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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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zurückgedrängt.
    Eine Ausnahme bilden hier die judenchristlichen Gemeinden, die in ihrem neuen Glauben die Erfüllung der alten Schriften sahen. Sie bewahrten mit ihnen auch die Apokryphen auf, und gaben sie an diejenigen weiter, mit denen sie in Berührung kamen.
    Ein Beispiel dafür ist der in das Neue Testament aufgenommene Judasbrief. Der Verfasser erwähnt dort im 9. Vers die apokryphe Himmelfahrt Moses und verweist mit Vers 14 f. auf das 1. Buch Henoch. Darüber hinaus werden in diesem Brief noch weitere apokryphe Schriften angesprochen.
    Die Kirchenväter zitierten zwar aus den alttestamentlichen Apokryphen, und einige der Schriften wurden auch in den Anhang der Vulgata aufgenommen, aber stets im Hinblick auf ihren Wert für den christlichen Glauben.

    Adam und Eva
    Ein im Mittelalter weitverbreitetes und vielgelesenes Buch war »Das Leben Adams und Evas«.
    Von seiner Beliebtheit zeugen die vielen noch vorhandenen Handschriften. Die Mailänder Handschrift entstand im 11. Ih., die Wiener, hier ist die Datierung schwierig, zwischen dem 12. und 14. Jh. und das venetianische Manuskript im 13. Jh. Aber auch im 15. Jh. erschienen noch Ausgaben.
    Zum Teil gehen sie auf die fälschlich sogenannte Apokalypse des Moses zurück oder basieren auf der fast textidentischen Schrift: Das Leben Adams und Evas. Beide apokryphen Texte haben auch auf die bildende Kunst eingewirkt.
    Der Engel, der dem vertriebenen Menschenpaar die Arbeitswerkzeuge bringt, ist ein Beispiel dafür. Auf der Erztür von Montreale und im Homilienbuch des hl. Gregor von Nazianz aus dem 9. Jh. ist dieser Vorgang abgebildet.
    Eine andere apokryphe Stelle sagt, daß ein Engel Adam und Eva die Bodenbearbeitung gezeigt habe. Dargestellt ist diese Szene an der Bronzetür des hl. Bernwards (um 1015) am Dom zu Hildesheim.
    Und vielleicht hat auch eines der Schlagworte des Bauernkriegs von 1525: >Als Adam grub und Eva spann, wo war da der Edelmann .. . «, seinen Ursprung im Buch über das Leben Adams und Evas.

    Ein Afrikaforscher rettet ein Buch
    Ältere Kirchenlehrer schätzten das Buch Henoch wegen seiner moralischen Geisteshaltung, aber im Laufe der Zeit ließ das Interesse daran nach und übrigblieb allein das Wissen, daß Henoch wie Elias, in den Himmel aufgenommen worden war und die Kenntnis der entsprechenden Stelle in den Apokryphen.
    Das gesamte Henochbuch wäre wohl verschollen, hätte nicht die äthiopische Kirche den Text in ihren alttestamentlichen Kanon aufgenommen.
    Bereits im 17. Jh. gab es Gerüchte, daß die Äthiopier ein Buch Henoch besäßen. Aber erst der Afrikaforscher J. Bruce befriedigte die Neugier der Gelehrten. Er brachte 1773 von seiner Reise nach Äthiopien drei Exemplare mit. Danach wurde es übersetzt, und 1833 erschien der erste Teil und 1838 der zweite in deut scher Sprache. Das Wissen um die Aufnahme Henochs in den Himmel war, wie gesagt, noch immer präsent und wurde durch den Beatus-Kommentar aus dem 9. Jh. weithin bekannt. So fand diese Szene samt ihrer Interpretat ion Aufnahme im wohl populärsten Buch des Mittelalters, die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. >>Wer seid ihr, die ihr noch nicht gestorben seid, und nicht in der Hölle wohntet, sondern im Paradiese?< Antwortete der eine und sprach: >Ich bin Enoch (Henoch), der hierher ward versetzet, und dieser ist Elias, der im feurigen Wagen gen Himmel fuhr; wir haben den Tod noch nicht gekostet und sind aufbehalten bis auf die Zeit des Antichrist: wider den sollen wir fechten und von ihm erschlagen werden, und nach drei Tagen und einem halben werden wir auffahren in den Wolken.<< (Legenda aurea. Heidelberg 1979. S. 283) Die Buchmalerei nahm das Thema auf, und die Reichenauer Malschule schuf um 1020 für die sogenannte Bamberger Apokalypse eine eindrucksvolle Version.

    183
    Um 1170 begleitet diese Szene in einer Salemer Handschrift den visionären Text aus einer Dichtung der Hildegard von Bingen. Auch das Kunstgewerbe übernahm dieses Motiv. Auf der Teppichfolge von Angers (1377-1381) ist es zu be wundern. Vom 13. bis zum 15. Jh. gehörte es zum festen Bestandteil des Jüngsten-Gerichts-Zyklus.
    In den Armenbibeln (Biblia pauperum) des 14. und 15. Jhs. wird Henochs Auf nahme in den Himmel der Himmelfahrt Christi gegenübergestellt. Dieselbe Thematik zeigen auch die Glasfenster de r Franziskanerkirche in Esslingen vom Ende des 13. Jh.
    Vor etwas mehr als einem Jahrhundert ehrte der englische Maler und Mystiker William Blake (1757-1827) seinen großen
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