ihn an die Wange. Das Ergebnis blieb gleich. „Nun schließ den Schrank schon auf“, meinte Kira.
    Vickie legte den Schlüssel wieder in das Schmuckkästchen. „Wie wäre es, wenn ich ihn einfach für die nächste weibliche Cartwright aufhebe? Mein Vater lebt wahrscheinlich noch. Vielleicht setzt er gerade in diesem Moment irgendwo noch ein Kind in die Welt.“
    „Aber du wolltest doch immer wissen, was eigentlich in dem Schrank ist“, meinte Mel.  
    „Klar, als Kind war ich schon neugierig, aber die Zeiten sind vorbei. Ich meine, schließlich war er bisher immer verschlossen.“ Der mächtige Schrank ragte aus einer Ecke ihres Schlafzimmers in den Raum. Als Kinder hatten sie sich während einer ihrer Pyjamapartys voller Fantasie und Abenteuer einen mahagonifarbenen Drachen mit einem Rückenkamm aus Stacheln vorgestellt, der darin wohnte und ihnen immer zur Hilfe kommen würde, wenn sie ihn riefen.
    „Von dem Vermächtnis deiner Großmutter hast du nichts gewusst, oder?“, fragte Kira.
    „Von dem Schlüssel schon. Aber nichts über seine Bestimmung.“ Vickie hob den Schlüssel am Anhänger hoch und legte ihn zuerst auf Kiras Knöchel, dann in Mels Hand. Aber die beiden verhielten sich nicht merkwürdiger als sonst auch.
    Vickie lag auf der Seite, den Kopf auf die Hand gestützt, und ließ den Schlüssel durch die Fransen ihres Schals gleiten. „Ich habe euch das nie erzählt, weil es so verrückt ist. Lili Lockhardt, meine Urgroßmutter väterlicherseits und eine Hexe, wie man munkelte, hat diesen Schlüssel noch im letzten Jahrhundert für ihre weiblichen Nachkommen hinterlassen.“
    „Cool!“, sagte Kira.
    „Ohne Frage, nur funktioniert hat es nie.“
    „Wie schade. Dann ist es ja Betrug und kein Spuk.“
    „Nein, denn nur die Tochter, die über Lilis magische Kräfte verfügt, kann den Schrank öffnen und ihren Zauber vollenden.“ „Du meinst, du bist vielleicht auch eine Hexe!“ Kira erhob ihren Zauberstab wie ein Champagnerglas. „Auf die Hexen!“ Melody schlug mit dem Kopfkissen nach ihr. „Jetzt hör doch mal zu! Welchen Zauber vollenden, Vic?“
    „In der Legende unserer Familie ist von einem Schlüsselzauber die Rede …“, Vickie hielt den Anhänger mit dem Schlüssel hoch, „… und einem Zauber, der den Inhalt des Schranks schützt. Aber was es nun genau zu vollenden gilt, war immer ein großes Geheimnis, und das macht mich ziemlich nervös.“
    „Zu deiner Beruhigung“, meinte Kira, „mit einem Zauberspruch kann man einen metaphorischen Drachen aus einem metaphorischen Schrank entlassen, aber es bleibt deine Entscheidung, ob du dich mit dem Biest anfreunden oder es bezwingen willst.“
    „Und das soll mich beruhigen?“
    Mel umschlang ihre Knie. „Erinnerst du dich, wie wir als Kinder immer in diesen Schrank hineinschauen wollten und deine Großmutter gesagt hat, dass wir es eines Tages dürften?“ „Mel hat recht, Vic. Deine Oma hatte übersinnliche Fähigkeiten. Denk nur daran, wie sie aus den Tarotkarten gelesen hat. Sie war großartig. Sie wusste, dass du magische Kräfte besitzt. Sie wusste, dass du irgendwann den Schrank öffnen würdest.“ „Der Schlüssel wird nicht passen.“ Vickie schloss die Finger um ihn und fand seine kribbelnde Wärme plötzlich faszinierend.
    „Ich bin keine Hexe.“ Sie erhob sich, und ein Zittern überlief sie, als sie sich ihren Freundinnen zuwandte. „Klingt die Notiz nicht so, als würde sich jetzt mein Schicksal erfüllen? Ich glaube zwar nicht daran, aber was ist, wenn der Drache gar nicht so freundlich ist, wie wir immer angenommen haben?“
    Kira schlüpfte in ihre Ballerinas. „Der Drache, an den du glaubst?“
    „Es ist ein metaphorischer Drache“, sagte Vickie.
    „Genau“, meinte Mel. „Und deshalb hast du auch damit gewartet, dein Erbstück zu öffnen, bis wir alle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher