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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine
Autoren: Bob Shaw
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hereinfalle, sagte er sich, während er gleichzeitig daran dachte, wie selten ihr Haus leer war und zur Liebe am Nachmittag einlud, wie Vicky vorgeschlagen hatte. Sie liebte ihn so sehr, daß sie nicht einmal wollte, daß er andere Frauen ansah – das klang fast vernünftig, wenn man es unter diesen Umständen so ausdrückte. Hutchman gelang es beinahe, sich einzureden, es sei seine eigene Schuld, wenn er solche Leidenschaft in Vicky hervorrufe. Er drehte sich um, ließ sich küssen und wollte sie betrügen, indem er nur seinen Körper gab und sich geistig zu rückhielt, aber als sie ins Haus gingen, wurde ihm klar, daß er wieder einmal geschlagen worden war. Nach achtjähriger Ehe war ihre Anziehungskraft auf ihn so groß, daß er sich nicht einmal mehr vorstellen konnte, eine Affäre mit einer anderen Frau zu haben.
    »Es ist schon ein verdammtes Handikap, von Natur aus monogam zu sein«, murmelte er, als er seine Ausrüstung neben die Verandatür legte. »Dadurch werde ich nur ausgenützt.«
    »Du Ärmster!« Vicky verschwand im Schlafzimmer und begann sofort, sich auszuziehen. Er folgte ihr und streifte seine Kleidungsstücke ebenfalls ab. Als sie zusammen auf dem Bett lagen, hielt er seine Frau umklammert und machte sie körperlich so bewegungslos, wie sie ihn seit Jahren geistig bewegungsunfähig zu machen versuchte. Und als alles vorbei war, lag er zufrieden und entspannt neben ihr – in dem glücklichen Zustand zwischen Schlafen und Wachen. Die Welt vor den Fenstern war die Welt, die er als Junge gekannt hatte. Er fühlte sich sicher. Die Atombombe, der angeblich drohende Untergang der Menschheit, war überholt, ein bißchen altmodisch – wie John Foster Dulles und Senator McCarthy, winzige Schwarzweißfernseher, eckige Mgs, der New Look und die weißen Flugboote über dem Solent. Der entscheidende Punkt war im Juli 1966 erreicht, als das Intervall zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg uns vom V-Day trennte. Bei nüchterner Betrachtung erscheint es aus der Sicht des Jahres 1978 kaum vorstellbar, daß die Bombe damals abgeworfen und…
    Hutchman schrak auf, als stürmisch gegen die Haustür getrommelt wurde, und vermutete, daß sein Sohn aus der Schule gekommen war. Er zog sich notdürftig an, ließ Vicky dösend auf dem Bett zurück und hastete hinaus. David drängte sich wortlos an ihm vorbei, ließ seinen Schulranzen fallen und verschwand in der Toilette. Hutchman grinste, als er den Schulranzen wegstellte. Es gibt verschiedene Ebenen der Realität, dachte er, und dies hier ist eine davon, die vielleicht ebenso wichtig wie alle anderen ist. Vielleicht hat Vicky recht – vielleicht kann man als Bewohner dieses globalen Dorfs keinen größeren und gefährlicheren Fehler machen, als sich für zehntausend Meilen entfernte Nachbarn verantwortlich zu fühlen. Kein bisher existierendes Nervensystem kann mit der Schuld anderer fertig werden.
    »Dad?« Davids Lächeln wirkte wegen seiner Zahnlücken eher komisch. »Gehen wir heute abend zum Stockcar-Rennen?«
    »Ich weiß nicht recht, mein Junge. Es ist schon Oktober – da ist es abends an der Rennstrecke ziemlich kühl.«
    »Können wir nicht Mäntel anziehen und Hot dogs essen, damit uns warm ist?«
    »Weißt du was – du hast recht! Wir fahren hin!« Hutchman nickte zufrieden, als er Davids Freude bemerkte. Meine Entscheidung steht fest, dachte er. Die Neutronen können sich einen anderen Tanzmeister suchen … Er ging ins Schlafzimmer und rüttelte Vicky wach. »Steh auf, Weib! David und ich möchten früh essen – wir wollen zum Autorennen.«
    Vicky streckte sich ganz aus und blieb bewegungslos wie eine ägyptische Mumie liegen. »Ich rühre mich erst, wenn du mir sagst, daß du mich liebst.«
    Hutchman trat ans Bett. »Ich liebe dich.«
    »Und daß du nie eine andere ansehen wirst?«
    »Gut, ich sehe nie eine andere an.«
    Vicky lächelte verheißungsvoll. »Komm wieder ins Bett.«
    Hutchman schüttelte den Kopf. »David ist da.«
    »Nun, er muß die Tatsachen des Lebens schließlich einmal kennenlernen.«
    »Ich weiß, aber ich möchte nicht, daß er in der Schule einen Aufsatz über uns schreibt. Seit dem vom letzten Monat gelte ich als Trinker, aber ich werde aus der Elternvereinigung ausgeschlossen, wenn sich herumspricht, daß ich ein Sexbesessener bin.«
    »Gut, wie du meinst.« Vicky setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Ich fahre mit euch zum Autorennen, glaube ich.«
    »Aber du hast doch keinen Spaß daran.«
    »Heute habe ich
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