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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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unterschiedlichen Werken wie den Armenbibeln aus dem 14. -15. Jh. und dem Stundenbuch der Maria von Burgund (um 1477).
    In der Literatur lassen sich apokryphe Quellen auch noch für die Dichtungen der Nonne Hrotsvitha von Gandersheim (um 935-1000), für die Marienlyrik des Priesters Wernher, verfaßt um 1170, un d für Konrad von Fußesbrunn >Kindheit Jesu< (um 1210) nachweisen. Das am Ausgang des 13. Jhs. von einem unbekannten Dichter verfaßte Passional, auch ein christliches Erbauungsbuch, bezieht ebenfalls apokryphes Gedankengut ein.
    Der zweite Erzählkreis, den die Apokryphen aufgreifen, handelt von der Passion, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Christi und von Marias Tod.
    Für die Darstellung des Passionszyklus' sind hauptsächlich die vier Evangelien maßgeblich geblieben, aber wo deren Aussagen Lücken läßt, zeitlich oder in der Anschaulichkeit, schieben sich apokryphe Schriften dazwischen.
    Diesmal ist es das Nikodemusevangelium, auch Pilatusakten genannt, das als wichtigste Quelle für Kunst und Literatur angesehen werden muß.
    Bereits die ersten uns bekannten Passions- bzw Kreuzigungsdarstellungen aus dem 5. Jh. enthalten apokryphes Gedankengut und zeigen die Verbreitung der Texte unter den Gläubigen.
    In der fünften Zone der rechten oberen Säule des Ziboriums in San Marco, Venedig, ist zum Beispiel die ehrfürchtige Einführung des gefangenen Jesus bei Pilatus dargestellt - ein Vorgang aus dem Nikodemusevangelium. Diese Schrift entlastet im Inhalt Pontius Pilatus von der Mitschuld am Tode Christi.

    Sub Pontio Pilato
    Auch das lediglich in Bruchstücken auf un s gekommene Petrusevangelium, das noch im 2. Jh. in Syrien zu den heiligen Schriften zählte, bürdet alle Schuld am Tod des Herrn den Juden und Herodes auf.
    In der Ostkirche existieren noch weitere apokryphe Pilatusakten, die seine Rehabilitierung betreibe n, und in der koptischen Kirche wird er als Heiliger verehrt.
    Aus diesen und weiteren apokryphen Pilatusakten hat der russische Schriftsteller Michail Bulgakow in seinem erst nach dem Tod, er starb 1940, erschienenen Buch >Der Meister und Margarita< sein e Version der Passion zusammengestellt. Pilatus steht im Mittelpunkt dieses auf drei Kapitel verteilten Romans im Roman.
    Er wird nicht direkt als Gottsucher gezeichnet, sondern als ein Mensch, der sich träumend der Wahrheit nähert. Im Traum geht er diskutierend mit Jeschua han- Nasri auf einer durchsichtigen Straße zum Mond. »Sie disputierten über etwas sehr Kompliziertes und Wichtiges, und keiner vermochte den anderen zu überzeugen. Ihre Ansichten deckten sich nirgends, und daher war ihr Disput besonders interessant und fand kein Ende. Die heutige Hinrichtung war natürlich ein reines Mißverständnis, denn der Philosoph, der auf die unwahrscheinlich absurde Idee gekommen war, daß alle Menschen gut seien, ging ja hier neben ihm, folglich lebte er. Und außerdem konnte man einen solchen Menschen ja gar nicht hinrichten, der bloße Gedanke daran wäre entsetzlich! Nein, die Hinrichtung hatte nicht stattgefunden! Darum war es herrlich, diese Treppe zum Mond
    hinaufzugehen./ >Doch, doch ...< stöhnte und schluchzte Pilatus im Schlaf. Selbstverständlich würde er seine Karriere aufs Spiel setzen. Am Morgen hätte er es noch nicht getan, doch jetzt, in der Nacht, nachdem er alles erwogen hatte, war er dazu bereit. Er würde alles aufs Spiel setzen, um diesen gänzlich unschuldigen, verrückten Träumer und Arzt vor der Hinrichtung zu retten!
    >Wir werden jetzt immer beisammen sein<, sagte ihm im Traum der zerlumpte Wanderphilosoph, .. . >wo der eine ist, sei auch der andere! Gedenkt man meiner, so wird man auch deiner gedenken!<< (Michail Bulgakow.
    Der Meister und Margarita. München 1978. S. 313-14) Bulgakow nennt auch die Namen der beiden Räuber, die mit Jesus gekreuzigt wurden, Demas und Gestas, die auch das Nikodemusevangelium so nennt.

    Abgestiegen in das Reich des Todes
    Obwohl dieser Satz im apostolischen Glaubensbekenntnis, das in allen römischkatholischen Kirchen gebetet wird, seit Jahrhunderten seinen festen Platz hat, berichtet das Neue Testament über diesen Vorgang nichts.
    Das Nikodemusevangelium bringt dazu einen »Augenzeugenbericht« zweier Menschen, die aus dem Grab erstanden waren. Diese sehr anschauliche Erzählung hat gerade auf die mittelalterliche deutsche Kunst eine große Wirkung ausgeübt.
    Dargestellt wird der dramatische Augenblick, wo Jesus Adams rechte Hand ergreift, um ihn zu befreien und
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