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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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Dämmerlicht nahm Ned den schwachen metallischen Schimmer wahr, als er sich aus dem Wagen kämpfte. Seine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ein Vorhängeschloss? Rick verriegelte das Tor nie. Außerdem war es erst sechs Uhr nachmittags.
    Unruhig, ohne sein unanständig teures neues Auto abzuschließen, setzte Ned sich in Bewegung. Das Tor ließ sich nicht öffnen, also kletterte er hinüber, wobei er sich ein Hosenbein an einer Verzierung aufriss. Dann rannte er los wie ein Verrückter; die Hütte war nur dreihundert Meter entfernt.
    Bayless musste dort sein.
    Ned fühlte sich, als würde er einen Homerun absolvieren, so sehr putschte das Adrenalin ihn auf. Doch dieses Mal würde es ihm nicht gelingen, einen Punkt zu machen. Nicht ohne die Hilfe seines Freundes.
    Es wurde bereits dunkel, doch hinter den Hüttenfenstern brannte kein Licht. Ricks Jeep Commander stand in der Einfahrt. Vielleicht machte er ein Nickerchen? Ned nahm die drei Stufen zur Veranda auf einmal und pochte gegen die Holztür. Keine Antwort. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür, die sich mit jedem Hieb verbog. Wie konnte jemand bei diesem Lärm nur schlafen? Er fragte sich, ob Rick vielleicht ein Mädchen bei sich hatte. Das hatte Ned zwar noch nie erlebt, aber es würde gut zu seiner momentanen Pechsträhne passen. Er hasste den Gedanken, die beiden zu stören, doch er hatte keine andere Wahl. Er steckte in der Tinte.
    “Rick, bist du da drin?”, rief er.
    Ned stieß mit der Schulter gegen die Tür. Sie war verriegelt. Er würde sie eintreten müssen. Zwei Tritte genügten, damit er hineingreifen und den Riegel zur Seite schieben konnte. Im Inneren der Hütte war es dunkel. Ein schwacher Lichtstrahl fiel durch die Tür herein. In dem schwarzen Sessel an der gegenüberliegenden Wand saß ein Mann. Er sah nicht mehr als die Jeans und die nackten Füße; das Gesicht und die Schultern waren im Schatten verborgen. Sonst befand sich niemand in dem Raum.
    Die Waffe entdeckte Ned erst, als er Ricks Hände sah. Sie lagen in seinem Schoß und umklammerten einen Colt Python. Rick war früher Polizist gewesen. Er besaß eine Waffe, solange Ned sich erinnern konnte.
    Erneut wurden ihm die Beine weich. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an.
    “Rick, was zum Teufel …” Es war keine Frage, sondern ein verzweifelter Aufschrei. Ned
wusste,
was hier los war. Er wusste, warum Rick die Waffe in den Händen hielt und was er damit vorhatte. Und er konnte nichts tun, um seinen Freund aufzuhalten.
    Ned kannte die ganze verfluchte Geschichte. Es war so sinnlos, dass es Rick Bayless getroffen hatte. Er war noch so jung, vierundvierzig, in der Blüte seines Lebens. Sein Leben lang war Ned auf Rick eifersüchtig gewesen, obwohl Ned der Starathlet gewesen war. Frauen fielen in Ohnmacht – zumindest schienen sie ihren Verstand zu verlieren, sobald sie in Ricks Nähe kamen. Sie liebten diesen Kerl. Doch niemand kam Rick Bayless wirklich nah, nicht einmal Ned. Dabei kannten sie sich schon ewig.
    “Bist du dir sicher, Kumpel? Willst du das wirklich? Danach gibt es kein Zurück.”
    Neds Stimme erstarb, und Rick blickte auf. Ned konnte das Gesicht seines Freundes nicht erkennen, aber im Schatten bemerkte er die Bewegung und spürte Ricks durchdringenden Blick auf sich. Seine Stimme klang leise und fast überrascht.
    “Ned? Was tust du denn hier?”
    Ned überlegte noch, ob er ihm die Wahrheit sagen sollte, doch da platzte er auch schon damit heraus: “Ich habe ein Problem, Mann. Es ist echt übel. Ich habe dich schon überall gesucht, auch in deiner Wohnung und bei Duke’s.”
    Rick antwortete nicht. Das war kein schlechtes Zeichen, denn immerhin sagte er nicht: “Raus hier!” Oder: “Kümmere dich zur Abwechslung mal selbst um deine Probleme.”
    Ned spürte eine leise Hoffnung in sich aufsteigen. Vielleicht konnte er seinen Freund damit ablenken? Rick hatte ihn immer rausgerissen, wenn er Pech hatte, und dieses Mal hatte es ihn wirklich übel erwischt.
    “Ich werde erpresst. Ich habe anonyme Anrufe von einem Typen bekommen, der behauptet, ich würde auf sadistischen Hardcore-Sex stehen – mit Peitschen und Ketten und Brandwunden an den Genitalien und so. Er ist krank! Er hat mir ein Bild zugefaxt, Rick. Es sieht aus, als wären es Holly und ich, aber ich schwöre dir, wir sind es nicht. Und jetzt droht er damit, es an die Boulevardpresse zu schicken.”
    Neds Kehle brannte wie Feuer und war so trocken, dass er nicht einmal mehr schlucken konnte.
    Er
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