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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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Geistesverwandten mit einer Lithographie, entstanden 1805-1807. Außerdem fertigte er eine Reihe von Zeichnun gen zum Buch Henoch.

    Der Prophet Jesaja
    Zur Visionsliteratur des christlichen Altertums gehört noch eine andere Apokryphe: Die Himmelfahrt und das Martyrium des Jesaja. Dieser Prophet ist auch im Alten Testament vertreten, als Künder der Geburt des Messias. Dagegen erzählt die apokryphe Schrift von seinem gewaltsamen Tod unter König Manasse. Dieser ließ ihn, durch den Teufel aufgehetzt, zersägen.
    In der bildenden Kunst wird er deshalb meist im Moment des Zersägtwerdens dargestellt. So zeigen ihn die Heisterbacher Heilige Schrift, um 1240, und andere Bibeln aus dem 13. Jh. Darüber hinaus ist er in der Deckenmalerei der Basilika von Brauweiler (bei Köln) zu sehen.
    Die Armenbibeln stellen sein Martyrium der Kreuzigung Christi gegenüber.
    Die zur Gattung der Visionsliteratur gehörenden Texte des Henoch und die Him melfahrt des Jesaja haben bereits alle Formen ausgebildet, die später Dante Alighieri (1265-1321) in seiner Göttlichen Komödie (Divina comedia) so virtuos be nutzt. Die Reise in Begleitung eines Engels durch die Unterwelt und die sechs Himmel zum siebenten, in dem der Unnennbare sitzt. Dantes Dichtung steht also in der Tradition der Visionsliteratur, zu der auch die beiden Apokryphen ge hören. Sie ist Höhepunkt und Abschluß dieses Literaturtyps.

    Die Weissagungen der Sibyllen
    In einer noch älteren Tradition stehen die Sibyllinischen Orakel. Bereits die vorattische Zeit kannte ihre Weissagungen, und Rom besaß eine Sammlung sibyllinischer Sprüche, die, von einem eigenen Kollegium betreut, zu Rate gezogen wurden, wenn außerordentliche Begebenheiten den Senat beunruhigten.
    Sibyllinische Weissagungen waren in Mode, und so fabrizierte sich auch das alexandrinische Judentum zum Zweck der monotheistischen Propaganda Sibyllensprüche.
    Zu dieser Zeit war der ursprüngliche Eigenname längst in einen Gattungsnamen übergegangen. Der römische Schriftsteller Marcus Terentius Varro (116-27 v Chr. ) unterschied schon zehn Sibyllen, nach den Orten, an denen sie lebten. Der jüdischen Bearbeitung folgte die christliche, die diese Literaturgattung ebenfalls als nützlich für ihre Propagandazwecke ansah. Dieser jüdisch-christliche Text, entstanden zwischen dem 2. vor- und dem 4. nachchristlichen Jahrhundert, wurde unter dem Titel Oracula Sibyllina in die Apokryphen eingereiht.
    Die Kirchenväter sahen in diesen Weissagungen, analog zu der Ankündigung des Messias durch die Propheten des Alten Testaments, Hinweise auf die Ankunft des Gottessohns.
    Die Sammlung hatte großen Einfluß auf die Kunst des Mittelalters und der Renaissance. Schon im 6. /7. Jh. sind Sibyllendarstellungen nachweisbar. Gruppendarstellungen von vier, zehn oder zwölf Sibyllen treten seit dem 11. Jh. auf. Die Hrabanus-Maurus-Handschrift, um 1022-1023 auf dem Monte Cassino entstanden, zeigt zehn von ihnen zusammen mit zehn heidnischen Philosophen. Auf einem Fresko im Limburger Dom sind vier Sibyllen mit vier Propheten abgebildet und in einem Missale von 1481 sind zwölf Sibyllen bei der Verkündigung zugegen.
    Das wundergläubige Mittelalter erweiterte die Kompetenz der Seherinnen noch und unterstellte ihnen auch die Passion, die Auferstehung und die Wiederkehr Christi beim Jüngsten Gericht vorausgesagt zu haben.
    In diesem Sinne sind zehn Sibyllen auf dem Chorgestühl, das Jörg Syrlin d. Ältere in den Jahren 1469-1474 geschaffen hat, dargestellt. Auch am Memminger Chorgestühl, einer großartigen Gemeinschaftsleistung mehrerer Memminger Meister, entstanden von 1501-1507, weisen zwölf Sibyllen mit zehn Propheten auf den Welterlöser hin. In Glas- und Buchmalerei sowie in Bockbuchausgaben wurden die Sibyllen mit ihren Weissagungen abgebildet. Sehr beliebt waren Sibyllendarstellungen in der Kunst der italienischen Renaissance. Die Sibyllen des Michelangelo (1475-1564) in der Deckenmalerei der Sixtinischen Kapelle (1508-1512) beeindrucken auch heute noch den Betrachter.
    Auch in der Kunst des Barocks hatten sie noch ihren Platz und waren sogar in der Profankunst, zum Beispiel auf Ofenplatten, verbreitet.

    Die Lücken im Neuen Testament
    Was die Sibyllen > erschauten<, wurde schließlich Wirklichkeit, und die Apostel verbreiteten die Heilsbotschaft gemäß ihrem Auftrag »in alle Welt«. Sie waren noch Augen- und Ohrenzeugen gewesen und standen für die Richtigkeit des Erzählten ein.
    Mit zunehmender Distanz und
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