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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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dem Erzengel Michael zu übergeben, der die Heiligen ins Paradies führen soll; auch der bekehrte Räuber steht mit dem Kreuz, seiner Eintrittskarte ins Paradies, mitten unter ihnen.
    In der frühchristlichen Kunst ist diese Szene verhältnismäßig selten dargestellt. Auf der vorderen rechte Säule des Ziboriums in San Marco, Venedig, ist sie zu sehen, ebenso wie auf einigen römischen Fresken des 8. Jhs.

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    In der deutschen Kunst taucht sie zunächst in der Buchmalerei und im Kunstgewerbe auf, dann übernimmt die bildende Kunst das Thema und stellt es eindrucksvoll dar: Martin Schongauer und der Meister der großen Passion, um 1420; Lucas Cranach der Ältere (1472-1553); Albrecht Dürer und Albrecht Alt dorfer.

    Die Körperlichkeit des Auferstandenen
    Das Neue Testament erzählt, daß Thomas sich durch Handauflegen von der Körperlichkeit des Auferstandenen überzeugen konnte. Im apokryphen Epistula Apostolorum gibt Jesus einen weiteren Beweis. Er macht Andreas auf die Spuren, die seine Füße im Sand hinterlassen, aufmerksam. Wenn er ein Geist wäre, würden keine Fußspuren zu sehen sein.
    Dieses Motiv der Körperlichkeit hat die Kunst übernommen. Bis ins 16. Jh. hin ein findet man daher auf Darstellungen der Himmelfahrt Christi, hauptsächlich an geschnitzten Bildwerken und in der Buchmalerei, die sichtbaren Fußabdrücke als Beweis für die leibliche Existenz.
    Einen großen Einfluß auf Kunst und Literatur des christlichen Abendlandes hatte auch das in diesem Band nicht abgedruckte apokryphe Buch von Johannes dem Theologen über das Sterben der Heiligen Mutter Gottes.

    Marias Tod
    Johannes schildert das Sterben Marias, eine in der bildenden Kunst sehr häufig dargestellte Szene.
    Der Bildaufbau - Apostel umgeben ihr Sterbelager und Christus nimmt, hin ter ihrem Bett stehend, ihre Seele auf, um sie den Engeln zu reichen -wurde in der byzantinischen Kunst entwickelt und von der abendländischen übernommen.
    Schon eine Reichenauer Handschrift aus dem 11. Jh. bildet das Geschehen so ab. In der Folgezeit, beso nders mit dem Einsetzen der Marienverehrung im 13. Jh., wird dieses Thema vermehrt in der bildenden Kunst dargestellt: als Mittelbild der Marienaltäre - im Krakauer Altar des Veit Stoß (1447-1533), als Relief, Mainfranken 1480-1490, oder in den graphischen Blättern des Marienlebens von Martin Schongauer und Albrecht Dürer sowie von Hugo van der Goes (Nachfolger), 1475, auf Leinwand gemalt.

    Apokryphe Apostelgeschichten
    Aus ihnen hat die bildende Kunst und die Literatur die Attribute der Apostel übernommen, meist sind es ihre Leidenswerkzeuge, durch die sie zu Tode kamen. Auch einige Martyriumszenen, die Kreuzigung des Petrus, der Tod des Paulus durch das Schwert und andere, gehen auf diese Geschichten zurück.
    Sehr ausführlich zeigen dies die Tafeln mit den Apostelmartyrien aus der Werkstatt des Stephan Lochner (um 1440).
    Unter all den Aposteldarstellungen haben Petrus und Paulus natürlich den Vorrang. Die Kontroverse zwischen Petrus und dem Magier Simon ist ein beliebtes Thema, und den Sturz des Magiers haben Buchmaler schon um 990 in einem Antiphonar aus Prüm (Eifel) dargestellt.
    Eines der ältesten Kreuzigungsbilder des Petrus ist im Homilienkodex des hl. Gregor von Nazianz (um 880) zu sehen. In diesem Manuskript sind auch die Martyrien aller anderen Apostel abgebildet.
    Die apokryphen Texte waren für die Literatur und noch mehr für die bildende Kunst eine Quelle der Inspiration. Die Gläubigen kannten die Schriften, und so konnten die Künstler sicher sein, auch verstanden zu werden.
    Im 16. Jahrhundert war die Übernahme von Motiven und Stoffen aus den Apokryphen im wesentlichen abgeschlossen. Die romantische Malerei, insbesondere die Nazarener, stellten im 19. Jahrhundert nochmals apokryphe Themen dar, aber wohl eher beeinflußt von der mittelalterlichen Kun st, die sie rezipierten, als von apokryphen Schriften.

    Helga Marie Linsbauer

    Quellenverzeichnis
    Für die freundlicherweise erteilte Abdruckerlaubnis der verschiedenen apokryphen Texte zum Alten und Neuen Testament bedanken wir uns bei diesen Verlagen:

    Verlag Herden Freiburg - Paul Rießler, Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Freiburg 1979 (4. Auflage). Eine umfangreiche Sammlung altjüdischer Schriften aus der Zeit des Alten Testamentes.
    Übernommen wurden daraus: Die Apokalypse des Moses, die Schatzhöhle so wie Josef und Asenath.

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    Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen - E. Hennecke / W.
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