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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
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Genitalien gefunden hatte. Cooper hatte ihm einen merkwürdigen Blick zugeworfen, aber nicht weiter nachgefragt. Er wusste es nicht.
    Rick schluckte einen Fluch hinunter. Das konnte alles nicht wahr sein! Er wusste das tief in seinem Inneren. So starben keine Helden. Eine gefesselte Frau zu ersticken und sich anschließend selbst feige zu erschießen – nie im Leben hätte Ned auf diese Weise Schluss gemacht, ebenso wenig, wie er seine Freundin umgebracht hätte. Er hatte versucht, Holly zu schützen, nicht, sie zu töten.
    Ned hatte sich schon immer zu selbstzerstörerischen Frauen hingezogen gefühlt. Wahrscheinlich lag das an seiner Mutter. Sie hatte ziemlich extrem gelebt und sogar gestohlen, um ihre Heroinsucht zu finanzieren. Sie war an einer Überdosis gestorben, als Ned noch sehr klein war. Wie so viele Kinder, deren Eltern früh starben, fühlte Ned sich für ihren Tod verantwortlich. Seitdem hatte er sich immer wieder auf Frauen von zweifelhaftem Ruf eingelassen, weil er glaubte, er könnte in Ordnung bringen, was immer auch in ihrem Leben falsch lief. Oder hatten möglicherweise die Frauen ihn ausgesucht? Nette Kerle wie Ned waren eine leichte Beute.
    Rick sah von einem Kreideumriss zum anderen. Jeder Tatort hatte seinen eigenen Code. Der Trick war, ihn richtig zu entschlüsseln. Meistens waren Angst oder Wut das Motiv für Mord, aber von beidem konnte er keine Spur entdecken. Hier war jemand methodisch und planmäßig vorgegangen, und das passte nicht zu Ned. Er hatte gesagt, dass man ihn wegen seiner Sexpraktiken erpresste, aber er hatte auch gesagt, dass diese Unterstellungen erstunken und erlogen waren. Dieser Tatort ließ jedoch ihn als Lügner dastehen. Nur blinde Wut konnte ihn dazu gebracht haben, so zu handeln. Aber warum hatte er seine Wut an Holly ausgelassen? Es sei denn,
sie
hatte ihn erpresst.
    Rick wusste keine Antwort darauf. Aufmerksam sah er sich im Zimmer um. Das Muster der Blutspritzer war typisch für selbst zugefügte Schusswunden. Laut Cooper gab es keinen Hinweis darauf, dass sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Rick fiel nichts weiter auf, und mit jeder Sekunde wuchs das Risiko, dass man ihn hier entdeckte. Aber eine letzte Sache musste er noch erledigen.
    Leise schlich er durch die Eingangshalle in das Schlafzimmer. Auf dem Weg kam er an einem Schreibtisch vorbei, und das Licht der Lampe streifte etwas Kleines, Helles. Die Schublade stand offen, und eine Hochglanz-Visitenkarte klemmte in der Laufschiene an der Seite. Bestimmt hatte die Spurensicherung die Schublade geöffnet und die Unterlagen darin als Beweisstücke eingetütet. Vermutlich war die Karte unbemerkt heruntergefallen.
    Rick hielt die Karte ins Licht. Er betrachtete den mit Schnörkeln verzierten, elegant geschwungenen goldenen Schriftzug
The Private Concierge.
Darunter waren ein Name, eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse angegeben. Lane Chandler.
    Der Name klang vertraut, trotzdem konnte Rick ihn nicht einordnen. Er drehte die Karte um und fand ein hingekritzeltes Wort, das Ned geschrieben haben könnte:
Erpressung?
    Klagte Ned diese Firma an, ihn zu erpressen? Oder hatte er nur nach einem Stück Papier zum Schreiben gesucht und die Karte dann in die Schublade geworfen, ohne zu merken, dass sie an der Seite hängenblieb? Und warum war sie weder jemandem von der Mordkommission noch einem Beamten der Spurensicherung aufgefallen? Rick hatte sie sogar im Dunkeln gesehen.
    Langsam wurde die Zeit knapp. Er ging weiter durch die Halle zum Schlafzimmer und geradewegs auf den großen Kleiderschrank aus Ahorn zu. Die größte Schublade hatte ein Geheimfach mit einem Safe, aber Rick stellte fest, dass er unabgeschlossen war – und leer. Hatte Ned das Päckchen entfernt? Aber das hätte er nicht getan, ohne Rick Bescheid zu geben. Oder hatte die Polizei es gefunden und als Beweisstück mitgenommen? Auch die dritte Möglichkeit konnte Rick nicht ausschließen – dass gewisse Leute immer noch ein reges Interesse an dem Inhalt des Päckchens hatten und dass einer von ihnen hier gewesen war. Aber wo war dann die Verbindung zu dem Verbrechen?
    Rick hörte ein kratzendes Geräusch. Metallene Stuhlbeine wurden über Beton geschoben. Der Detective war aufgewacht. Wechselte er nur die Sitzposition oder stand er auf? Rick vergewisserte sich, dass er die Visitenkarte eingesteckt hatte, schaltete die Taschenlampe aus und schlich zur Hintertür. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie Ned das Päckchen in das Geheimfach
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