Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
Jahren war sie nur ein Emporkömmling, verglichen mit Ikonen wie Emily Post und Amy Vanderbilt.
    Ihre Abstammung zählt nur, wenn Sie sonst nichts Interessantes anzubieten haben.
    Priscilla zupfte einen imaginären Fussel vom Ärmel ihres Kaschmir-Twinsets und ging zu dem Spiegel über dem Kamin, um ihre langen kastanienbraunen Locken zu betrachten. Sie waren voll und geschmeidig, ein Zeichen ihrer gesunden weiblichen Libido. Und das war heutzutage ausschlaggebend, wenn man etwas verkaufen wollte, egal was es war. In ihrem Beruf durfte sie nicht übermäßig sexy auftreten. Sie musste diesen Eindruck auf anderem Weg erwecken, zum Bespiel durch den knielangen, seitlich geschlitzten Rock, den eng anliegenden Pullover und die dezente Zuchtperlenkette. Sie war eine Lady, gewiss, aber genauso war sie ein Flittchen, für all diejenigen, die das Glück hatten, sie
so
gut zu kennen.
    Das Geheimnis der weiblichen List ist es, etwas zu versprechen. Ob Sie es einhalten, steht auf einem anderen Blatt.
    Eine weitere von Priscillas Weisheiten. In einer Stunde würde sie im landesweiten Fernsehen noch mehr Ratschläge erteilen. Ein weiterer Coup angesichts der armseligen Verhältnisse, aus denen sie stammte. Das Fernsehteam würde bald hier sein und alles im Garten vorbereiten, damit Priscilla mit niemand anderem Tee trinken konnte als mit Leanne Sanders, der Moderatorin des landesweiten Frühstücksfernsehens. Natürlich hatte Priscilla dafür gesorgt, dass das Grundstück ihres gemieteten Hauses in Santa Monica ebenso vollkommen war wie die Inneneinrichtung.
    Der Trick war, perfekt zu sein, ohne langweilig zu werden. Sie musste sich nur originell und aufreizend genug geben, um das Interesse des launenhaften Publikums zu wecken und zu fesseln. Und das alles bei einwandfreien Manieren.
    Für Priscilla bestand der Lohn nicht nur in den steigenden Verkaufszahlen für ihr Buch. Es stand zur Diskussion, dass sie ihre eigene Talkshow am Nachmittag bekommen sollte, bei demselben Sender, der sie jetzt interviewen würde. Der Einzige, der sich noch gegen sie stellte, war der überhebliche Produzent, der nicht älter sein konnte als zwölf Jahre, wenn man sein Verhalten als Maßstab nahm. Er hatte es gewagt, dem Sendeleiter ins Gesicht zu sagen, dass er eine Etikette-Show für Unsinn hielt, während es überall sonst darum ging, die Zuschauer möglichst effektiv zu schockieren. Ihre Gäste, so vermutete er, würden nicht ausgefallen oder starrsinnig genug sein. Immerhin hatte er sich ein Gähnen verkniffen. Priscilla hatte bereits ein Pfefferminzbonbon bereitgehalten, um es ihm in die Kehle zu werfen, falls er den Mund aufriss.
    Sie ging zu den Wohnzimmerfenstern und empfand Stolz, als ihr Blick auf die mit Glyzinien bedeckte Gartenlaube fiel. Doch dann erstarb das Lächeln auf ihren roten Lippen. “Was zum Teufel ist das?”
    Der verrückte Stadtstreicher war wieder da! Seine geschmacklosen Pappkartons verschandelten die Glyzinienlaube in dem perfekten englischen Garten, den sie für ihren Nachmittagstee geschaffen hatte. Seit Wochen schon schlich dieses Individuum auf ihrem Besitz herum! Sie hatte den Fehler gemacht, ihm Geld zu geben, um ihn endlich loszuwerden. Nun, damit war es jetzt vorbei. Sie würde höchstpersönlich dafür sorgen, dass er seinen dreckigen Hintern von hier fortbewegte. Ihr blieb auch kaum etwas anderes übrig, da sie den Angestellten nicht traute. Sie fürchtete, sie würden sie an die Boulevardpresse verpfeifen.
    Sie schnappte sich ihr Handy und stürmte mit fast militärischem Schritt zur Vordertür hinaus. Irgendjemand hatte der Regenbogenpresse Informationen über sie zukommen lassen. Dem musste sie ebenfalls einen Riegel vorschieben. Die Blätter hatten sie zuerst liebevoll Miss Pris genannt, aber jetzt spekulierten sie darüber, ob sie Priscilla nicht lieber in
Miss Ausraster
umtaufen sollten. Und das nur, weil sie diesem rücksichtslosen Drängler eine Lektion erteilt und ihn auf ihren neuen Mercedes hatte auffahren lassen. Anschließend hatte sie ihn deswegen in aller Öffentlichkeit zur Schnecke gemacht, und die gaffende Menge hatte ihr zugejubelt. War das nicht Rechtfertigung genug? In der folgenden Woche hatte sie allerdings keinen Applaus geerntet. Da hatte sie eine Kellnerin zum Weinen gebracht, weil sie ihr ein kaltes Essen serviert hatte.
    Okay, Miss Pris war temperamentvoll. Sie arbeitete daran, aber bei diesem Stadtstreicher war die Lage eindeutig. Er missachtete ihre Rechte.
    Der Grünstreifen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher