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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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historischen Texten oder aus deren Bearbeitungen in Epen, geistlichen Dichtungen und aus der Legenda aurea. Je weiter die Zeit fortschritt, desto mehr wurden die einst entlehnten Motive Allgemeingut, verselbständigten sich und wurden von Werk zu Werk weiterübernommen, ohne daß man genau wußte, woher sie kamen. Die Ausformung und Verwendung apokrypher Stoffe und Motive endet im wesentlichen im 16. Jh.

    Die Mutter des Herrn
    Über das Leben und die Herkunft der Mutter des Herrn berichten die Evangelien fast nichts, dafür um so mehr die apokryphen Texte. Die christlichen Schriftsteller schmückten ihr Leben und das ihrer Eltern, Anna und Joachim, aus.
    Die frühchristliche Kun st hat uns keine Darstellung der Eltern überliefert. Um 1305 malte Giotto (1266-1337) auf den Fresken in der Arenakapelle von Padua sie als Mitglieder der Heiligen Sippe. In der mittelalterlichen Darstellung des Marienlebens haben sie ihren Platz auf Tafel- oder Schnitzaltären. Albrecht Dürer (1471-1528) hat in seiner 1511 erschienenen Holzschnittfolge >Marienleben< den Eltern, Anna und Joachim, einige Blätter gewidmet.
    Nach der Umarmung an der Goldenen Pforte wird Maria geboren. Darstellun gen vom Wochenbett Annas sind seit Beginn des 11. Jh.
    bekannt. Die Buchmalerei illustrierte damit die Handschriften, und Dürer stellte sie innerhalb seines Marienlebens dar. Albrecht Altdorfer (1480-1538) verlegte die Geburt in einen Kirchenraum, das Bild malte er um 1520, und Domenico Ghirlandaio (1449-1494) läßt auf dem Fresko in Santa Maria Novella fünf vornehme Florentiner Damen bei der Wöchnerin Anna ihre Aufwartung machen.
    Häufiger dargestellt ist die Szene des Tempelgangs. Bezeichnenderweise zuerst im Orient (Kup pelfresken in El-Bagaut, 4. Jh. ), denn dort hatte sich der Marienkult schon früher entwickelt.
    Im Mailänder Domschatz wird eine fünfteilige Tafel (Diptychon) aufbewahrt, die vom Beginn des 5. Jh. stammt und den Tempelgang Mariens zeigt.
    In der deutschen Kunst findet man dieses Motiv hauptsächlich als Buchmalerei in der ersten Hälfte des 11. Jhs., sodann in Dürers Marienleben und allgemein in Bildfolgen, die das Leben der Mutter Christi zeigen.
    Beeindruckend, schon durch seine Größe, hat Tizian (1476/77-1576) diese Szene gemalt. Das Bild ist 3,35 x 7,75 Meter groß und füllt in der Accademia in Venedig die ganze Eingangswand. Ein kleines Kind in blauem Kleid, umgeben von göttlichem Licht, schreitet ganz alleine eine riesige Treppe, eingerahmt von kolossalen Säulen, empor. Früher wurden zu Ehren dieser Szene auch Kirchen benannt. Zwischen Dom und Rhein stand in Köln bis ins 18. Jh. das Gotteshaus Maria ad gradus (Maria an den Stufen).
    Das Protevangelium hat auch weitgehend unsere Vorstellung von Joseph, dem Ehemann Marias, geprägt. Der Text schildert ihn als Witwer, und er bezeichnet sich darin selbst als > alter Mann<. Und so wird er auch meistens abgebildet, im Evangeliar Ottos III. (um 1000) zum Beispiel.
    Mit dem grünenden Stab in der Hand, dem Zeichen, daß er Marias auserwählter Bräutigam ist, malte ihn Raphael (1483-1520): Die Vermählung der Jungfrau Maria, 1504. Ihn umringen die Freier, deren Stäbe dürr blieben.
    Eine apokryphe Szene, die eine Fülle von Bildern hervorgebracht hat, ist die Verkündigung der Geburt Christi durch den Engel. Sehr selten wird die Verkündigung am Brunnen oder an der Quelle dargestellt. Der Adelfia-Sarkophag aus dem 4. Jh. zeigt sie, und später wird aus dem Brunnen, ein altes Symbol für Maria, die Vase mit der Lilie, die auf vielen Verkündigungsbildern im Hause zu sehen ist.
    Die Verkündigung im Hause ist der Favorit unter den Verkündigungsbildern. Der berühmte Triumphbogen in Santa Maria Maggiore in Rom zeigt sie als erstes Bild innerhalb der dargestellten Kindheitsgeschichte Jesu. Papst Sixtus (432-445) ließ dieses Mosaik anfertigen.
    Maria sitzt auf einem thronartigen Sessel und hält einen Tuchstreifen in Händen. Sie ist, wie das Pseudo-Matthäusevangelium erzählt, gerade beim Anfertigen eines Purpurvorhangs für den Tempel. Daher hat auf manchen späteren Bildern Maria eine Spindel in der Hand oder ein Spinnrad, oft auch ein Körbchen oder ein Gefäß mit Gewebe zu ihren Füßen stehen. Die schönste Darstellung dieses Typus' ist auf der berühmten Maximian-Kathedra (6. Jh.) im Erzbischöflichen Museum in Ravenna zu sehen.
    In der deutschen Kunst entstanden mit Beginn der Marienverehrung (13. Jh. ) ausgedehnte Bilderreihen, die immer mit der
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